Multitouch-Tisch

Microsoft Surface und der erhoffte "Wow-Effekt"

06.11.2009 von pte pte
Ein österreichisches Immobilien-Unternehmen nutzt den Surface-Tisch von Microsoft für Präsentationen. Die Implementierung ist nicht trivial, dafür ist der Effekt umso größer.
Der Surface-Tisch von Microsoft - Multitouch steuert die Inhalte des Sci-Fi-Geräts.
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Das Unternehmen LieberLieber Software hat für das Immobilienunternehmen Signa eine maßgeschneiderte Immobilienpräsentation auf Basis von Microsofts Multitouch-Tisch Surface entwickelt. "Bei unseren Kunden bringt die Lösung einfach einen Wow-Effekt, und genau das wollten wir erreichen", sagt Franz Hillebrand, Leiter der Konzern-IT bei Signa Holding, im Gespräch mit pressetext. Das Präsentationstool ist die erste kommerzielle Surface-Lösung in Österreich und neben der Anwendung im Kölner o2-Store eine der ersten im deutschsprachigen Raum. Signa Surface zeigt auch die Herausforderungen in der effizienten Gestaltung derartiger Lösungen auf, wie beispielsweise die Gefahr, einzelne Anwendungsschichten mit Informationen zu überladen.

"Surface ermöglicht eine viel angenehmere Kundeninteraktion als etwa PowerPoint", betont LieberLieber-Geschäftsführer Daniel Siegl gegenüber pressetext. Denn die Lösung ermöglicht es Signa, Kunden diverse Bauprojekte wirklich interaktiv zu präsentieren. Alle Projekte rund um den Globus sind auf Basis von Bing Maps erfasst. Mittels Multitouch navigiert man auf der Karte, um Details zu einzelnen Bauvorhaben direkt mit einem Fingerdruck aufzurufen.

Die Informationen umfassen etwa die Lage in der realweltlichen Umgebung, die auch dreidimensional visualisiert werden kann. Neben eher trockenen Details wie Gebäudeplänen gibt es auch eine virtuelle Umsetzung von Printbroschüren mit integriertem Blättereffekt. "Dieser Effekt kommt bei den Kunden extrem gut an", sagt Hillebrand.

Einige Bauprojekte wie etwa das Kaufhaus Tyrol in Innsbruck warten auf dem Präsentationstisch mit einer interaktiv drehbaren Webcam-Ansicht der realen Baustelle auf. Für das Kaufhaus hat LieberLieber auch eine existierende Flash-Applikation für virtuelle Gebäuderundgänge in die Multitouch-Lösung integriert. Diese ist aber auf eine Vollbild-Ansicht beschränken, da sich sonst die Multitouch-Bedienung der Legacy-Anwendung sehr schwierig gestalten würde, so Siegl.

Die Einschränkung beim integrierten Flash-Rundgang ist ein Beispiel einer Herausforderung, die sich erst im Projektverlauf offenbarte. Da Signa und LieberLieber mit Surface Neuland in Sachen Gestaltungsmöglichkeiten betreten haben, sind die Unternehmen immer wieder auf unerwartete Details gestoßen. "Man hat einfach mehr Möglichkeiten und somit auch mehr Möglichkeiten, Fehler zu machen", meint dazu Andreas Schabus, Academic Relations Manager bei Microsoft, im Gespräch mit pressetext.

Gefahr der Content-Überfrachtung

Ein Problem bei Signa Surface war eine Content-Überladung einzelner Präsentationsschichten. Das Immobilienunternehmen betreut etwa in Dresden so viele Einzelobjekte, dass für die Stadt eine unübersichtliche Menge an Informationspunkten existiert, was auch ein Risiko von Fehleingaben bedeutet. Als Problemlösung wird eine zusätzliche Zwischenschicht eingefügt, welche die Stadt zunächst in Viertel aufteilt. Einen ähnlichen Effekt gibt es bei Impressionen zur Umgebung von Bauobjekten - mit vielen gleichzeitig angezeigten Bildern wirkt Surface schnell wie ein Tisch voller verstreuter Urlaubsfotos.

Laut Siegl ist es technisch relativ leicht, bei Bedarf in der Anwendung zusätzliche XML-Zwischenschichten einzuschieben, um so für mehr Übersichtlichkeit zu sorgen. Die größere Herausforderung liegt in der entsprechenden Strukturierung des genutzten Contents, der präsentiert wird. Die Verwaltung von Inhalten ist bei aktuell rund 40 Gigabyte an Daten aus verschiedenen Quellen generell ein nicht zu vernachlässigender Aufwand, so Hillebrand.

"So eine Surface-Applikation kann man nicht einfach bestellen und vergessen", betont Siegl. Das bezieht sich aber nicht nur auf die ursprüngliche Entwicklungsphase mit ihren neuartigen Herausforderungen. So will man die Content-Wartung noch vereinfachen. Auch soll Signa Surface im Betrieb noch um weitere Visualisierungen etwa von Verkehrsströmen oder der Kaufkraft in der Umgebung eines Projekts erweitert werden.

Ebenfalls ist geplant, eine Light-Version der Applikation zu entwickeln, um diese auf bestehenden Präsentationskiosks einzusetzen, die nicht die Multitouch-Möglichkeiten eines Surface-Tisches bieten. Derartige Entwicklungen seien grundsätzlich mit überschaubarem Aufwand möglich, so Siegl. (pte)