Erfolgreich bewerben

Mit Headhunter-Tricks zum neuen Job

03.03.2012 von Hans Königes
So wie Personalberater den richtigen Kandidaten aufspüren, können auch Bewerber das Unternehmen und den passenden Job finden. Ein bewährtes Werkzeug ist dabei das Telefon.
Quelle: Franz Pflügl / Fotolia.de
Foto: Franz Pfluegl - Fotolia.com

Mehrere hundert Bewerbungen auf eine interessante Stellenausschreibung sind heute keine Ausnahme", weiß der Karriereprofi Daniel Detambel, der gemeinsam mit Hans Rainer Vogel eine Personalberatung in Wiesbaden führt. Daher empfiehlt er, mit Hilfe von Branchen- und Messemagazinen oder des Internets selbst nach einem passenden Arbeitgeber zu recherchieren, zum Hörer zu greifen und sich mit der Personalabteilung oder einem anderen Ansprechpartner verbinden zu lassen, der für die Einstellung von Mitarbeitern verantwortlich ist - auch wenn dort offiziell keine passende Stelle ausgeschrieben ist. Da die meisten Bewerber auf Stellenanzeigen reagieren, den Kontakt per Telefon jedoch meiden oder es aus Bequemlichkeit vorziehen, eine E-Mail zu verschicken, haben beherzte Anrufer bessere Chancen.

Telefon vor Bewerbungsmappe

Hans Rainer Vogel und Daniel Detambel: 'Beherzte Anrufer haben bessere Chancen.'

Bei einem Telefonat ist - im Gegensatz zur Bewerbungsmappe - die notwendige persönliche Beziehung sofort da. Läuft das Telefonat gut und springt der Sympathiefunke über, wird sich der Personaler in jedem Fall positiv an den Bewerber erinnern, wenn er die nachgesandte Mappe in den Händen hält. Damit ist das Wichtigste gelungen: sich von zahlreichen Mitbewerbern abzuheben und ihnen einen Schritt voraus zu sein. Unerlässlich ist jedoch eine Vorabrecherche, da ein solches Telefonat auch in einer vorzeitigen Disqualifikation enden kann. Der Tipp der beiden Experten: das geplante Gespräch gut vorbereiten und zunächst mit Firmen beziehungsweise möglichen Arbeitgebern beginnen, an denen einem weniger gelegen ist. Nach vier oder fünf Übungstelefonaten hat man die nötige Sicherheit gefunden, um bei den interessanten Unternehmen anzurufen und die richtigen Fragen zu stellen.

Entscheidend bei einem Anruf ist es, sein Anliegen und die zentrale Botschaft innerhalb weniger Sekunden zu vermitteln. Nur so weckt der Anrufer Interesse an seiner Person und möglichen Leistung und strapaziert die Zeit des Gesprächspartners nicht unnötig.

Erfolgreich bewerben 10 Tipps
Bewerbungsgespräch
"Warum sollen wir gerade Sie einstellen?" Als Bewerber zahlt es sich aus, auf diese Frage im Vorstellungsgespräch vorbeireitet zu sein. Was Sie sonst noch über eine erfolgreiche Bewerbung wissen sollten, das sagt Ihnen Cornelia Riechers, Autorin des paradoxen Bewerbungsratgebers "So bleiben Sie erfolgreich arbeitslos.", in den folgenden zehn Tipps.
Traumberuf
Der erfolgreiche Bewerber weiß, was er will. Er hat das, was er am allerliebsten tut, zu seinem Beruf gemacht. Die Freude an seiner Arbeit gibt ihm immer genug Kraft, um sich und seine Familie damit zu ernähren, auch in schlechten Zeiten. Wenn er in einer Firma seinen Job verliert, findet er im Handumdrehen etwas Neues oder macht sich selbständig.
Eigeninitiative
Der erfolgreiche Bewerber wartet nicht, wie der Mann auf dem Bild, bis jemand an seiner Haustür klingelt und ihm seinen neuen Job auf dem Silbertablett serviert. Er wird selbst aktiv und setzt alle Hebel in Bewegung. In seine Bewerbungskampagne investiert er genauso viel Arbeit wie in eine Vollzeitanstellung. Rückschläge verkraftet er gut, weil er immer mehrere Eisen im Feuer hat.
Zielgerichtete Bewerbung
Der erfolgreiche Bewerber sieht ein Unternehmen nicht als Anlaufstelle für seine Versorgungsansprüche. Vielmehr agiert er wie ein Verkäufer, der dem Arbeitgeber einen Nutzen bietet und dafür eine Vergütung erhält. Er zeigt dem Unternehmen, was er leisten kann, um dessen Umsätze und Gewinne zu steigern.
Selbstpräsentation
Der erfolgreiche Bewerber knausert nicht und übertreibt nicht. Sein Foto misst etwa sechs mal neun Zentimeter, seine schlichte, praktische Bewerbungsmappe umfasst maximal sieben bis zehn Dokumente. Sein Anschreiben passt auf ein Blatt; sein Lebenslauf darf sich über zwei bis drei Seiten erstrecken. Beim Vorstellungsgespräch tritt er bescheiden, jedoch nicht unterwürfig auf und strahlt Selbstvertrauen aus, ohne arrogant oder anmaßend zu wirken. Achten Sie auf Ihre Körperhaltung: verkrampfte Hände und unruhige Füße wirken unsicher.
Stärken und Schwächen
Der erfolgreiche Bewerber besinnt sich auf seine besonderen Stärken. Dann findet er heraus, welche Unternehmen Bedarf an seinem Können haben. An diese wendet er sich, lange bevor sie ein Stellenangebot veröffentlichen. So erschließt er den verdeckten Stellenmarkt und verschafft sich dadurch Vorteile.
Wege zum Markt
Der erfolgreiche Bewerber kennt mehr als einen Weg zum neuen Job. Er reagiert auf Angebote in Printmedien und Internet-Jobbörsen, er schaltet auch ein eigenes Stellengesuch. Die Möglichkeiten der Agentur für Arbeit schöpft er aus, einschließlich der angeschlossenen Institutionen wie ZAV (Zentrale Auslands- und Fachvermittlung). Er geht von selbst auf Firmen zu, nicht nur per Telefon, Brief und E-Mail, sondern auch persönlich. Sein berufliches und privates Kontaktnetzwerk nutzt er, um seinen Aktionsradius zu erweitern. Und er optimiert seinen Auftritt mit der Unterstützung eines Outplacement- oder Karriereberaters.
Bewerbungsmappe
Der erfolgreiche Bewerber gestaltet seine Bewerbungsunterlagen so, dass der Arbeitgeber seine Eignung für den angestrebten Job erkennt. Er legt den Schwerpunkt auf diejenigen Erfahrungen und Kompetenzen, die ihn dafür qualifizieren.
Anschreiben
Der erfolgreiche Bewerber befasst sich gründlich mit einem Stellenangebot, bevor er es beantwortet. Seine Analyse beginnt ganz oben, bei der Selbstdarstellung des Unternehmens und der Beschreibung der Aufgaben. Er versteht, worauf es bei der ausgeschriebenen Position ankommt, und arbeitet in seinem Anschreiben Punkt für Punkt alles ab, was er in Bezug auf die Anforderungen zu bieten hat. Dabei vergisst er auch seine Englisch- und IT-Kenntnisse nicht.
Vorstellungsgespräch
Im Vorstellungsgespräch zeigt der erfolgreiche Bewerber, dass er sich mit seinem zukünftigen Unternehmen und seiner Tätigkeit dort intensiv beschäftigt hat und dass er die anstehenden Aufgaben lösen kann. Außerdem spürt man seine Freude an genau dieser Arbeit, deshalb hat er die Nase vorn und kann die Konkurrenz ausstechen.
Einarbeitungszeit
In der Probezeit achtet der erfolgreiche Bewerber vor allem darauf, sich in das bestehende Team einzufügen. Er weiß, dass sein Erfolg nur zu zwanzig Prozent von seinen fachlichen Leistungen abhängt. Weil er dafür sorgt, dass sein Chef und seine neuen Kollegen ihn mögen, umgibt ihn automatisch auch der Nimbus des Tüchtigen.

Nach fünf Sätzen muss das Wichtigste gesagt sein

Daher sollte der Bewerber in der Lage sein, in vier bis fünf Sätzen zu formulieren, was er draufhat - mehr sollten es keinesfalls sein, denn nach den ersten 30, spätestens nach 60 Sekunden ist die Aufnahmefähigkeit erschöpft. Zu den Kernaussagen gehören der letzte Ausbildungsabschluss, zwei Sätze, in denen man seine Berufserfahrung zusammenfasst, ein letzter Satz zur eigenen Zielsetzung und der Art von Position, die man sucht. Je konkreter die Anfrage, desto konkreter auch die Antwort.

vorstellungsgespräch
Im Vorstellungsgespräch ...
... müssen Bewerber mit Fragen rechnen, auf die sie sich schwer vorbereiten können. Hier einige Beispiele für verschiedene Arten von unerwarteten Fragen.
Wie definieren Sie Zusammenarbeit?
Die Frage zielt auf ihre Fähigkeit zur Teamarbeit ab. Überlegen Sie, ob die Stelle einen Einzelkämpfer oder Teamplayer erfordert. Legen Sie sich nicht fest, sondern machen Sie deutlich, dass Sie beides können. Eine diplomatische Antwort wäre: Ich arbeite gern in einem Team, in dem jeder seine Ideen und Erfahrungen einbringen kann. Ich traue mir zu, Entscheidungen zu treffen und mit Kollegen an einem Strang zu ziehen.
Worin waren Ihr ehemaliger Chef und Sie nicht einer Meinung?
Hüten Sie sich, über Ihren ehemaligen Chef zu lästern. Darauf warten die Unternehmensvertreter vielleicht nur. Gehen Sie diplomatisch vor und äußern Sie sich nur objektiv und loyal gegenüber ihrem alten Arbeitgeber.
Wie hoch schätzen Sie den Marktanteil von Mercedes in Schweden ein?
Was war Ihre erste Reaktion beim Lesen der Frage? "Was für ein Blödsinn" oder "Woher soll ich das wissen“. Es wäre Zufall, wenn Sie auf diese Art Frage eine eindeutige Antwort parat hätten. Der Interviewer möchte einen Lösungsweg hören. Nennen Sie keine Zahl. Denken Sie laut! Damit zeigen Sie, dass Sie logisch und analytisch denken und dass Sie mit Zahlen umgehen können. Erscheint Ihnen die Frage zu allgemein oder ist sie Ihnen unklar, stellen Sie Rückfragen, wie "Wenn Sie von Mercedes in Schweden sprechen, meinen Sie dann den Marktanteil der PKWs oder LKWs?".
Auch bei Gruppendiskussionen in Assessment Centern ...
... geht es nicht um die Lösung, sondern um die Art, wie die Gruppe eine Lösung erarbeitet und wie Sie zu dieser beizutragen. Auch bei scheinbar unbeantwortbaren Fragen im Vorstellungsgespräch ist nur gefragt, wie Sie an ein Problem herangehen.

Nicht auf den Anruf des Headhunters warten

Abschließend bleibt nur noch zu fragen, ob es im Unternehmen eine entsprechende Einsatzmöglichkeit gibt oder künftig geben könnte. Innerhalb weniger Minuten ist klar, ob die Bewerbung erwünscht ist oder nicht. Besteht Interesse, ist es wichtig, den Adressaten der Unterlagen zu fragen, worauf er besonderen Wert legt. Er weiß besser als jedes Ratgeberbuch, wie die Bewerbung aussehen sollte: Kurz und knapp oder lieber ausführlich, mit Zeugnissen oder ohne. Diese Informationen sind der Schlüssel für eine maßgeschneiderte Bewerbung mit hohen Erfolgschancen.

"Bei sinkender Anzahl an Stellenausschreibungen und steigenden Bewerberzahlen ist es verschenkte Zeit, auf eine passende Stellenanzeige oder den Anruf eines Headhunters zu warten, und verschwendete Energie, mit einer mühevoll erstellten Bewerbung gegen Hunderte Mitbewerber anzutreten", resümiert Vogel und fordert Bewerber dazu auf, aktiv zu werden, zum Hörer zu greifen und sich der Tricks der Headhunter zu bedienen. Dabei sei das Telefon "ohne Zweifel" das ideale Bewerbungsinstrument. "Es ist schnell, kostengünstig und garantiert persönlicher als jede Bewerbungsmappe", so der Berater.

Die Karriereexperten

Die Karriereberater Hans Rainer Vogel und Daniel Detambel sind Inhaber des Wiesbadener Unternehmens Vogel & Detambel Jobsearch. Seit über 15 Jahren sind sie auf die Vermittlung von Führungskräften spezialisiert. Viele ihrer Kunden kommen aus dem IT-Bereich. Aufgrund knapper Stellen, veränderter Bewerbungsprozesse und der steigenden Anzahl an Online-Bewerbungen raten die Bestsellerautoren für 2010 zu Headhunter-Tricks bei der Jobsuche.

websites für Jobsuchende
1. Platz: Bertelsmann
Bertelsmann punktet im Ranking der Unternehmensberatung Potentialpark mit seiner Karriere-Site. Der Medienkonzern stellt die Jobmöglichkeiten multimedial dar: Von Youtube-Videos über Jobs via Twitter bis hin zu Unternehmenspräsentationen in den wichtigen sozialen Netzwerken.
2. Platz: Deutsche Telekom
Auch der TK-Konzern setzt im Recruiting auf Social Media. Die Jobangebote können auch über eine kostenlose iPhone-Applikation abgefragt werden.
3. Platz: ThyssenKrupp
Thyssen-Krupp hat die drittbeste Karriere-Website. Sie besticht mit einem übersichtlichen Aufbau: Auf einen Blick erkennen Bewerber, wie viel offene Stellen es für Einsteiger oder Berufserfahrene gibt.
4. Platz: RWE
Wer sich um einen Ausbildungsplatz bei RWE bewerben will oder dem Engergiekonzern eine Initiativbewerbung schicken will, muss sich vorher online registrieren.
5. Platz: Deutsche Post DHL
Aktuelle Stellenangebote finden sich bei der Post gleich auf der ersten Karriere-Site der Post im Überblick.
6. Platz: Bayer
Übersicht ist Trumpf: Bayer steht mit seiner differenzierten Jobsuchmaschine Online-Jobbörsen in nichts nach.
7. Platz: KPMG
KPMG liefert auf seiner Karriere-Site auch allgemeine Tipps und Informationen zum Thema Bewerbung.
8. Platz: Allianz
Multimedial informiert der Versicherungskonzern den Nachwuchs über Karriere- und Einstiegschancen.
9. Platz: PricewaterhouseCoopers
Die Praktikanten lässt die Unternehmensberatung PWC auf ihrer Karriere-Site zu Wort kommen.
10. Platz: Procter & Gamble
Eine Karriere-Site für Westeuropa hat der Konsumgüterhersteller Procter & Gamble.