Arbeitsplatzsuche in schwierigen Zeiten

Mit Initiativbewerbung zum Wunschjob - zehn Tipps

25.01.2010 von Renate Oettinger
Statt auf Stellenausschreibungen zu reagieren, nehmen viele Bewerber selbst das Ruder in die Hand. Netzwerke und persönliche Empfehlungen werden dabei immer wichtiger.

2.500 Bewerbungen auf eine Einstiegsposition? Bei beliebten Unternehmen derzeit keine Seltenheit. Die Zahl der Stellenangebote ist knapp, viele Bewerber konkurrieren um die ausgeschriebenen Jobs.

(Foto: bilderbox/Fotolia.com)
Foto: bilderbox - Fotolia.com

"Gerade in der derzeitigen Krise sind alternative Strategien der Initiativbewerbung gefragt wie nie", sagt die Karriereberaterin Svenja Hofert. Netzwerke und persönliche Empfehlungen spielen deshalb eine immer größere Rolle, weil Unternehmen Kosten bei der Personalauswahl gering halten wollten und nur im Ausnahmefall Anzeigen herausgäben oder Headhunter einschalteten. "Gerade in der Krise suchen Abteilungsleiter, Unternehmer und andere Personalverantwortliche erst einmal in ihrem eigenen Umfeld nach passenden Mitarbeitern."

Svenja Hofert, Autorin des Ratgebers "Bewerben ohne Bewerbung. Alternative Strategien in schwierigen Zeiten", hat einige Tipps zusammengestellt:

Tipp 1:

Kontakte sind alles! Knüpfen, pflegen und nutzen Sie Beziehungen. Ob früherer Kollege, Tenniskollege oder Freund aus Kindheitstagen: Alle können Ihnen Tipps geben, wo und bei wem Sie sich bewerben könnten oder Sie in Ihren eigenen Unternehmen und Netzwerk empfehlen.

Tipp 2:

Jeder muss wissen, was Sie können! Stellen Sie Ihre Vorzüge und Kenntnisse auch in Ihrem persönlichen Umfeld verständlich dar. Erklären Sie Fachfremden mit einfachen Worten, was Ihr "Business" ist, was Ihre Expertise ausmacht und in welcher Abteilung und Situation man jemanden mit Ihrem Know-how, Ihrer Erfahrung oder Ihrem Talent braucht.

Networking ist "fast" alles

Tipp 3:

Viele Unternehmen belohnen Empfehlungen! Bitten Sie Freunde und Bekannte in der eigenen Firma Werbung für Sie zu machen.

Tipp 4:

Nutzen Sie Xing und/oder Linked-In wirklich aktiv, in dem Sie Ihr Netzwerk erweitern, Ihre Findbarkeit unter relevanten Suchwörtern erhöhen und gezielt Personen ansprechen, die Brücken in Ihre Wunschbranche bauen können.

Tipp 5:

Machen Sie es anders als Ihre Kollegen: Bewerben Sie sich zum Beispiel nicht bei Unternehmen, bei denen sich alle anderen auch bewerben. Halten Sie sich fern von besonders beliebten Unternehmen, Branchen und allzu "schönen" Themen (wie Kultur, Reise, Mode etc.) - oder bauen Sie ein Netzwerk auf und rechnen Sie mit längerer Anlaufzeit.

Die beliebtesten Arbeitgeber 2009
Siemens
Vor einigen Jahren war Siemens noch der Traumarbeitgeber für den IT-Nachwuchs. Nach massivem Stellenabbau im IT- und TK-Bereich nur noch Rang 8 für den Konzern.
Brigitte Hirl-Höfer, Microsoft Deutschland
Die Personalchefin muss sich keine Sorgen machen: Der Softwarehersteller behauptet seit Jahren seinen Platz unter den beliebtesten Arbeitgebern (Platz 7).
Der iMac von Apple
Auch Apple fällt durch seine Produkte auf. Der Mac-Hersteller verbessert sich von Platz 8 auf Platz 4.
Blizzard Entertainment: World War Craft
Neueinsteiger Blizzard Entertainment landet auf Anhieb auf Platz Vier und belegt damit die große Anziehungskraft der Spieleindustrie auf junge Absolventen.
Die SAP Zentrale Campus Walldorf
Die Softwareschmiede SAP verliert weiterhin: Nachdem die Walldorfer in den vergangenen Jahren Platz eins und zwei belegt hatten, müssen sie sich nun wieder mit dem zweiten Platz begnügen.
Christoph Grandpierre, IBM
Christoph Grandpierre ist Personalgeschäftsführer von IBM und kümmert sich wie auf der CeBIT selbst um die Bewerber. Mit Erfolg: das größte IT-Unternehmen der Welt verbessert sich von Platz drei auf Platz zwei in diesem Jahr.
Google Microkitchen
And the winner is...erneut Google. Der Suchmaschinenbetreiber besticht auch dieses Jahr nicht nur durch ungewöhnliche Niederlassungen wie hier in Zürich,....
Google Meeting Informal
...sondern auch durch Innovation. Die Mitarbeiter dürfen ein Fünftel ihrer Arbeitszeit kreativ sein und wie hier in der Hängeschaukel neuen Ideen nachhängen.

Tipp 6:

Einmal ist keinmal: Manch ein Bewerber ist erst nach der fünften Bewerbung beim gleichen Unternehmen in die engere Auswahl gekommen.

Tipp 7:

Bauen Sie systematisch Kontakte innerhalb einer Branche auf. Kontaktieren Sie Experten, besuchen Sie Veranstaltungen, engagieren Sie sich mit Projekten und ehrenamtlicher Mitarbeit.

Tipp 8:

Konzentrieren Sie Ihre Aktivität beim Netzwerk- und Kontaktaufbau auf die Richtigen: Die Fachabteilung ist für Sie immer ein interessanterer Ansprechpartner als die Personalabteilung, denn dort entsteht Bedarf zuerst.

Bleiben Sie am Ball

Tipp 9:

Initiativ bewerben, aber ohne Bewerbung! Der Erstkontakt zu einem Unternehmen erfolgt am besten persönlich und am zweitbesten telefonisch. Sagen Sie nicht, dass Sie sich bewerben möchten: Bieten Sie lieber etwas an (Hospitanz, Projekt, Idee) oder bitten Sie um Expertise und Einschätzung (z.B. Ihrer Weiterbildungsvorhaben).

Bewerben in der Krise
1. Wie findet man eine offene Stelle?
<b>Gabriele Eilers, IhrPersonal</b>: "Optimieren Sie Ihre Bewerbungsunterlagen. Identifizieren Sie die für Sie relevanten Stellenmärkte in den Medien und nutzen Sie deren vielfältige Möglichkeiten. Finden Sie die Firmen, für die Sie gerne arbeiten wollen und starten Sie individuell zugeschnittene Initiativbewerbungen."
2. Es gibt mehr als einen Weg zum Job
<b>Cornelia Riechers, Quality Outplacement</b>: "Der erfolgreiche Bewerber kennt mehr als einen Weg zum neuen Job. Er reagiert auf <b>Angebote in Printmedien</b> und durchforstet dazu sowohl regionale und überregionale Tageszeitungen als auch relevante Fachzeitschriften. In den <b>Internet-Jobbörsen und entsprechenden Suchmaschinen</b> kennt er sich aus. Er schaltet auch ein eigenes Stellengesuch und trägt sein Profil in solche <b>Internet-Portale</b> ein, wo potenzielle Arbeitgeber es finden. Die Möglichkeiten der Agentur für Arbeit schöpft er aus, einschließlich der angeschlossenen Institutionen wie ZAV. Er geht von selbst auf Firmen zu, nicht nur per Telefon, Brief und E-Mail, sondern auch persönlich. Außerdem wendet er sich an die <b>Personalberater</b> und Vermittler in seinem Fachbereich. Sein berufliches und privates Kontakt-Netzwerk nutzt er, um seinen Aktionsradius zu erweitern. Und er optimiert seinen Auftritt mit der Unterstützung eines Outplacement- oder Karriereberaters."
3. Und noch ein Tipp zur Jobsuche:
<b>Susanne G. Rausch, act value</b>: "Neben dem offenen Stellenmarkt, sollten Bewerber auch den verdeckten Stellenmarkt ins Visier nehmen. Der "verdeckte Stellenmarkt" zeichnet sich dadurch aus, dass es einen potenziellen Bedarf an qualifizierten Kandidaten gibt, die diesbezüglichen Stellen jedoch zu einem bestimmten Zeitpunkt aus bestimmten Gründen noch nicht beschrieben, geschaffen oder ausgeschrieben wurden."
4. Wie sollte eine Bewerbung aussehen, damit sie Erfolg hat?
<b>Matthias Busold, Kienbaum</b>: "Während in Boomzeiten mangels adäquater Personalangebote Positionen oftmals mit Kandidaten besetzt werden, die nur anteilig das geforderte Profil mitbringen, kann in Krisenzeiten der hundertprozentig passende Kandidat gefunden werden. Um Absagen und damit Frust zu vermeiden, sollten sich Aspiranten auf Positionen bewerben, die ihrem Profil nahezu in Gänze entsprechen, statt wild Bewerbungen auf alle möglichen Positionen zu versenden."
5. Worüber sollten sich Bewerber im Vorfeld informieren?
<b>Gerhard Humbert, HSC Personalmanagement</b>: "Vor allem darüber, ob Firma und Position zu ihm passen und umgekehrt. Dann die Stellenbeschreibung, die Anforderungen und welche Kommunikationsform vorgesehen ist (E-Mail, Online, normale Post, Telefon). Bei der Stellenbeschreibung und den Anforderungen sollte der Bewerber versuchen, sich ein möglichst gutes Bild von der Person zu machen, die das Unternehmen sucht. Nicht nur, um es mit dem Selbstbild zu vergleichen, sondern auch um einzuschätzen, welche der aufgeführten Tätigkeitsmerkmale, Erfahrungen, Kenntnisse und anderen Kriterien die wichtigsten sind, die ein Kandidat unbedingt mitbringen muss."
6. Was muss man im Vorstellungsgespräch beachten?
<b>Thomas Leibfried, Computacenter:</b> "Grundsätzlich sollten Bewerber sich nicht anders verhalten als sonst auch. Empfehlen würde ich jedoch, zusätzliche Fragen zu stellen, die die wirtschaftliche Situation des Unternehmens und die mittelfristigen Aussichten betreffen, um die Gefahren bei einem Arbeitsplatzwechsel besser einschätzen zu können."
7. Und noch ein Tipp zum Vorstellungsgespräch:
<b>Nicole Mamier, Realtech:</b> "In Krisenzeiten ist es wichtig, dass der Bewerber im Vorstellungsgespräch die Ernsthaftigkeit seines Interesses an einem Arbeitgeberwechsel vermittelt. Natürlich muss der Bewerber auch das Unternehmen besonders auf Herz und Nieren prüfen. Wen sucht das Unternehmen und warum, was wird in der Position erwartet und geboten und bin ich tatsächlich bereit, für den beschriebenen Job zu wechseln? Also, eigentlich wie immer - aber auf beiden Seiten aktuell sicher mit einer Extraportion Skepsis gewürzt."
8. Und noch einer:
<b>Daniela Kudell, IhrPersonal:</b> "Bereiten Sie sich auf das Unternehmen, die Gesprächsinhalte, die Rahmenbedingungen und die Gesprächspartner vor. Seien Sie professionell, verstellen Sie sich aber nicht. Nutzen Sie die Gelegenheit zu prüfen, ob Sie, die Aufgabe und das Unternehmen langfristig zueinander passen."

Tipp 10:

Hartnäckigkeit gewinnt: Bleiben Sie dran und melden Sie sich wiederholt.

Buchtipp:

Bewerben ohne Bewerbung. Alternative Strategien in schwierigen Zeiten, Svenja Hofert, Eichborn Verlag, 3821858834, 16,90 Euro

Kontakt:

Pressebüro Altona, Uta Nommensen, Tel.: 040 39109389, E-Mail: nommensenpr@web.de, Internet: www.pressebuero-altona.de und www.karriereundentwicklung.de