Personal-Management

Mitarbeiterführung - Keine Angst vor guten Leuten!

23.06.2008 von Ines Brunner
Die CW-Schwesterpublikation COMPUTERWORLD hat sieben Tipps für den professionellen Umgang mit fähigen Mitarbeitern zusammengestellt.

Es ist ein Management-Grundsatz: Je gebildeter die Angestellten sind, desto schwieriger sind sie auch zu führen. Mitarbeiter, deren linke Gehirnhälfte einen hohen Intelligenzgrad hat - was häufig bei IT-Fachleuten der Fall ist -, können schnell fordernd, ignorant für die Meinungen anderer und gelangweilt sein. In den Augen des Projektleiters wollen sie immer "der Richtige" sein.

Hochintelligente und fachspezifisch versierte Menschen leben in einer Art Subkultur, in der Wissen ein gesellschaftlicher Status und zugleich eine Macht ist und Genauigkeit entscheidet. Wenn unvermeidliche Meinungsverschiedenheiten auftreten, kann das zu Verstimmungen - besonders zwischen dem Angestellten und dem Vorgesetzten - führen. Folgende sechs Tipps zeigen, wie man diesem Problem vorbeugen kann.

1. Steuern Sie Resultate, nicht Prozesse

Es ist absolut angemessen, dass Führungskräfte ihren Mitarbeitern sagen, was zu tun ist. Aber wenn es darum geht, wie die Arbeit erledigt werden soll, kann eine kontrollierende Atmosphäre frustrierend sein.

Es gibt jedoch Fälle, in denen ambitionierte Mitarbeiter durch ihre Liebe zum Detail die geplante Projektzeit erheblich verlängern. Vermeiden Sie es, dass zwei Mitarbeiter, die eine gemeinsame Leidenschaft haben, zusammenarbeiten und dann beginnen, eine Art Mauer um sich zu bauen. Eine Belegschaft, die aus solchen Mitarbeitern besteht, braucht Struktur. Jedoch sollte die Struktur eher auf die Ergebnisse als auf die Prozesse ausgerichtet sein. Es ist ratsam, das Projekt im Sinn der angestrebten Resultate zu betreiben und nicht den Weg vorzuschreiben, wie die Mitarbeiter zu den Ergebnissen gelangen sollen.

2. Beziehen Sie Mitarbeiter in den Dialog ein

Sehr intelligente Menschen mögen es selten, wenn sie sich geführt fühlen. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie keine Führung bräuchten. Damit dieses Kunststück gelingt, stellen Sie Ihren Mitarbeitern Fragen, die sie Ihre Sichtweise verstehen lassen. Das ist jedoch zeitaufwändig und verlangt Geduld - besonders wenn man die Entscheidung bereits kennt, die man sofort fällen möchte. Prüfen Sie die Vorschläge Ihrer Mitarbeiter. Egal, ob Sie die Empfehlungen annehmen oder nicht, geben Sie Ihren Angestellten das Gefühl, dass sie an der Entscheidung teilhaben.

3. Seien Sie offen für Neues

Neue Ideen nicht umzusetzen würde an Vergeudung von Ressourcen grenzen. Deswegen sollten Sie sich Experimenten nicht verschließen. Wenn Vorschläge - wie automatisierte Testverfahren einzuführen - sich als sinnvoll erweisen, werden sie nicht selten zu gewinnbringenden Routinen im Unternehmen. Schließlich können und sollten auch Sie selbst von diesen ausgeklügelten Anregungen Ihrer Mitarbeiter lernen. Sie müssen jedoch dazu bereit sein, zu akzeptieren, dass jemand Ihnen intellektuell überlegen ist. Das entbindet Sie dennoch nicht Ihrer Führungsverantwortung, denn auch Spitzenkräfte müssen wissen, wo ihr Platz im Unternehmen ist.

4. Geben Sie nicht vor, mehr zu wissen, als es der Fall ist

Die schlimmste Art, wie Sie auf ein Gutachten, das Sie nicht verstehen, reagieren können, ist, sich unsicher und bedroht zu fühlen. Manche Führungskräfte sehen sich dann dazu gedrängt, Entscheidungen zu treffen, für die sie gar nicht qualifiziert sind. Schließlich endet dann alles mit einem großen Gejammer.

Besser ist es zu akzeptieren, dass es nicht Ihre Rolle ist, derjenige mit den besten Ideen zu sein, sondern eher sich zurückzunehmen und die Person zu sein, die entscheidet, welche Vorschläge am besten sind. Wenn auf die angenommenen Anregungen auch noch Taten folgen, zollen Ihnen auch die fähigen Mitarbeiter ihren Respekt. Auch wenn diese Leute mit der Entscheidung nicht einverstanden sind, respektieren sie, dass Sie hinter der getroffenen Entscheidung stehen. Hochbegabte Angestellte wollen Taten und Ergebnisse sehen - egal wie diese erreicht werden. Geben Sie dem Mitarbeiter mit dem höheren Fachwissen Hinweise, aber vertrauen Sie auch seinen Fähigkeiten, das Projekt zu leiten, ohne dass er oder sie eine Führungskraft ist.

5. Finden Sie Entwicklungsmöglichkeiten

Anspruchslose Projekte sind ein Fluch für hochintelligente Mitarbeiter, die herausgefordert werden wollen. Jedoch herrscht unter den fähigen Angestellten die Tendenz, sich eher für ein interessantes und arbeitsintensives Projekt zu entscheiden und es einer Arbeit, die Geld einbringt, vorzuziehen. Um diese Neigung auszugleichen, sollten sich die Mitarbeiter in einer Kompetenzgruppe freiwillig zusammenschließen können.

Achten Sie darauf, intelligente Angestellte nicht unter ihrem Niveau einzusetzen. In höheren Positionen können sie oft ihre Fähigkeiten besser und schneller umsetzen. Teilweise zeigen sie erst nach dem Karriereschritt ihr wahres Gesicht als Multitalent.

6. Lassen Sie sich nicht vom Scharfsinn blenden

Nur weil ein Arbeitnehmer fähig ist, muss er nicht gleich das Unternehmen leiten. Es bedarf vielmehr eines Gleichgewichts, ihm Freiraum für seine Ideen zu geben, ihn zu begleiten und sich auch in seine Aktivitäten gegebenenfalls einzuschalten. Hier gilt es, die unterschiedlichen Arten der Intelligenz zu nutzen.

Ein anderer häufig begangener Fehler ist, jede Entscheidung an den hochbegabten Mitarbeiter zu übertragen. Das wäre genau so, wie wenn ein Hollywoodstar eine politische Entscheidung treffen sollte. Hier sind Fehlentscheidungen programmiert.

7. Bleiben Sie bescheiden

Als technischer Leiter sind Sie immer von Leuten umgeben, die ein größeres Fachwissen als Sie besitzen. Wenn dem nicht so ist, dann machen Sie eine schlechte Personalpolitik. Sie sollten sich glücklich schätzen, solch ein kompetentes Team zu haben, das Sie in die gewünschte Richtung bringt, ohne dass Sie selbst stärker eingreifen als nötig.

Zur weiteren Lektüre empfehlen wir Ihnen das den Artikel "Hilfe, mein Chef ist unfähig" sowie das Interview "Die Kunst der emotionalen Führung" mit Bernhard Peters, dem ehemaligen Bundestrainer der Hockey-Nationalmannschaft (Herren) und jetzigen Direktor für Sport und Nachwuchsförderung des Fußball-Bundesliga-Aufsteigers Hoffenheim.