Talent-Management einmal anders

Mitarbeiter wählen ihren Chef selbst

09.07.2013 von Hans Königes
Unternehmen, in denen Mitarbeiter mitbestimmen können, gehört die Zukunft, meint Haufe-Umantis-Geschäftsführer Marc Stoffel, der selbst von der eigenen Belegschaft gewählt wurde.

Das Schweizer Unternehmen Umantis, das seit einem Jahr zur Haufe-Gruppe gehört, wagte erstmalig ein Experiment und ließ den neuen Geschäftsführer Marc Stoffel von den eigenen Mitarbeitern wählen. So ganz basisdemokratisch war das Verfahren dann doch nicht, aber es zeigt die Richtung, in die das Unternehmen geht und in die es seine Kunden mitnimmt: Mitarbeitern volles Vertrauen entgegenzubringen und sie zu involvieren, wie es Stoffel ausdrückt.

Die Mitarbeiter von Haufe Umantis wählen zukünftig ihr Topmanagement selbst, aus ihren eigenen Reihen. Ein interessantes Modell des Talent-Managements.
Foto: Elnur-Shutterstock.com

Firmengründer Hermann Arnold hatte Stoffel als seinen Nachfolger vorgeschlagen und die Beschäftigten über seine Wahl abstimmen lassen. Nach eingehender Beratung und offener Frage- und Antwort-Session stimmten 95 Prozent der Beschäftigten für Stoffel. Sie hatten mehrere Auswahlmöglichkeiten: Ja sicher, Ja mit Vorbehalt, Brauche mehr Zeit, Nein. Arnold wäre im Amt geblieben, wenn Stoffel nicht durch die Mehrheit gewählt worden wäre. Im Falle einer Ablehnung hätten neue Kandidaten vorgestellt werden müssen. Die nächsten Wahlen sind schon programmiert: Im Herbst werden sich die Führungskräfte dem Votum der Mitarbeiter stellen, und zusätzlich dürfen sich andere Kollegen um Toppositionen bewerben. Ebenso auf der Agenda steht ein verändertes Gehaltsmodell, das eine starke Mitarbeiterbeteiligung vorsieht. Dabei sollen sich die Kollegen gegenseitig bewerten.

Was schon seit geraumer Zeit gut funktioniert, ist das Einstellen von Bewerbern durch die Mitarbeiter. Diese führen neben der Personalabteilung die Gespräche mit den Kandidaten und entscheiden, wer genommen wird.

Damit die Mitarbeiter ihre Entscheidungen fundiert treffen können, müssen sie Strategie und Ziele bestens kennen. Kein Problem, sagt Stoffel. Einmal im Jahr zieht sich die Belegschaft für zwei Tage zurück und diskutiert mit dem Management die Vorgaben für das neue Geschäftsjahr. So weiß laut Stoffel jeder, woran er ist. Damit nicht genug: Jeder Beschäftigte definiert seine persönlichen Ziele selbst.

Marc Stoffel, Haufe Umantis: "Mitarbeiter wissen früher und besser als das Topmanagement, was die Kunden benötigen."
Foto: Privat

Der neue Haufe-Umantis-Geschäftsführer ist überzeugt, dass dieses Modell des starken Einbindens aller Mitarbeiter der richtige Weg der Unternehmensführung ist. "Wer macht Projekte erfolgreich?", fragt Stoffel. Es seien die Mitarbeiter mit dem direkten Kontakt zu den Kunden, den Konkurrenten und dem Markt, die "früher und besser als das Topmanagement wissen, was die Firma eigentlich machen müsste".

Es geht nicht um Automatisierung

Obwohl Umantis mittlerweile einer der größten europäischen Anbieter von Talent-Management-Software ist, betont Stoffel, dass es nicht "auf die meisten und ausgeklügeltsten Funktionen" in der Technik ankomme, es gehe auch nicht um "Automatisierung, Standardisierung und Ausrichtung der Mitarbeiterschaft an möglichst objektiven Leistungsindikatoren". Man könne mit 20 Prozent der Funktionen 80 Prozent des Nutzens erreichen. Und wie überzeugt Stoffel Old-School-Personaler von seinem Ansatz? Wichtig sei, im Kleinen zu beginnen, in Abteilungen, die Neuem gegenüber aufgeschlossen sind, etwa den Entwicklern und Forschern. Seine Zielgruppe seien die Mitarbeiter, die die Chance bekommen müssten, ihre Talente zur vollen Entfaltung zu bringen.

Arbeitgeber
Der Traumarbeitsplatz eines Informatikers...
...befindet sich in IT-Firmen, Forschungsinstitutionen, Autokonzernen oder Internet-Firmen. Die Berliner Marktforscher von Trendence haben mehr als 6.600 Informatikstudenten aus ganz Deutschland befragt, wo sie gern arbeiten möchten. Hier die 30 attraktivsten Arbeitgeber 2013.
Platz 30: ProSiebenSat1 Media AG
Medienkonzerne sind insbesondere unter angehenden Informatikerinnen beliebt.
Platz 27: Max-Planck-Gesellschaft
Sie gehört für IT-Studenten zu den ersten Adressen, wenn es um Innovation geht. Hier im Bild die Max Planck Science Gallery in Berlin.
Platz 24: EADS
Der Konzern mit seinen Töchtern Airbus, Eurocopter, EADS Astrium und EADS Defence & Security landete im Vorjahr auf Platz 22.
Platz 22: Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz...
hat sich auch in diesem Jahr in den Top 30 behauptet. Forschungseintrichtungen ziehen insbesondere die 25 Prozent Besten eines Jahrgangs an.
Platz 21: Intel
Intel Open Network Platform Switch Reference Design
Platz 19: Electronic Arts
Computerspiele locken den IT-Nachwuchs. Spielehersteller Electronic Arts behauptete seinen Platz vom Vorjahr und teilt sich ihn mit einem Konzern...
Platz 19: Deutsche Telekom
Deutschlands größter TK-Konzern inklusive des größten IT-Dienstleisters T-Systems machte im Vergleich zum Vorjahr vier Plätze gut.
Platz 18: Bundesnachrichtendienst BND
Der BND, hier im Bild die Zentrale in Berlin gehört schon seit Jahren zu den 20 beliebtesten Arbeitgebern für Informatikstudenten.
Platz 17: Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)
Auch diese Bundesbehörde hat einen festen Platz in den Top 20 der IT-Arbeitgeber. Im Vorjahr landete das BSI auf Platz 15.
Platz 16: Porsche
Informatikstudenten lieben nicht nur Computerspiele, sondern auch (deutsche) Autos. Die VW-Tochter Porsche ist einer von fünf Autoherstellern unter den Top 20.
Platz 14: Bosch Gruppe
Das Unternehmen, das den weltgrößten Automobilzulieferer Robert Bosch und 300 Tochterfirmen umfasst, hat im Vergleich zum Vorjahr einen Platz im Ranking gut gemacht.
Platz 13: Crytec
Spielehersteller Crytek war 2011 der größte Aufsteiger im Ranking der beliebtesten IT-Arbeitgeber und konnte seine Top-Platzierung fast halten.
Platz 12: Volkswagen
Um einen Platz konnte sich VW - hier die Golffertigung im VW Werk Wolfsburg - im Vergleich zum Vorjahr verbessern.
Platz 11: Fraunhofer Gesellschaft
Der IT-Nachwuchs will forschen. Darum ist die Fraunhofer Gesellschaft mit ihren zahlreichen Instituten eine feste Größe unter den Top Twenty.
Platz 10: Blizzard Entertainment
Von null auf Platz sechs gelang dem Spielerhersteller Blizzard Entertainment der größte Sprung im Vorjahr. Dieses Jahr vier Ränge schlechter. Vielleicht hat sich schon herumgesprochen, dass Blizzard in Deutschland gar keine Niederlassung hat?
Platz 8: Audi
Die VW-Tochter ist seit Jahren nicht nur für Ingenieure, sondern auch für Informatiker eine Top-Adresse, wenn es um Jobs geht. (Vorjahr Platz sechs).
Platz 7: Siemens
Deutschlands größter Konzern war noch vor elf Jahren der beliebteste Arbeitgeber der Informatikstudenten. Hier im Bild die jüngst eröffneten Smart Mobile Labs von Siemens in München.
Platz 6: IBM
Martina Koederitz, IBM-Deutschland-Chefin, kann sich dieses Jahr nicht so recht freuen: IBM rutschte im zweiten Jahr in Folge ab. 2011 war IBM noch auf Platz 2.
Platz 5: Apple
Die Beliebtheit von iPad und iPhone strahlt offenbar auf das Image als Arbeitgeber ab. ( Vorjahr Platz 3).
Platz 4: BMW
Von zehn auf Platz vier. Der bayerische Autohersteller wird unter Informatikern immer beliebter und hat auch zahlreiche offene IT-Stellen zu besetzen.
Platz 3: Microsoft
Im Great Place to Work-Wettbewerb als attraktivster Arbeitgeber in der It ausgezeichnet, landet die Gates-Company hier auf Platz drei und verliert im Vergleich zum Vorjahr einen Platz.
Platz 2: SAP
Die Walldorfer Softwareschmiede hat mit Microsoft den Platz getauscht und rückt auf Platz 2 vor.
Doch die meisten Informatikstudenten...
...wollen wie schon seit fünf Jahren.....
..bei Google arbeiten.
Mit 24,5 Prozent der Stimmen behauptet sich Google - hier das Entwicklungszentrum in München - auf Platz eins des Rankings.
Ob es an solchen Besprechungsräumen liegt?