Dekorspezialist impress

Mit SAP die Prozesse harmonisiert

18.01.2013 von Andreas Schaffry
Die impress Gruppe hat durch die Einführung von SAP ERP gruppenweit fast alle Gesellschaften auf einer einheitlichen IT-Plattform zusammengeführt.
impress-IT-Leiter Detlef Tiedt führt mit ERP-Software von SAP nahezu alle Fertigungsstandorte unter einem IT-Dach zusammen und konsolidiert so die IT-Landschaft.
Foto: impress

Strapazier- und widerstandsfähige Oberflächen mit ansprechenden Dekoren veredeln Fronten von Möbeln und die Oberflächen von Arbeitsplatten oder Laminat-Fußböden. Da in der Dekorpapierbranche ein hoher Preis- und Wettbewerbsdruck herrscht, sind "standortübergreifend einheitliche, durchgängige und effiziente Betriebsabläufe ein wettbewerbsrelevanter Faktor", sagt Detlef Tiedt, Leiter IT der impress Gruppe. Das Unternehmen, das zur Constantia Industries AG aus Wien gehört, ist auf die Entwicklung und Herstellung innovativer Oberflächen von Dekorpapieren, Finish Folien, Melaminimprägnierten Papieren sowie Farben und Lacken spezialisiert.

Betriebsabläufe laufend verbessern

Am Hauptsitz in Aschaffenburg und in sieben weiteren Produktionsstandorten weltweit werden Spezialpapiere an modernsten Tiefdruckrotationsmaschinen und einer Elektronenstrahl-Lackieranlage (ESH) bedruckt und zu dekorativen Oberflächen veredelt. Diese werden rund um den Globus von den Kunden aus der Möbel- und Holzwerkstoffindustrie weiterverarbeitet.

impress ist im Jahr 2006 durch die Verschmelzung der Firma Letron und der Masa-Decor Gruppe entstanden. Durch Umstrukturierungen im Konzern wurde im Jahr 2007 die Impress Gruppe um den Bereich Impregnated Papers der Fundermax GmbH ergänzt. Um nach dem Zusammenschluss die Geschäftsziele effektiv und nachhaltig umsetzen zu können, musste die Leistungsfähigkeit der Geschäftsprozesse kontinuierlich verbessert und gleichzeitig die Kosten gesenkt werden. Zum Einsatz kommen dabei Best-Practice-Methoden und Scorecards mit standardisierten Leistungskennzahlen (KPIs).

Die impress-Gruppe stellt strapazier- und widerstandsfähige Oberflächen-Dekore zur Veredelung von Möbeln her.
Foto: impress

Unerlässlich war dafür auch die wirkungsvolle Unterstützung der Prozesse durch eine einheitliche und moderne IT-Architektur. Innerhalb der Gruppe waren Kundenauftragseingänge und Kosten nur schwer nachvollziehbar, da die Einzelfirmen in den Zusammenschluss ihre eigene IT-Landschaft mitbrachten und der Kernstandort Aschaffenburg eine eigen programmierte Software einsetzte. Dadurch waren auch die werksübergreifende Kalkulation und innerbetriebliche Material- und Werteflüsse im Rahmen der Intercompany-Abwicklung sehr schwierig nachzuvollziehen.

Standorte unter ein IT-Dach bringen

Der Dekorspezialist entschied nach einem intensiven Auswahlprozess, die Geschäftslösung SAP ERP in Verbindung mit der Reporting-Lösung SAP NetWeaver Business Warehouse (SAP NetWeaver BW) einzuführen. Die Mehrsprachigkeit und Unicodefähigkeit der Software spielt dabei eine wichtige Rolle. Gleichzeitig verband das Unternehmen die Abläufe in der Produktion über ein SAP-basiertes Manufacturing Execution System (MES) vom SAP-Partner T.CON aus Plattling, der mit der Gesamtimplementierung beauftragt war, mit den betriebswirtschaftlichen Prozessen, denn das Add-On ist komplett in SAP ERP integriert.

Mithilfe der neu eingeführten IT-Plattform hat der Hersteller von Dekoren applikationstechnisch nahezu alle Fertigungsstandorte unter einem IT-Dach zusammengeführt und die Datenbasis konsolidiert. Geschäftsprozesse sind jetzt werksübergreifend miteinander verknüpft und vereinheitlicht. Die Vorteile der integrierten Betriebsabläufe machten sich kurze Zeit nach dem Produktivstart für die rund 450 Endanwender bemerkbar.

Zum Beispiel können die Vertriebsmitarbeiter den Kunden schnell und zuverlässig Auskunft über den Auftragsstatus geben. Dazu genügt ein Blick in die ERP-Anwendung. Auch der Austausch von Auftrags-, Bestell-, Material- und Bestandsdaten zwischen den Gesellschaften im Rahmen der Intercompany-Abwicklung läuft jetzt schnell, reibungslos und vor allem verlustfrei ab. Ebenso lassen sich die mit jedem Kundenauftrag verbundenen Termin-, Personal- und Materialplanungen für die Produktion und die Prozesse im Einkauf bedarfsgerecht und wirtschaftlich steuern.

Kapazitäten besser auslasten

Ebenso werden Produktionskapazitäten besser ausgelastet und Engpässe, etwa beim Material, sofort erkannt, sodass die benötigte Menge frühzeitig geordert werden kann.

Dafür setzt das Unternehmen eine eigenentwickelte ABAP-basierte Planungslösung ein, die das SAP-Modul für die Produktionsplanung (PP) modifikationsfrei erweitert. Sie prüft anhand der Bestellinformationen und des gewünschten Liefertermins automatisch die Verfügbarkeit von Personal, Maschinenkapazität, Druckzylindern und Material. Die Anwendung beinhaltet auch eine grafische Plantafel, die anzeigt, welche Fertigungsaufträge in den einzelnen Werken gerade laufen oder eingeplant sind.

Shop Floor mit dem ERP verbinden

Die Fertigungsaufträge für die Druck-, Lack- und Imprägnier-Anlagen werden im Rahmen der Feinplanung zu einem Fertigungsblock gebündelt und dieser an das MES übergeben. Das System verteilt nach Abschluss der Fertigungsaufträge die gebuchten Stunden für definierte Zeitarten, etwa für das Rüsten, Mustern und Verpressen, sowie die gebuchten Lackverbrauchsmengen und damit die Kosten einer Maschine automatisch auf die in einem Block enthaltenen SAP-Fertigungsaufträge.

Die Maschinenführer und können alle notwendigen Informationen zu den Fertigungsaufträgen für ihre Maschine per Knopfdruck abrufen, indem sie über Terminals in der Fabrikhalle direkt auf das MES zugreifen. Während der laufenden Produktion erfassen sie dort manuell die an jeder Maschine angefallenen Gut- und Ausschussmengen, und - sobald ein Auftrag fertig produziert ist - auch die Rüst-, Muster- oder Produktions- und Stillstandzeiten. Diese Kennzahlen fließen direkt nach SAP ERP.

Das Business vorausschauend steuern

Sie werden zusammen mit den betriebswirtschaftlichen Daten aus Einkauf, Vertrieb und Finanzbuchhaltung nach SAP NetWeaver BW extrahiert, für das Reporting aufbereitet und tagesaktuell bereitgestellt. Das Management erhält aussagekräftige Berichte zu Absatz- und Umsatzzahlen, Kosten und Deckungsbeiträgen, zum Auftragseingang und -bestand oder zu den KPIs auf Werksebene.

Es kann somit die internationale Geschäftstätigkeit noch vorausschauender planen und steuern. "Zugleich liefern die Analysen wertvolle Ansatzpunkte, um die Qualität und Effizienz unserer Geschäftsprozesse und Produkte kontinuierlich weiter zu verbessern", hebt Detlef Tiedt hervor. Werks- und Fertigungsleiter wiederum können Kennzahlen, die sie zur Verbesserung der Abläufe in der Produktion brauchen, in einem "Produktions-Cockpit" des MES abrufen - von der Werks- bis hinunter auf die Maschinenebene.

Künftig wird die impress Gruppe auch qualitätsrelevante Daten auswerten und so die Serviceleistungen für Kunden verbessern. Und durch das Vertikalisieren bestehender SAP-Funktionalitäten sollen Betriebsabläufe eine noch tiefere IT-Unterstützung erhalten.

EDI-Prozesse ausbauen

Ebenso ist geplant, durch die Anbindung des MES an die Maschinensteuerungen einen automatischen Datenfluss vom Shop Floor bis hinein in das ERP-System zu realisieren. Nicht zuletzt will man die bestehenden EDI-basierten Kommunikationsprozesse zur elektronischen Rechnungsstellung mit Kunden wie auch für das E-Dispatching mit Lieferanten weiter ausbauen.