Business Intelligence

MicroStrategy 9 flexibilisiert die Datenanalyse

06.02.2009 von Sascha Alexander
Mit der Plattform für Business Intelligence lassen sich erstmals lokale Projekte bündeln, schnelle Speicher-basierende Abfragen starten und über eine Metadatenschicht diverse Datenquellen anzapfen.

Die BI-Software soll im zweiten Quartal allgemein verfügbar sein. Wie bei früheren Versionen der BI-Plattform hat sich MicroStrategy vor allem mit technischen Finessen und dem Ausbau der Produktarchitektur beschäftigt, während zunehmend nachgefragten analytische Anwendungen für ein Performance-Management beispielsweise für die Planung weiterhin nicht geboten werden (siehe auch den Beitrag "MicroStrategy warnt vor BI-Konglomeraten").

Trotzdem stellt MicroStrategy 9 einige interessante Neuerungen für Analyse und Reporting in Aussicht: So erhalten Anwender erstmals die Möglichkeit, lokal entstandene BI-Lösungen in zwei Schritten auf eine zentrale Reporting-Plattform zu überführen: Zunächst lassen sich die Metadaten und Berichte in MicroStrategy 9 einbringen und in einem multidimensionalen Datenmodell ohne Änderung weiterverwenden.

In zweiten Schritt könnten Anwender dann auch die dispositiven Daten auf die Plattform migrieren und in einem Data Warehouse speichern. Laut MicroStrategy eröffnet dieser Ansatz für Unternehmen ein Weg, wie sie die oft aus Zeit- und Kostengründen in Fachbereichen entstehenden BI-Insellösungen in einer integrierten, zentral verwaltbaren BI-Umgebung zusammenführen und zudem die Daten für neue Analysen und Anforderungen weiterverwenden können.

Integrierte In-Memory-Datenbank

Weitere Neuerungen in MicroStrategy 9 betreffen vor allem den Datenzugriff. So wartet der nun auch MicroStrategy mit einem umfassenden Ansatz für die schnelle, 64-Bit-basierende Datenauswertung im Arbeitsspeicher auf (In-Memory Analytics). Mit solcher Technik werben beispielsweise auch die Konkurrenten QlikTech, Cognos/IBM, Oracle und SAP/Business Objects.

Laut einer ersten Analyse von Steffen Vierkorn, Berater beim Business Application Research Center (Barc) in Würzburg, weist der Ansatz von MicroStrategy allerdings einige Besonderheiten auf: So müssen Firmen für den Aufbau einer In-Memory-Anwendung keine Änderungen an der Datenanbindungen oder an den entwickelten Berichten vornehmen. Anders als beim Caching, wählt der Administrator vielmehr Teilbereiche eines Datenmodells oder einzelne Objekte aus und speichert sie für einen schnelleren Zugriff in einer speziellen, aber in MicroStrategy integrierten In Memory-Datenbank. Dieser Ansatz ist laut Vierkorn neu im Markt. Andere Anbieter hätten ihre In-Memory-Technik samt Datenbank bisher nicht direkt in die BI-Plattform integriert.

Für Endanwender bleibt der Datenzugriff transparent. Ihre Abfragen werden wo möglich auf dem vom Hersteller als "ROLAP Cubes" bezeichneten In-Memory-Datenbeständen ausgewertet statt mit ihnen jedes Mal die BI-Datenbank zu belasten. Vor allem komplexe Abfragen beim Reporting und Einsatz von Dashboards sollen sich durch dieses Verfahren schneller abarbeiten lassen. Zudem können Entwickler Reports mit Hilfe der Metadaten erstellen und dabei nach Belieben Daten aus dem ROLAP Cube mit solchen aus der BI-Datenbank kombinieren.

Semantischer Datenzugriff und Web-Client

Ebenfalls Verbesserungen verspricht eine neue "Multi-Source Engine", mit der sich beim Datenzugriff aus MicroStrategy unterschiedliche Datenquellen erstmals gemeinsam über eine semantischen Schicht kombinieren lassen, ohne die Daten in der BI-Umgebung lokal speichern zu müssen. In einem Bericht können so Daten aus Datenbanken wie etwa Oracle 11g oder dem Microsoft SQL Server 2008 direkt zusammenkommen. Die Definition der Verknüpfungen nimmt der Administrator vor und erleichtert so den Benutzern die Report-Erstellung erheblich.

MicroStrategy 9 wartet mit erweiterter Dashboard-Technikauf. So können Anwender beispielsweise einen vorhandenen Bericht in ein Dashboard umwandeln oder mit Hilfe von Dashboard Templates ein eigenes interaktives Dashobard erstellen.

Fortschritte zeigen sich zudem beim BI-Frontend von Microstrategy 9. So orientiert sich die Oberfläche dem Stil von Office 2007 und macht dankt der Nutzung von Ribbons laut Barc-Berater Vierkorn einen wesentlich aufgeräumteren Eindruck beim Anwender. Vor allem aber versucht der Hersteller einen bisherigen Schwachpunkt seiner Client-Strategie sukzessive zu beseitigen: anders als Konkurrent Cognos beispielsweise waren viele Funktionen des BI-Clients nicht über das Web nutzbar. Dies soll sich nun mit der neuen auf AJAX-basierenden Architektur und entsprechenden Features weitgehend ändern.