Microsoft verschärft ERP-Konkurrenz zu SAP

10.10.2006
Die Business-Softwaresparte des US-amerikanischen Konzerns will SAP Kunden abjagen und stärker als bisher in den gehobenen Mittelstand vordringen.

SAP und Microsoft haben sich in den letzten Monaten eher als Partner präsentiert. Gemeinsam brachten sie das Produkt "Duet" auf den Markt, eine Lösung, die Microsofts "Office" an das ERP-Backend der SAP anbindet. Doch nun möchte Microsoft wieder deutlich machen, dass beide Konzerne im Geschäft mit Business-Software Konkurrenten sind, die sich nichts schenken. Die Produkte Dynamics NAV (vormals "Navision") und AX (vormals "Axapta") sowie CRM stehen in Wettbewerb mit SAP-Produkten. Dynamics AX sei auch für R/3-Kunden interessant. Solche Firmen möchte man dazu bewegen, ins Microsoft-Lager zu wechseln, statt auf Mysap zu migrieren. Nach den Worten von Peter Ruchatz, Direktor Microsoft Business Solutions in Deutschland, ist dies hierzulande auch schon gelungen.

Peter Ruchatz, MBS-Chef in Deutschland.

Um Kunden im gehobenen Mittelstand besser ansprechen zu können, sollen Partner, die heute Produkte von SAP und Infor/SSA Global verkaufen, abgeworben werden. Nicht ohne Hintergedanken hält Microsoft die auf Unternehmenssoftware ausgerichtete Kundenkonferenz "Convergence 2006 EMEA" in München und damit in SAPs Heimatmarkt ab. Es ist gleichzeitg die erste Veranstaltung dieser Art in Europa, denn bisher hatte Redmond die Convergence nur in den USA abgehalten. Nun scheint der europäische Markt wichtiger zu werden. Wohl um dies zu unterstreichen, wird Firmengründer Bill Gates die vom 6. bis 8. November stattfindende Konferenz eröffnen.

Ein Entwicklungsschwerpunkt bei Microsoft ist die Office-Integration. Beispielsweise wird Dynamics NAV 5.0, das kommende Release des ERP-System, das neue Frontend "Dynamics Client" enthalten, der sich laut Ruchatz dem Nutzer wie "Office 2007" präsentiert. Das Produkt soll zur nächsten CeBIT fertig sein. Der Client soll Standard für alle anderen Business-Softwareprodukte werden. Ausgenommen ist das CRM-System. Der Grund: Verkäufer benötigen in erster Linie Outlook-Funktionen für Kontakt- und Terminverwaltung sowie Kommunikationsmittel wie E-Mail und VoIP-Telefonie. Der Dynamics Client richtet sich dagegen stärker an Personen, die Daten in Excel weiterverarbeiten oder Geschäftsdokumente mit Word schreiben wollen, und dabei auf Backend-Informationen zurückgreifen müssen.

Ob der Konzern das in den USA erhältliche Einzelplatzssystem für die Buchhaltung ("Small Business Accounting") auch in Deutschland anbieten wird, will Microsoft laut Ruchatz zum Jahresende entscheiden. (fn)