Koehler Paper Group führt SAP HANA ein

Millionen Daten blitzschnell analysieren

18.03.2013 von Andreas Schaffry
Die Koehler Paper Group hat durch SAP HANA die Datenverarbeitung im Business-Warehouse-System und das Reporting drastisch beschleunigt. Flexible Echtzeit-Abfragen liefern Entscheidern neue Erkenntnisse - etwa zu Deckungsbeiträgen.
Bei der Koehler Paper Group setzt IT-Leiter Karl Schindler auf SAP HANA für schnelle Datenauswertungen.
Foto: Koehler Paper Group

Die Papierfabrik August Koehler SE aus Oberkirch (Ortenaukreis) ist einer der traditionsreichsten Kompetenzträger der europäischen Papierindustrie. Das Unternehmen ist seit acht Generationen in Familienbesitz und seit vielen Jahren Weltmarktführer bei Thermopapieren. In Oberkirch, Kehl und im thüringischen Greiz entstehen außerdem hochwertige Spezialpapiere im Bereich Selbstdurchschreibepapiere, Feinpapiere, farbige Recyclingpapiere und Dekorpapiere. Seit 2009 gehört außerdem mit der Firma Katz in Weisenbach, die weltweite Nummer 1 in der Produktion von Bierglasuntersetzern, zur Unternehmensgruppe. "Insgesamt produzieren wir pro Jahr rund 500.000 Tonnen Papier, das wir weltweit an unsere Kunden liefern und das bereits seit über 200 Jahren", erläutert Karl Schindler, IT-Leiter bei der Koehler Paper Group.

500.000 Tonnen Papier pro Jahr verkaufen

Thermopapiere sind aus vielen Bereichen des täglichen Lebens nicht wegzudenken; zum Beispiel als Kassenbelege, Preisauszeichnungs-Etiketten im Supermarkt oder Fahrscheine und Eintrittskarten. Und der Bedarf wächst. Die Koehler Paper Group hat sich in diesem dynamischen Markt weltweit als Marktführer etabliert.

Damit das Unternehmen seinen Wachstumskurs fortsetzen kann, kommen Geschäftsprozesse und Systemabläufe regelmäßig auf den Prüfstand. "Unsere Stärke liegt in der Bereitschaft zur kontinuierlichen Verbesserung. Deshalb sind wir auch bei den IT-Systemen ständig auf der Suche nach Optimierungsmöglichkeiten", sagt Karl Schindler. Seit Jahren bildet die Papierfabrik Koehler Kernprozesse mit den integrierten Funktionen der Geschäftssoftware SAP ERP ab. Die Absatz- und Bestandsplanung führt man in der Anwendung SAP Advanced Planning & Optimization (SAP APO) durch, einer Komponente aus dem SAP-SCM-Lösungsportfolio.

Der Vorstand, die Sparten- und Bereichsleiter wie auch die Sachbearbeiter im Vertrieb und im Rechnungswesen brauchen als solide Grundlage für schnelle und richtige Entscheidungen zeitnah aussagekräftige Datenauswertungen und Berichte. Durch die Einführung des SAP NetWeaver Business Warehouse Accelerator (BWA) vor einigen Jahren hat der Papierhersteller die Antwortzeiten bei Business-Intelligence-(BI)-Abfragen und die Berichterstellung beschleunigt.

In-Memory beflügelt Ladeprozesse

Vor kurzem hat die Koehler Paper Group das Business Warehouse von SAP auf die In-Memory-Appliance SAP HANA portiert. Die Implementierung war inklusive Datentransfer innerhalb von drei Tagen erledigt. Die interne IT-Abteilung hatte diese gemeinsam mit Beratern von SAP Consulting und dem Hardware-Partner Dell durchgeführt. Der Produktivstart erfolgte nach einer vierwöchigen Testphase.

"Am Anfang waren wir durchaus skeptisch, denn wir konnten ja schon mit dem BWA Abfragen sehr schnell durchführen", erinnert sich Karl Schindler. "Doch nach reiflicher Überlegung und intensiven Diskussionen waren wir überzeugt, dass uns die In-Memory-Anwendung weiterbringt." Die Ergebnisse geben dem IT-Leiter Recht. Die In-Memory-Lösung hat Ladeprozesse und Datenauswertungen regelrecht beflügelt.

Dauerte bei 200.000 Datensätzen das Aktivieren des Ladeprozesses im Data Store Object (DSO) der BW-Lösung von SAP vorher rund 30 Sekunden, sind es heute nur noch fünf. Der Ladeprozess hat sich durch den Einsatz der In-Memory-Datenbank vereinfacht, Aggregate und Cubes fallen weg. Zur Datenmodellierung werden keine persistenten Dimensionstabellen benötigt, denn die Sicht auf Reporting-Merkmale wird jetzt zur Laufzeit in der Datenbankschicht kalkuliert.

Bei Datenanalysen den Turbo gezündet

Regelrecht den Turbo hat die Koehler Group aber bei den Datenauswertungen gezündet. Diese sind heute sekundenschnell erledigt. Die rund 100 BI-Anwender müssen nicht minutenlang auf Ergebnisse warten und arbeiten somit effektiver. "Bei den Bestandsanalysen konnten wir die Antwortzeiten von bislang mehr als fünf Minuten auf fünf Sekunden reduzieren - bei sieben Millionen Datensätzen", freut sich Karl Schindler. Die hohen Abfragegeschwindigkeiten werden erreicht, weil die In-Memory-Anwendung in Verbindung mit dem leistungsfähigen Frontend-Tool SAP BusinessObjects Analysis eingesetzt wird, das BI-Abfragen per Self-Service erlaubt.

Beim Umstieg auf SAP HANA waren beschleunigte Ladeprozesse und blitzschnelle Antwortzeiten wichtige Entscheidungskriterien. Ebenso wichtig war den Verantwortlichen, aus bereits vorhandenen Informationen neue Erkenntnisse zu gewinnen. Möglich ist dies, weil Endanwender die BI-Abfragen heute feingranular bis hinunter auf den Einzelbeleg durchführen und für ihre Analysen Datensätze sehr flexibel nach allen möglichen Kriterien selektieren können.

Verkaufsmaßnahmen gezielter planen

Auf diese Weise hat der Vertrieb herausgefunden, dass bestimmte Artikel aus dem Papiersortiment einen anderen Deckungsbeitrag erwirtschaften als bisher angenommen. Er kann auf Grundlage dieser Erkenntnisse verkaufsfördernde Maßnahmen für einzelne Artikel in Zukunft noch zielgerichteter planen und durchführen.

Eine solche Analyse wäre vorher nur mit einem enorm hohen Aufwand möglich gewesen, denn die Koehler Paper Group hat eine freie Variantenkonfiguration. Pro Geschäftsvorgang werden zwischen 200 und 300 Merkmale der verschiedenen Varianten eines Papierproduktes mit ihren wechselseitigen Beziehungen abgebildet. "Die IT-Abteilung hätte für jede Konfigurationsmöglichkeit die Daten eigens indexieren und aggregieren müssen", verdeutlicht Karl Schindler.

Produktionskennzahlen in Echtzeit auswerten

Im nächsten Schritt will der Papierhersteller mit SAP HANA die Produktionskennzahlen aus den Shop-Floor-Systemen in Echtzeit auswerten; etwa Gut- und Ausschussmengen, Rüstzeiten, Laufzeiten und Ausfälle oder die Maschineneffektivität (Overall Equipment Effectiveness = OEE). Die Werksleiter und das Management könnten dann zum Beispiel sofort sehen, warum der Ausschuss an einer Maschine gestiegen ist oder Rüstzeiten zu hoch sind und umgehend Maßnahmen zur Optimierung der Abläufe in den Werkshallen einleiten.

Karl Schindler ist überzeugt, dass künftig auch OLTP-basierte SAP-ERP-Systeme direkt auf SAP HANA betrieben werden können. "Indem wir die In-Memory-Lösung schon jetzt eingeführt haben, sammeln wir wertvolle Erfahrungen um später die Option einer Migration unserer zentralen SAP-ERP-Lösung auf SAP HANA sehr genau technisch prüfen zu können."