Michael Dell: AMD-Rechner sind "möglich"

11.05.2006
Der Chairman des PC-Anbieters gibt sich weiterhin bewusst nebulös, was den Einsatz von AMD-CPUs betrifft.

Im Vorfeld einer europäischen Kundenveranstaltung in Griechenland sagte Firmengründer Michael Dell gegenüber Journalisten, der Verkauf von PCs mit AMD-Prozessoren unter der Marke Dell sei noch in diesem Jahr "möglich". Die Antwort ist beileibe nicht überraschend: Seit geraumer Zeit ist ein "Vielleicht" die Standardreplik, wenn das Dell-Management zum Intel-Konkurrenten befragt wird. Intern würde ein Paradigmenwechsel keine Probleme bereiten: "Wenn wir AMD-PCs wollten, würden wir sie entwickeln", so Dell. "Das wäre relativ einfach." Die Entscheidung hänge allein davon ab, was die Kunden wünschten. Hiermit sind vorrangig die Unternehmensanwender gemeint: Dell zufolge werden zirka 90 Prozent der europäischen Umsätze mit Firmen, Konzernen und der öffentlichen Hand erwirtschaftet.

Computerspieler, bei denen AMD einen guten Ruf genießt, werden von Dell seit kurzem über Geräte des Herstellers Alienware bedient. Dell hatte den Kauf des privat geführten Unternehmens vor zwei Tagen offiziell abgeschlossen. Ein Preis für den Deal war nicht genannt worden. Alienware soll als eigenständige Marke parallel zum Dell-Portfolio geführt werden. Der Zusammenschluss lohne sich schon deshalb, so Dell, weil Synergien beim Einkauf von Komponenten genutzt werden könnten.

Zum Verlauf des ersten Fiskalquartals, das Anfang Mai abgeschlossen wurde, wollte sich Dell nicht äußern. Die offiziellen Zahlen werden in der kommenden Woche bekanntgegeben. Am Montag hatte der PC-Konzern jedoch in einer Pflichtveröffentlichung darauf hingewiesen, dass die Gewinnprognosen für das erste Fiskalquartal verfehlt wurden. Der Umsatz rangiere am unteren Ende der Vorgaben bei rund 14,2 Milliarden Dollar. Dies hatte zum Sturz der Aktie auf ein Mehrjahrestief geführt. Der Grund für die schwachen Zahlen sind Preisnachlässe, mit denen Dell den eigenen Marktanteil gegen die Wettbewerber schützen will.

In der Standortfrage für die geplante Dell-Fabrik auf dem europäischen Festland ist es konzernintern zu einer Entscheidung gekommen. Wo gebaut wird, wollte Dell aber noch nicht sagen, denn die Verhandlungen mit der Politik seien noch nicht abgeschlossen. Zusätzlich zur bestehenden Fabrik im irischen Limerick wird der PC-Anbieter ein weiteres Werk errichten, um die Lieferzeiten zu verringern. Am meisten vom neuen Standort würden Kunden in Ostdeutschland und den angrenzenden osteuropäischen Ländern profitieren, sagte Dells Europachef Paul Bell. Berichten zufolge war die Entscheidung gegen einen Standort in Ostdeutschland bereits im vergangenen Herbst gefallen. Die meisten Hoffnungen dürfen sich demnach Polen, Tschechien und die Slowakei machen. (ajf)