Führung 2.0

Mitarbeiterbefragung als Dauerzustand

22.09.2011 von Constantin Gillies
Mit den Werkzeugen des Web 2.0 ziehen auch die Regeln des Mitmachnetzes in die Unternehmen ein: Mitarbeiter erwarten Transparenz, wollen ständig von ihren Chefs informiert werden - und selbstverständlich ihre Meinung äußern.
Nicht jeder Firmenchef ist vom Feedback seiner Mitarbeiter begeistert.
Foto: Fotolia, Anna Lurye

Eigentlich sollte es ein völlig unspektakulärer Relaunch werden: Mit einer freundlichen Notiz wies T-Systems Multimedia Solutions die Belegschaft darauf hin, dass der neue Webauftritt jetzt fertig sei. Niemand in der Geschäftsleitung ahnte, wie groß die folgende Diskussion sein würde. Binnen weniger Minuten brach im Intranet der Dresdner Telekom-Tochter ein wahrer Sturm los: 153 Angestellte nutzten die frisch eingeführte Kommentarfunktion, um ihre Meinung zur Website zu äußern - und längst nicht alle waren begeistert. Ein Mitarbeiter fand das Design "schrottig", ein Kollege bemängelte "total veraltete Technik". Andere Mitarbeiter starteten kurzerhand eine Online-Abstimmung - mit vernichtendem Ergebnis: 88 Prozent der Teilnehmer waren dafür, wieder zum alten Webauftritt zurückzukehren.

Christine Rogge, T-Systems MMS: "Die Mitarbeiter haben die Geschäftsleitung gezwungen zu reagieren. So etwas hätte es vor zehn Jahren nicht gegeben - ganz einfach, weil damals kein Rückkanal existierte."
Foto: Privat

"Wir sind ganz schön ins Schwitzen gekommen", erinnert sich Christine Rogge. Die Marketingleiterin von T-Systems Multimedia Solutions war gezwungen, sofort zu reagieren: Die Geschäftsleitung sichtete alle Kritikpunkte und versprach im Intranet, bis zum nächsten Tag, 12 Uhr, eine Liste mit Verbesserungen umzusetzen. "Um 12.01 Uhr kamen schon die ersten Nachfragen", lacht Rogge. Besonders harte Kritiker in den eigenen Reihen rief die Managerin sogar an, um Verbesserungsideen zu bekommen. Der Erfolg: Nach einer Woche waren die gröbsten Kanten am neuen Webauftritt ausgebügelt, aus der Belegschaft kam sogar vereinzelt Lob. Für die erfahrene Managerin markierte der Vorfall einen Wendepunkt: "Die Firma hat uns gezwungen zu reagieren. So etwas hätte es vor zehn Jahren nicht gegeben - ganz einfach, weil damals kein Rückkanal existierte".

2.0
Wie wollen wir in Zukunft arbeiten?
neue Antworten auf diese Frage suchten 28 Absolventen aus aller Welt in Berlin. Sechs Wochen lang dauerte der Workshop "Palomar 5". Foto: Palomar 5/ Carolin Seeliger
Sie haben Palomar 5 organisiert:
Philippa Pauen, Dominik Wind, Jonathan Imme, Hans Raffauf, Simon Wind, Mathias Holzmann (von links nach rechts)
600 Menschen aus aller Welt haben sich beworben....
....28 Absolventen, die unter anderem an Eliteuniversitäten in Harvard, Oxford oder Princeton studierten, wurden schließlich nach Berlin eingeladen. Foto: Carolin Seeliger
Denken ohne Grenzen
Sechs Wochen lebten die Kreativen in einer alten Berliner Malzfabrik und entwarfen Konzepte für ein neues Arbeiten. Foto: Norbert Ittermann
Nur der Schlafplatz war begrenzt.
Jeder Teilnehmer musste sich in einer drei Quadratmeter großen Koje aus Spanbretter betten. Foto: Norbert Ittermann
Ansonsten boten die einstigen Fabrikräume...
viel Platz für die Suche nach Ideen. Foto: Norbert Ittermann
Teamarbeit ohne Grenzen...
...ist für die jungen Generation ganz wichtig. Im Workshop praktizierte sie sie auch täglich.Foto: Norbert Ittermann
Rückzugsorte...
...fanden sich natürlich trotzdem. Foto: Carolin Seeliger
Achtung Auftritt..
..hieß es beim Abschlussgipfel, als alle Teams ihre Ideen präsentierten. Darunter ein mobiles Holodeck für mehr Entspannung im Arbeitsalltag (The Egg). Foto: Carolin Seeliger
300 Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kultur.
..hörten sich die Ideen der jungen Wilden an, die anders arbeiten wollen. Ohne Hierarchien, ohne feste Arbeitszeiten und nicht in Konzernen. Foto: Carolin Seeliger

Facebookisierung der Unternehmen

Der Fall illustriert gut einen neuen Trend: Die Zeiten, in denen Chefs nur einmal im Jahr von ihren Angestellten hörten - nämlich nach der Mitarbeiterbefragung - sind endgültig vorbei. Mitarbeiterbefragung ist demnächst Dauerzustand. Der Grund: Immer mehr Firmen nutzen auch intern Wikis, soziale Netzwerke und Microblogging, um Arbeitsabläufe zu verbessern. Doch mit den Werkzeugen des Web 2.0 ziehen unweigerlich die Regeln des Mitmachnetzes ein: Mitarbeiter erwarten Transparenz, wollen ständig von ihren Chefs ständig informiert werden - und selbstverständlich ihre Meinung äußern. "Die Unternehmen werden facebookisiert", so fasst Wolfgang Prinz, Professor am Fraunhofer Institut für angewandte Informationstechnik FIT, die Entwicklung zusammen.

Was das für den Chef von morgen bedeutet, erlebt Marketingleiterin Rogge schon heute. T-Systems Multimedia Solutions setzt im Intranet schon Social-Media-Tools ein, die in anderen Betrieben allenfalls geduldet werden. "Die Mitarbeiter sind es gewohnt, dass die Geschäftsleitung sie einmal pro Woche per Blog informiert", gibt Rogge als Beispiel. Bei vielen Entscheidungen wird Feedback aus der Belegschaft eingeholt. "Zuletzt bei der Frage, ob wir Raucherkabinen einführen sollen", erzählt Rogge. Nachdem sich im Intranet viele Befürworter fanden, wurden die Kabinen übrigens angeschafft. Leichter ist die Arbeit für Chefs wie Rogge durch das Web 2.0 im eigenen Haus allerdings nicht geworden. "Man kann nichts mehr auf die leichte Schulter nehmen - das kostet wesentlich mehr Zeit als früher."

Wie weit das Sofort-Feedback am Arbeitsplatz gehen kann, zeigt die Software Rypple, die in einigen amerikanischen Firmen schon eingesetzt wird. Das Prinzip: Der Mitarbeiter definiert im Programm einen Kreis von Kollegen und Vorgesetzten. Ihnen kann er jederzeit Fragen zuschicken wie "War meine Präsentation heute morgen gelungen?" (Fragen dürfen nicht länger als 140 Zeichen sein). So angesprochene Personen können über eine einfache Daumen-hoch/runter-Funktion ihre Meinung kundtun. Der Clou: Der Mitarbeiter kann zwar erkennen, wie er angekommen ist, aber nicht, wer welches Urteil abgegeben hat.

Moti
SIE sind der Fahrer.
Übernehmen Sie die Verantwortung für Ihr Leben. Jeder von uns braucht Unterstützung durch andere, aber lassen Sie nicht zu, dass die anderen auch die grundlegenden Entscheidungen für Sie treffen.
Ihre Reise: gesteuert durch Wunsch, Vision und Fokussierung.
Jeder von uns erlebt verschiedenste Krisen im Leben. Gerade dann sollten Sie sorgfältig auf Ihr Denken achten und im Blick behalten, was Sie eigentlich möchten.
Der richtige Brennstoff für Ihren Weg.
Machen wir uns nichts vor: keiner kann beeinflussen, welche Ereignisse uns das Leben beschert. Aber wir haben die Wahl, wie wir diese Momente wahrnehmen und darauf reagieren, gerade bei vermeintlich negativen Erlebnissen.
Sagen Sie Ihren Reisebegleitern, wo es lang geht.
Erzählen Sie Ihren Mitmenschen/Kollegen/Mitarbeitern von Ihren Vorstellungen, Wünschen und Ideen! Laden Sie sie ein, Ihre "Reisebegleiter" zu werden!
Fesseln Sie niemanden an sich, der nicht freiwillig mitgeht.
Viele Menschen werden Ihrer Einladung folgen, wenn sie interessant ist. Aber es wird auch immer welche mit anderen Reisezielen geben. Lassen Sie sie gehen! Keiner von uns möchte festgehalten werden und sich Zwängen beugen müssen.
Geben Sie Energie-Vampiren keine Chance!
Achtung, Energie-Vampire! Immer wieder werden Sie feststellen, dass Ihnen Menschen zwar folgen, aber insgeheim Sabotage betreiben und all Ihre Pläne zunichte machen. Wehren Sie sich! Fordern Sie von ihnen Veränderung ein oder haben Sie den Mut zur Trennung.
Begeisterung bringt weiter!
Besinnen Sie sich immer wieder auf das, was Sie inspiriert und begeistert! Was macht Ihnen am meisten SPASS in Ihrem Tun? Sobald Ihnen das klar ist, strahlen Sie es auch in Ihre Umgebung aus und stecken andere an mit Ihrem Enthusiamus.
Lieben Sie Ihre Kollegen!
Nein, das ist jetzt keine Aufforderung zu Sex im Büro :-) Hier geht es tatsächlich darum, einen liebevollen Blick für all die großartigen Potenziale in Ihren Kollegen zu entwickeln. Sorgen Sie dafür, dass diese sich entfalten können und Sie werden sehen, wie Business und Liebe auf sehr erfolgreiche Art und Weise zusammenpassen.
Das Ziel hinter dem Ziel.
Sie werden auf ihrem Weg immer wieder mit Aufgaben und Tätigkeiten konfrontiert werden, die Ihnen keinen Spass machen oder Sie sogar langweilen. Verlieren Sie trotzdem nie Ihr Ziel aus den Augen!
Haben Sie Spaß!
Und achten Sie auf Gelegenheiten, bei denen Sie Dankbarkeit empfinden. Das ist das beste Mittel gegen Stress und Burnout, das wir Ihnen empfehlen können!
Unser Lektüretipp für Sie
Jon Gordon: "Der Energy Bus". Steigen Sie ein und tanken Sie positive Energie für Beruf und Privatleben. Wiley 2011

Dauerbeurteilung für Chefs

Ralf Karabasz, Synergie: "Viele Chefs fragen, ob man die Dauerbeurteilung auch wieder rückgängig machen kann."
Foto: Privat

Viele Chefs der alten Schule drücken bei so viel Offenheit im Unternehmen nicht gerade auf den Like-Knopf. "Ich bekomme oft die Frage gestellt ‚Wie kann ich das verhindern?‘", berichtet Ralf Karabasz, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Synergie, Bonn. Karabasz veranstaltet regelmäßig Trainings für Manager und kennt die Stimmungslage in den Führungsetagen. "Viele fragen sich, ob sie sich in Zukunft wirklich permanent bewerten lassen müssen", so Karabasz.

Die Antwort ist ziemlich leicht: vermutlich schon. Denn der Vormarsch der Mitmachkultur lässt sich nicht aufhalten. Das hat zwei Gründe: Zum einen ziehen die so genannten Digital Natives in die Arbeitswelt ein, also Menschen, die mit dem Netz groß geworden sind. Und sie erwarten selbstverständlich, hier die gleichen Tools nutzen zu können wie in der Freizeit. Das zeigen zahlreiche Studien: 21 Prozent der Arbeitnehmer etwa würden einen Job ablehnen, wenn das Unternehmen Social Networks wie Facebook und private E-Mail-Nutzung während der Arbeitszeit verbietet, ergab erst im Mai eine Studie der IT-Sicherheitsfirma Clearswift.

Zum anderen haben die Firmen gar keine Möglichkeit, die Mitmachkultur dauerhaft aus den Unternehmen fernzuhalten. "Wenn die Mitarbeiter intern ihre Meinung nicht äußern können, dann tun sie es einfach außerhalb", erklärt Fraunhofer-Experte Prinz. Nicht zuletzt das Beispiel von T-Systems beweist das: Für die Umfrage hätten die Mitarbeiter auch ohne weiteres ein kostenloses Webtool verwenden können. Die Geschäftsleitung hätte die Abstimmung also, selbst wenn sie gewollt hätte, nicht verhindern können.

Kommunikation 2.0

Die neue Offenheit wird die Arbeit von Chefs in Zukunft stark verändern: Wenn ein Geschäftsführer im Jahr 2020 seinen Rechner morgens einschaltet, dann sieht er nicht nur die aktuellen Umsatzzahlen, sondern auch, wie die Stimmungslage in der Belegschaft aussieht. Bei T-Systems MMS wird an dieser Vision mit einem so genannten Newsroom bereits gearbeitet. "Wir prüfen und publizieren ständig, was die Mitarbeiter sagen - auch in ihren öffentlichen Blogs", berichtet Rogge.

Viele Manager werden also dazulernen müssen. "Es gibt keinen Pauseknopf mehr", fasst Weiterbildungsprofi Karabasz zusammen. Will sagen: Der Chef muss ständig in die Belegschaft hineinhorchen und im Zweifel offen, schnell und ehrlich reagieren. "Aber eigentlich sind das Dinge, die auch die Führungskraft 1.0 beherrschen musste", meint Karabasz.

Wolfgang Prinz, FIT: "Nicht nur Chefs tun sich schwer, den richtigen Ton zu treffen, es hapert auch bei manchem Digital Native."
Foto: Privat

Doch nicht nur die Chefs müssen sich auf die Arbeitswelt 2.0 einstellen. "Digital Natives fällt es manchmal schwer, den richtigen Kommunikationsstil zu finden", beobachtet Professor Prinz, stellvertretender Institutsleiter am FIT. Konkret: Einige Youngsters haben Probleme, vom flapsigen Facebook-Ton auf den etwas ernsteren Stil im Intranet umzuschalten. "Beide Seiten müssen lernen", folgert Prinz.

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