Körpersprache richtig einsetzen

Mit Gestik zum Erfolg

03.06.2014 von Lin Freitag
Manche Gesten sagen mehr als tausend Worte, besonders bei schwierigen Gesprächen im Job. Warum nicht nur der Ton die Musik macht, sondern auch die Körpersprache zählt.
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Im Berufsleben gibt es immer wieder Situationen, die besondere Vorbereitung und Fingerspitzengefühl benötigen, zum Beispiel: Einem Mitarbeiter kündigen, Gehaltsverhandlungen führen oder dem Chef mitteilen, dass ein Kunde abgesprungen ist. Um in solchen Gesprächen zu bestehen, braucht man mehr als nur die richtigen Worte, sagt der Kommunikations- und Körpersprachenexperte Michael Rossié.

Ganz wichtig ist es authentisch zu bleiben. "Körpersprache hat man, die kann man nicht antrainieren", sagt und widerspricht damit der von Samy Molchow begründeten Theorie, das Gestik und Gang eine bestimmte Form annehmen sollten, damit man entsprechend kommuniziert. Dennoch sei es wichtig, so Rossié, die Wirkung von Körpersprache zu kennen, nicht zuletzt im Beruf.

Gestik und Mimik


zeigt Ratlosigkeit oder Unsicherheit

signalisiert Konzentration oder Nachdenken

zeigen die eigene Überlegenheit

Gesagtes wird zurückgenommen, weil Unsicherheit in der Sache besteht

demonstriert Selbstzufriedenheit, wirkt aber nicht immer sympathisch

zeigt bei Zurücklehnen grenzenlose Souveränität

lässt auf Desinteresse, Unkonzentriertheit oder Nervosität schließen

steht für Nachdenklichkeit, Erschöpfung oder Langeweile

bedeutet Ungeduld oder Nervosität, vielleicht sogar Provokation

steht für Nachdenklichkeit und Zufriedenheit

zeigen bei Frauen: Unsicherheit oder Angst, bei Männern: Ablehnung und Verschlossenheit

signalisieren Überheblichkeit, gleichzeitig Abwehr gegen Einwände

Die Kündigung

Eine Kündigung sollte gut überlegt sein. Wer sich seiner Sache nicht sicher ist, zeigt das meist auch durch seine Körpersprache: Nervöse Gesten, zum Beispiel der häufige Griff ins Haar, sind ein Anzeichen dafür, dass sich jemand seiner Entscheidung nicht vollkommen sicher ist. Michael Rossié rät Vorgesetzten deswegen, schon vor dem entscheidenden Gespräch mit anderen Kollegen aus der Führungsetage darüber zu sprechen, denn so steht der Entschluss fest: Es gibt kein Zurück mehr.

Kommunikations- und Körpersprachenexperte Michael Rossié
Foto: Michael Rossié

Die Bewerbungsexperten Hesse/Schrader warnen davor, den Blick dauerhaft zu Boden zu senken, die Augen wandern zu lassen oder demonstrativ vom Gegenüber wegzusehen. Das seien "Zeichen für Unsicherheit, Ignoranz oder sogar Provokation". Hilfreich ist es, im Kündigungsgespräch eine aktive Körperhaltung einzunehmen, sagt Experte Rossié. Ein aufrechter, offener Sitz ist wichtig, um sein Anliegen mit dem nötigen Selbstbewusstsein vorzutragen. Auch für die Sitzordnung hat der Coach einen Tipp: Am besten setzt man sich über Eck und nicht frontal gegenüber, so verlaufen die Gespräche harmonischer.

Wichtig ist es, schnell auf den Punkt zu kommen. Eine Kündigung auszusprechen ist unangenehm, das wird auch nicht besser, wenn zuvor lange um den heißen Brei herumgeredet wird. So sollte der unangenehme Teil ganz am Anfang erfolgen, danach ist immer noch Zeit, Lob auszusprechen und persönliche Gedanken mitzuteilen. "Wenn es dem Chef Leid tut, den Mitarbeiter zu kündigen und er deswegen drei Nächte nicht schlafen konnte, sollte er dies auch sagen", sagt der Experte Rossié.

Kündigungsgespräche richtig führen
Wer einem Mitarbeiter die Entlassung mitteilt, sollte darauf achten, dass es ein Gespräch auf Augenhöhe ist. Sechs Tipps zur Gesprächsführung.
Tipp 1
Achten Sie darauf, dass vor dem Gespräch mit dem Mitarbeiter keiner seiner Kollegen von der Kündigung erfährt.
Tipp 2
Bereiten Sie sich auf das Gespräch vor: Welche Faktoren machen die Kündigung unumgänglich? Wie können Sie auf mögliche Einwände reagieren?
Tipp 3
Seien Sie ehrlich: Beschönigen Sie nicht die Situation, sondern geben Sie Ihrem Mitarbeiter ein konstruktives Feedback.
Tipp 4
Berücksichtigen Sie auf jeden Fall, dass es bei einer Kündigung nicht nur um eine Fach- oder Führungskraft einer bestimmten Abteilung geht, sondern um einen Menschen mit allen seinen sozialen und gesellschaftlichen Bezügen. Das ist gerade dann wichtig, wenn man den Mitarbeiter nicht immer geschätzt hat.
Tipp 5
Geben Sie ihm genügend Zeit für seine Reaktionen wie Wut oder Tränen: Bieten Sie gegebenenfalls ein weiteres Gespräch in ein paar Tagen an, wenn der Mitarbeiter sich wieder gesammelt hat.
Tipp 6
Seien Sie auch in den nächsten Tagen stets offen für weitere Fragen des gekündigten Mitarbeiters.

Die Gehaltsverhandlung

"Man sollte dem Chef nicht erst mal lang und breit zu erzählen wie toll man ist", sagt Kommunikationsexperte Michael Rossié. In der Regel weiß der Vorgesetzte, was der Mitarbeiter geleistet hat. In dieser Gesprächssituation geht es vor allem um eins: Verhandeln. Doch Vorsicht: "Es sollte nicht zugehen wie auf einem türkischen Bazaar", sagt Rossié. Chef und Mitarbeiter müssen schließlich auch in Zukunft noch miteinander arbeiten können.

Der Mitarbeiter sollte während des Gespräches vor allem eins: Ruhig bleiben, langsam reden und Pausen einlegen. "Der Leitwolf bewegt sich immer am wenigsten in der Herde", sagt Coach Rossié. Dazu gehört auch das Vermeiden aller übereifrigen Gesten, wie zum Beispiel eine viertel Stunde zu früh zu kommen. Ruhe strahlt man auch über die Haltung aus. Rossié rät, am besten weiter vorne auf dem Sessel oder Stuhl zu sitzen und diese Position relativ konstant einzuhalten. Auch der Blickkontakt ist wichtig, ein schneller Wechsel wirkt unstet und schnell auch nervös. Doch auch starren ist falsch, denn das kann bedrohlich bei dem Gesprächspartner ankommen. Experten raten zu Blickkontakten zwischen einer und drei Sekunden.

Um selbstbewusst agieren zu können, ist auch die richtige Kleiderwahl wichtig. Sitzt das Jacket nicht richtig oder trägt man zum ersten Mal einen Anzug, hat das ungünstige Auswirkungen auf die Körpersprache und reizt zu kleinen Ticks: am Rock zupfen, die Krawatte zurecht schieben. Das wirkt wenig souverän.

Sieben Tipps für mehr Gehalt
Wer will das nicht: mehr Geld auf dem Gehaltskonto. Doch nur wer verhandelt, verdient auch mehr. Wie Sie die Sache richtig angehen, verraten Ihnen die folgenden Tipps.
Tipp 1: Information geht vor
Recherche, Lesen
Tipp 2: Niemals mit der Tür ins Haus fallen
Kündigen Sie das Gespräch als Gespräch über Leistungen und Erfolge an und planen Sie eine Stunde ein.
Tipp 3: Setzen Sie sich Gehaltsziele
Ein Kernziel, ein Idealziel und ein Rückzugsziel. Wenn Sie nicht weiterkommen, vertagen Sie die Verhandlung.
Tipp 4: Auch Komfort und Zeit sind Gehaltsbestandteile
Es lohnt sich also auch, über Arbeitszeiten und mehr Zeit im Home-Office zu verhandeln. Weitere Gehaltsbestandteile sind Laptop, Smartphone oder der Firmenwagen.
Tipp 5: Führen Sie Buch
Erstellen Sie ein Erfolgsjournal, in dem Sie Ihre Erfolge möglichst faktenorientiert aufbereiten. Dies sollten Sie permanent tun, denn erfahrungsgemäß vergessen Sie schnell, was Sie geleistet haben.
Tipp 6: Auftreten ist die halbe Miete
Üben Sie eine selbstsichere Haltung und Ausstrahlung, die keinen Zweifel daran aufkommen lässt, dass Sie das Geld auch wert sind. Wer Unsicherheit ausstrahlt, hat schlechte Karten.
Tipp 7: An den anderen denken
Denken Sie immer an den Gewinn und Nutzen des anderen. Stellen Sie diesen bei der Verhandlung in den Vordergrund und drücken Sie immer aus, was Ihr Verhandlungspartner davon hat, wenn er sie besser bezahlt. Im Zweifel ist das eben auch die Tatsache, dass Sie den Job überhaupt (weiter) machen.

Der Kunde ist abgesprungen

Auch hier gilt: schlechte Nachrichten am besten sofort überbringen. Denn ein "Es tut mir Leid" sollte man dem Mitarbeiter auch ansehen. Michael Rossie rät deswegen so schnell wie möglich mit der Hiobsbotschaft zum Chef gehen. Für die Körpersprache gilt in dieser Situation: Kein selbstbewusstes Auftreten, kein fester Händedruck, keine laute Stimme - Reue sollte sich auch in den Gesten widerspiegeln.

Anschließend ganz ruhig und ehrlich sagen, dass dem Mitarbeiter die Situation furchtbar unangenehm ist. "Man sollte sich nicht in große Erklärungen verstricken: Der Chef will nicht wissen, warum das passiert ist sondern er will sich sicher sein, dass es nicht noch einmal passiert.", sagt Rossié.

Um ein Anliegen glaubhaft vorzubringen, spielt neben dem Blickkontakt auch Hände und Füße eine wichtige Rolle. Handflächen die nach oben zeigen, signalisieren Offenheit und das man etwas zu bieten hat, zum Beispiel gute Lösungen. Bei der Fußstellung sollte man darauf achten, dass die Beine dem Gesprächspartner zugewandt sind. Das wirkt sich auch insgesamt positiv auf die Körperhaltung aus.

(Quelle: Wirtschaftswoche)