Beratung

Mitarbeiter wollen Work-Life-Balance beeinflussen

01.11.2012
Beratungsfirmen haben einen hohen Personalbedarf. Warum dieser nicht leicht zu decken ist, verrät Uwe Dumslaff, Chief Technology Officer von Capgemini.

CW: Welche Positionen können Sie nur schwer besetzen?

Uwe Dumslaff, Capgemini: "Wir stellen pro Jahr über 400 neue Kollegen ein."
Foto: Privat

Dumslaff: Wir stellen pro Jahr über 400 neue Kollegen ein, und alle sind auf dem Arbeitsmarkt heiß begehrt. Das betrifft die eher generalistischen Kompetenzen wie Softwareingenieurwesen oder Beratung in gleichem Maße wie junge Experten für SAP-Module oder andere Produkte. Zum Beispiel Murex: Es gibt in Deutschland nur etwa 100 Leute, die dieses Tool beherrschen, aber mindestens zehn Firmen, die sich um diese Experten reißen.

CW: Warum entscheiden sich Bewerber gegen Capgemini?

Dumslaff: Neben persönlichen Gründen wie dem Wunsch nach weniger Dienstreisen oder höheren Erwartungen an das Gehalt gelingt es uns in einigen Fällen trotz unserer Begeisterung für den Bewerber nicht, ihm die vielen Perspektiven interessant und greifbar zu vermitteln. Oder anders formuliert: Ein Wettbewerber macht das offensichtlich besser als wir. Da sehe ich eines unserer größten Entwicklungspotenziale: Das individuelle Bedürfnis in den Bewerbungsgesprächen herauszuhören und dann dem Bewerber ein maßgeschneidertes Angebot zu machen.

CW: Sie suchen vor allem Hochschulabsoventen. Wissen diese nach Abschluss des Studiums schon, wohin sie wollen?

Dumslaff: Gerade bei Bachelor-Studiengängen ist jedoch wenig Zeit für Praxiserfahrungen vorgesehen. Wenn die Studenten sich dann Stellenausschreibungen anschauen, wissen sie zwar, welches Studienfach sie gern vertiefen würden. Aber was es für ihre tägliche Arbeit bedeutet, ob sie in einem großen oder kleinen Unternehmen arbeiten, das wird ihnen teilweise erst im Gespräch mit uns klar. Unsere Teams sind verhältnismäßig spezialisiert, wir suchen etwa den App-Entwickler für deutsche Automobilhersteller oder den Berater für SAP Business Intelligence & Planning. Nicht jeder weiß am Ende seines Studiums schon so genau, in welche Richtung er sich entwickeln will. Das ist natürlich auch eine Aufgabe: Wir versuchen, gute Studenten schon vor dem Abschluss auf uns aufmerksam zu machen und sie gut auf unser Geschäft vorzubereiten - zum Beispiel mit Einsteigerprogrammen inklusive Auslandserfahrung oder mit zahlreichen Veranstaltungen direkt an unseren Standorten, in denen wir aktuelle Projektbeispiele und Anforderungen vorstellen. Für manchen gibt die Atmosphäre den Ausschlag, der andere zieht es vor, wenn er schon vor der Probezeit sehen konnte, wie das Unternehmen tickt.

CW: Was ist aus Mitarbeitersicht ein guter Arbeitgeber?

Dumslaff: Einsteiger suchen eine echte Perspektive für ihre Karriere, das erfordert eine Mischung aus Glaubwürdigkeit und faszinierenden Themen. Hinzu kommt die Einsicht, dass Karriere allein nicht glücklich macht, auch die Work-Life-Balance ist ein wichtiger Faktor bei der Bewertung eines Jobangebots. Kann der Mitarbeiter seine persönliche Perspektive und die Work-Life-Balance beeinflussen, wird ein Arbeitgeber für anspruchsvolle, hoch qualifizierte Menschen attraktiv. Um unsere Mitarbeiter zu halten, arbeiten wir ständig mit ihnen an diesen Themen. Schließlich sind sie unsere beste Werbung: bei jedem Kontakt, sei es im Vorstellungsgespräch, auf Messen oder unterwegs beim Kunden. Qualität spricht sich herum.

CW: Ist der Beraterjob ein Karriere-Booster, oder kann er eine mittelfristige Perspektive eröffnen?

Dumslaff: Er ist beides. Für Berater ist eine mittel- bis langfristige Perspektive mit wachsender Verantwortung und komplexer werdenden Inhalten durchaus möglich. Man macht sehr viele Erfahrungen in kurzer Zeit und lernt ein so breites Spektrum an Karrierewegen kennen, dass sich allein dadurch neue Perspektiven eröffnen und der Booster-Effekt greift. Der eine entdeckt sein vertriebliches Talent und wird Account-Manager, der andere liebt das Projekt-Management, ein Dritter entdeckt die Prozesse für sich und wird als Enterprise-Architect glücklich.

Beliebteste Arbeitgeber 2012
Wo wollen junge Informatiker gern arbeiten?
Die Beratung Trendence befragten 583 Young Professionals, die ein (Wirtschafts-)Informatikstudium abgeschlossen haben und eine Berufserfahrung von einem bis acht Jahren haben.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt...
...landete auf Platz 25 der attraktivsten Arbeitgeber für Informatiker.
Die Deutsche Bank..
ist hierzulande eines der Anwenderunternehmen mit den größten IT-Abteilungen. Für die Young Professionals auf Platz 24.
Uwe Dumslaff, CTO von Capgemini,..
...hat 400 offene Stellen im Jahr zu besetzen. Der IT-Dienstleister kam auf Platz 22 des Arbeitgeber-Rankings ebenso wie...
die Max Planck Gesellschaft.
Forschen steht bei jungen Informatikern hoch im Kurs.
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik,
kurz BSI ist die einzige Behörde, die es unter die attraktivsten Arbeitgeber geschafft hat. (Platz 19)
Der EADS- Konzern...
, hier im Bild der Airbus A350, landete ebenfalls auf Platz 19.
Daimler...
..stellt Autos her, die Informatiker ansprechen und teilt sich Platz 19 mit dem BSI und EADS.
Die Lufthansa...
gehört schon seit Jahren zu den beliebten Arbeitgebern, dieses Mal auf Platz 18.
Der Volkswagen Konzern,..
...hier im Bild die Autostadt in Wolfsburg, kommt bei Informatikern auf Platz 17.
Die Boston Consulting Group....
schafft es auf Platz 16 und ist einer von drei Unternehmensberatungen unter den Top 20 der attraktiven IT-Arbeitgeber.
Mit McKinsey..
folgt die nächste Unternehmensberatung auf Platz 15.
Die Deutsche Telekom..
..und Deutschlands größter IT-Dienstleister T-Systems kommen auf Platz 14. Aktuell hat der Konzern mehr als 100 offene Stellen zu besetzen.
Claudia Eckert, Leiterin des Fraunhofer Aisec..
...kann sich freuen: Die Fraunhofer Gesellschaft ist auf Platz 13 gelandet und damit die Forschungsinstitution, die am besten platziert ist.
Accenture...
..ist auf Rang 12 die beliebteste IT-Beratung für junge Informatiker.
Der Bosch-Konzern...
nicht nur bekannt für Bohrmaschinen, sondern einer der größten Automobilzulieferer hat es auf Rang 11 geschafft.
Porsche,
...ebenfalls auf Platz 9, ist einer von drei Autobauern unter den Top Ten. Attraktive Produkte strahlen auf das Image als Arbeitgeber ab.
Siemens
war noch vor zehn Jahren der beliebteste Arbeitgeber für Informatiker, heute kommt Deutshclands größter Konzern nur noch auf Rang 7.
Audi..
...auf Platz 6 ist nicht nur unter jungen Informatikern beliebt, sondern auch unter Young Professionals anderer Fachrichtugnen, die den Ingolstädter Konzern sogar auf den zweiten Rang wählten.
SAP..
...hier im Bild Aufsichtsratschef Hasso Plattner und Co-CEO Jim Hagemann Snabe, hat es auf den 5. Platz geschafft.
Apple...
..hat attraktive Produkte und kommt darum auf Rang vier. Mit Informationen zu Bewerbung, offenen Stellen oder Karriere hält sich der Konzern aber zurück.
Mit BMW..
auf Rang 2 schaffte es erstmals ein Autobauer unter die Top 3 der IT-Arbeitgeber. Für Projekte wie Connected Drive suchen die München jede Menge IT-Experten, im ganzen Konzern sind derzeit etwa 130 IT-Positionen zu besetzen.
Und der Sieger ist..
...einmal wieder und mit großem Abstand Google. Im Münchner Büro arbeiten etwa 130 Technikspezialisten für den Internet-Konzern, der seinen Mitarbeiter ...
..kostenloses Essen anbietet.
Davon machen die Googler gern Gebrauch, so dass sie im Schnitt sieben Pfund, manchmal auch sieben Kilo zunehmen.