Ganz oben auf der Agenda mittelständischer Firmen stehen derzeit Kostensenkungen. Das ist ein Kernergebnis der Studie "ERP in the Midmarket" des US-Marktforschungsinstitut Aberdeen. Ein Grund dafür ist, dass der Mittelstand unter der aktuellen wirtschaftlichen Krise sowie deren Nachwirkungen leidet.
Hinzu kommt der hohe Kosten- und Wettbewerbsdruck aufgrund globalisierter Märkte. Dieser zwingt die Betriebe dazu, sich rasch und flexibel an veränderte Markt- und Kundenanforderungen anzupassen. Eine wichtige Basis dafür ist, Geschäftsprozesse möglichst standardisiert, durchgängig und weitgehend automatisiert abwickeln sowie transparent überblicken zu können.
17 Prozent weniger Kosten durch aktuelles ERP-Release
Der Umfrage zufolge setzen 93 Prozent der befragten Mittelständler dafür inzwischen eine ERP-Software ein. Allerdings versäumen viele Betriebe es, ihre ERP-Anwendungen regelmäßig auf den technologisch neuesten Stand zu bringen. Nur 28 Prozent der Befragten setzen zurzeit die aktuelle ERP-Version ihres Software-Herstellers ein. 31 Prozent arbeiten noch mit der Vorgänger-Version. Jeweils 13 Prozent hinken sogar zwei beziehungsweise drei Release-Ständen hinterher. 14 Prozent teilten mit, dass sie immer noch dabei sind, ein ERP-Upgrade durchzuführen.
Unternehmen die eine aktuelle ERP-Version einsetzen, profitieren direkt von technologischen Neuerungen ihres ERP-Herstellers und können so die Leistungsfähigkeit ihrer Prozesse und damit des Gesamtunternehmens erhöhen. Zum Beispiel konnten Firmen, die das neueste ERP-Release einsetzen, ihre Betriebs- und Verwaltungskosten um jeweils 17 Prozent verringern und kamen mit 13 Prozent weniger Personal aus. Betriebe, die dagegen noch mit älteren Release-Ständen arbeiten, erzielten deutlich geringere Kostenvorteile. Zum Teil entfielen diese auch ganz. Die Marktforscher geben aber auch zu bedenken, dass selbst eine aktuelle Software-Version keine Verbesserungen bringt, wenn sie auf veralteter Technologie basiert.
Integrierte IT-Landschaft verbindet Standorte
Viele Mittelständler arbeiten in "verteilten Umgebungen", denn sie agieren inzwischen international und haben eine oder mehrere Auslandsgesellschaften. Nur elf Prozent der Befragten gaben an, dass sie lediglich einen einzigen Standort haben. Den Marktforschern zufolge stehen die Betriebe vor der Aufgabe, die standortübergreifende Zusammenarbeit zwischen der Zentrale und den einzelnen Gesellschaften durch eine unternehmensweit harmonisierte ERP-Landschaft möglichst effizient zu gestalten.
Das sei auch der Haupttreiber für die Anschaffung eines integrierten und modernen ERP-Systems. Allerdings nutze es den Firmen wenig, wenn sie die Geschäfts-Software zwar in der Zentrale einsetzen, die Niederlassungen aber noch mit Lösungen anderer Hersteller oder mit Access- und Excel-basierten Lösungen arbeiten. Laut Umfrage binden im Vergleich zum Vorjahr 40 Prozent mehr Firmen ihre Niederlassungen an das zentrale ERP-System an.
ERP-Systeme ohne Schnittstellen erweitern
Mittelständler haben zudem bestimmte Anforderungen an eine ERP-Software. Diese muss zum einen betriebswirtschaftliche Kernprozesse, wie Einkauf, Materialwirtschaft, Produktion, Vertrieb sowie Finanzbuchhaltung und Controlling, durchgängig abbilden. Zum anderen wollen die Betriebe die eingesetzte Lösung problemlos und ohne aufwändige Schnittstellen-Programmierung um neue Funktionen oder zusätzliche ERP-Module erweitern können. Den Marktforschern zufolge belegen die Umfrageergebnisse, dass der Mittelstand integrierte Lösungen bevorzugt.
Zum Beispiel kaufen 74 Prozent beziehungsweise 71 Prozent zusätzlich benötigte Funktionen für das Qualitätsmanagement sowie zur Steuerung von Lieferantenbeziehungen (Supplier Relationship Management, SRM) beim Hersteller ihrer ERP-Software ein. Bei Zusatzfunktionen für das Enterprise Asset Management sind es 67 Prozent und 64 Prozent bei Software-Modulen für das Supply Chain Planning. Dagegen beziehen der Umfrage zufolge nur 48 Prozent Business-Intelligence-Funktionalität von ihrem ERP-Hersteller als zusätzliches ERP-Modul, 62 Prozent dagegen entweder als Teil des ERP-Systems oder als eigenständige BI-Applikation.
Aberdeen befragte für die Studie 313 mittelständische Firmen mit einem Jahresumsatz von weniger als 50 Millionen US-Dollar und insgesamt mehr als 750 Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 50 Millionen und einer Milliarde US-Dollar.