Prognosen 2009, TechConsult

Mittelständler trotzen der Krise

02.01.2009 von Alexander  Kubsch
Viele IT-Abteilungen haben sich bereits frühzeitig auf die Krise eingestellt und vorbereitet. Um die stürmischen Zeiten zu überstehen gilt es trotzdem, bestimmte Themen auf die Agenda zu setzen.

In der derzeitigen Flut negativer Nachrichten aufgrund der Finanz- und Wirtschaftskrise ist eine positive umso wohltuender: Die mittelständischen CIOs trotzen der Krise und halten in 85 Prozent aller Fälle an ihren IT/TK-Investitionsplanungen vom Frühjahr fest. Lediglich unerwartet wenige 12 Prozent korrigieren ihre Ausgabenplanungen für 2009 nach unten. Hierunter finden sich - dies wiederum erwartungsgemäß - vor allem Mittelständler aus der Industrie und dem Baugewerbe.

Das ist das Ergebnis unserer Ende November durchgeführten repräsentativen Umfrage bei 200 IT-Entscheidern in Unternehmen von 10 bis 999 Mitarbeitern, die damit über 500.000 Unternehmen in Deutschland repräsentiert.

Viele CIOs haben die Krise bereits frühzeitig in ihren Budgetplanungen berücksichtigt. Die Folge: Die Investitionsdynamik lässt nach.

Ohne die Freude über diese gute Nachricht dämpfen zu wollen, steckt der Wermutstropfen hier jedoch im Detail. Wir hatten die IT/TK-Planungen für 2009 im Frühjahr dieses Jahres erhoben, und es zeichnete sich bereits deutlich ein Rückgang der Investitionsdynamik im Vergleich zum Vorjahr ab. Oder um in der Börsensprache zu bleiben: Die CIOs haben die im Frühjahr schon erkennbare (Finanz-) Krise bereits "eingepreist".

Aber dennoch ist es eine positive Botschaft, denn das Ausmaß der Krise - insbesondere auch in der Automobilindustrie - war damals noch nicht abzusehen. Und offenbar haben die CIOs das Potenzial einer effizienten IT hinsichtlich Kostenoptimierung und Businessunterstützung verinnerlicht. Damit könnte sich unsere IT-Branche vom Krisenverursacher in 2001 zu einem der Problemlöser wandeln.

Das Umfrageergebnis ist aber auch für TechConsult - und natürlich unsere eAnalyzer-Kunden - ein beruhigendes Ergebnis, auch wenn wir diese Erfahrung in den letzten Jahren regelmäßig gemacht haben: Unsere im Vergleich der Auguren traditionell eher als konservativ, aber belastbar geltenden Prognosen wurden wieder einmal bestätigt. Das hat nichts mit "Analystenglück" zu tun, sondern mit dem ungleich höheren Aufwand, den wir betreiben: unsere Prognosen beruhen nicht auf Marketing-gefärbten Herstellerangaben, sondern auf unseren repräsentativen Befragungen von Tausenden von Anwenderunternehmen für unseren eAnalyzer.

Daher sehen wir zumindest im Mittelstand nur einen sehr geringen Anpassungsbedarf unserer Marktdaten. Inwieweit dies für die Großunternehmen gilt, untersuchen wir derzeit.

Zentrale Themen für CIOs - jenseits des Hypes

Unabhängig von der Entwicklung der gesamten Wirtschaft oder des IT-Marktes im speziellen gibt es auch im neuen Jahr eine Handvoll Themen, mit denen sich CIOs näher beschäftigen sollten. Nicht jeder der Trends wird für das eigene Geschäft sinnvoll und geeignet erscheinen, aber zu jedem sollten sich IT-Leiter eine eigene Meinung bilden.

1. Cloud Computing

Alexander Kubsch, Director Consulting TechConsult: "Derzeit gibt es so gut wie kein Angebot, das dem ganzheitlichen Ansatz vom bedarfsgerechten Bezug aller erdenklichen IT-Ressourcen über das Internet gerecht wird."
Foto: xyz xyz

Cloud Computing wird als Trendthema in diesem und wohl noch stärker im kommenden Jahr durch die Marketing-Dörfer getrieben. Derzeit gibt es jedoch so gut wie kein Angebot, das dem ganzheitlichen Ansatz vom bedarfsgerechten Bezug aller erdenklichen IT-Ressourcen über das Internet gerecht wird. Das Konzept Cloud Computing ist zunächst vor allem abhängig vom Erfolg von On-Demand- und Software-as-a-Service-Lösungen. Zukünftig könnte dann ein breiter Bedarf an flexiblen IT-Infrastruktur- und IT-Lösungsangeboten über das Netz entstehen, die bisher die Anwender noch gern in eigener Hand behalten wollen.

2. Mobiles Breitband

Dank mobilem Breitband werden mobile Clients zu gleichrangigen Partnern im Collaboration-Netzwerk. Durch leistungsfähige Dienste wie HSPA - und vor allem etwa ab 2010 mit LTE - profitieren nicht nur Consumer mit bisher nicht gekannten Streaming-Möglichkeiten, sondern Lösungen wie Unified Communications erlauben die umfassende wie bruchlose Einbindung mobiler Mitarbeiter. Diese Möglichkeiten setzen die entsprechende Hardware voraus. Netbooks finden hierbei großen Anklang vor allem bei Consumern. Netbooks werden ihre Anwendungsfelder sicherlich auch im Business-Bereich besetzen, durch ihre begrenzten Leistungsdaten dürften sie sich aber eher in einer Stuck-in-the-Middle-Position wiederfinden. Der Business-Anwender wird eher selektiv zu Smartphone (für spontane Nutzung, Schwerpunkt Voice) oder Notebook (Applikationen, Conferencing) greifen.

3. Enterprise Mashups

Web 2.0 bleibt ein Trendthema, aus dem inzwischen Enterprise Mashups als klarer Trend für 2009 hervorgehen. Unternehmen setzen die Mashup-Technologie des Web 2.0 intern ein, um Effizienzsteigerungen und Kostenvorteile zu erhalten. Über Unternehmensgrenzen hinaus wird der Einsatz von Enterprise Mashups aufgrund von erheblichen Risiken vorerst nur vereinzelt und eher als Testballon verwendet. Aus Risikosicht sind übergreifende Enterprise Mashups in die Kategorie der Dienste und Anwendungen der On-Demand- und -as-a-Service-Dienste einzuordnen. Inwiefern sich dieser Enterprise-Web 2.0-Trend über Unternehmensgrenzen hinaus etablieren wird, hängt maßgeblich von der Flexibilität der IT-Lösungsansätze und dem Vertrauen der Anwenderunternehmen in diese Technologie aus der "Wolke" ab.

4. Client-Virtualisierung und Renaissance des Thin-Clients

Mittlerweile hat sich die Server-Virtualisierung als Einstieg in die Virtualisierungswelt in vielen Unternehmen etabliert. Virtuelle Client-Infrastrukturen sind eine logische Fortsetzung dessen. Client-Virtualisierung eignet sich insbesondere für sehr strukturierte Arbeitsplätze mit nur einer oder zwei Applikationen. Durch die Virtualisierungstechnologie wird sich der Thin Client zu einem vollständigen PC entfalten können und sein Comeback feiern. Treibende Branchen werden neben öffentlichen Verwaltungen und dem Finanzsektor vor allem Logistikunternehmen, Callcenter und größere Industriebetriebe mit vielen Sachbearbeiter-Arbeitsplätzen sein.

5. Pervasive Computing

Pervasive Computing ist ein vergleichsweise neues Konzept, der Begriff selbst ist noch nicht weit verbreitet im Markt. Der Kern ist das Sammeln, Auswerten und Nutzen von Konsumenten-Daten. Das wird möglich durch das Bereitstellen von Services für Endverbraucher, die kostenlos (zum Beispiel Mail-Client im Internet als SaaS wie bei web.de) oder gegen Entgelt (zum Beispiel dynamisches Navigationssystem mit Rückkanal über GSM/3G) angeboten werden. Im Gegenzug werden die Daten, die der Konsument bei der Nutzung der Services produziert, ausgewertet und für eine zielgruppengerechte werbliche Ansprache selbst genutzt oder verkauft. Nachfrager nach diesen Daten und Profilen ist die gesamte Industrie, insbesondere Konsumgüterhersteller (und deren Agenturen). Für das Generieren dieser Daten aber zeichnet die IT-Industrie verantwortlich. Nur durch das Bereitstellen besonders innovativer Services wächst die Bereitschaft von Konsumenten, durch Nutzung des Services entsprechende Daten zu produzieren.