Mehrheitlich positives Urteil ueber das neue Messekonzept Systems '95: Das Fachpublikum kam - aus Deutschlands Sueden

27.10.1995

MUENCHEN (ls) - Die Messe Muenchen GmbH (MMG) bewertet die erste Systems im Jahresturnus nicht unerwartet als vollen Erfolg. Auch Aussteller und Besucher zeigten sich ueberwiegend zufrieden, kritisierten jedoch die schmalen Besucherstroeme aus Norddeutschland und dem Ausland sowie die unklare Halleneinteilung.

Rund 116000 Besucher registrierte die Messegesellschaft, 1000 weniger als auf der letzten Systems 1993. Allerdings soll der Anteil an Fuehrungskraeften von 55 auf 60 Prozent und der an Personen mit Entscheidungskompetenz bei Beschaffungen von 85 auf 93 Prozent gestiegen sein. Insgesamt haetten Aussteller, Verbaende und Besucher das Konzept der MMG, die Systems staerker auf das Fachpublikum auszurichten, angenommen.

Die Messe noch staerker aufs Fachpublikum ausrichten

Dieser Einschaetzung stimmt der Fachverband Informationstechnik (FVIT) in den Industrieverbaenden VDMA und ZVEI weitgehend zu. Er wertet in einer Presseerklaerung den Verlauf der Systems mit Ausnahme des ersten Tages als "gut bis sehr gut" und lobt "die hohe Besucherqualitaet". Einzige Kritik: "Der Besuch aus dem Ausland und aus den noerdlichen Gebieten Deutschlands haette besser sein koennen." Der FVIT-Geschaeftsfuehrer Guenther Moeller hat angekuendigt, er wolle darauf hinwirken, "die Systems in Zukunft noch staerker auf die Zielgruppen Fachhandel und Fachbesucher auszurichten und die Marketing-Anstrengungen zu verstaerken".

Einer Umfrage der Messegesellschaft zufolge gaben je 72 Prozent der Aussteller und Besucher der Systems die Noten gut bis ausgezeichnet. Nur fuenf beziehungsweise sechs Prozent haetten ein negatives Urteil gefaellt. Als besondere Attraktion erwies sich die urbane Architektur der "Multimedia-City" in Halle 15, die 39 Prozent aller Messebesucher in ihren Bann zog.

Waehrend die Multimedia-Stadt Begeisterung bei Besuchern und Ausstellern hervorrief, gab es im Fachhandelszentrum in Halle 25 lange Gesichter. Es musste optisch mit dem aeusserst attraktiven Stand von Computer 2000 konkurrieren, war aber am ersten Tag hinter weissen Fahnen versteckt. Spaeter wurden sie hochgerollt, so dass die Staende wenigstens zu sehen waren. Fragwuerdig erscheint auch die Idee, den Boden des Internet-Cafes in Halle 19 mit Sand zu bestreuen. Es duerfte eher eine Sache von Kids als von DV- Managern sein, sich durch einen Sandkasten zu wuehlen.

Die professionellen Besucher der Messe hoben vor allem die Arbeitsatmosphaere auf der Systems hervor. So lobte Uwe Fleischhauer von einem Regensburger Softwarehaus, im Gegensatz zum CeBIT-Mammutspektakel seien auf der Systems intensivere Kontakte bis hin zu einer echten Produktuntersuchung moeglich. Aehnlich das Urteil von Thorsten Brinkschmidt, Mitarbeiter der Bochumer G Data Software GmbH: "Im Vergleich zur CeBIT ist die Moeglichkeit, sich zu informieren, und die Betreuung an den Staenden sehr viel besser."

Zufrieden war auch Gerd Schramm von der Muenchner Lebensmittel- Grosshandelsfirma Skandinavien- und Sued-Import GmbH. Der DV-Leiter war auf der Suche nach skalierbaren Archivsystemen fuendig geworden. Guenther Allmendinger, ein auf DV-Management und Software-Entwicklung spezialisierter Personalberater, bescheinigte der Messe, "sehr interessant" zu sein.

Nicht so positiv aeusserten sich Besucher mit Interessenschwerpunkten im Bereich CAx-Systeme. Ein Augsburger DV- Profi auf der Suche nach speziellen Loesungen meinte, die Messe sei nicht mehr so uebersichtlich wie einst die Systec. Auch Robert Gaerth von der im Entwicklungs- und medizintechnischen Bereich taetigen Fresenius GmbH in Bad Homburg befand, die Suche nach speziellen Loesungen fuer elektrotechnisches CAD gestalte sich nicht einfach.

Kommentare von Ausstellern fielen bei einer CW-Umfrage ueberwiegend positiv aus. Uwe Pagel, Marketing-Leiter des Softwarehauses Wilken GmbH aus Ulm, registrierte: "Es gab Phasen, da sind wir etwas ueberrannt worden." Man habe "sehr interessante Neukontakte" knuepfen koennen. "Fuer unsere Zielgruppe ist die Systems von der fachlichen Qualifikation der Besucher her besser als die CeBIT. Die Leute suchen gezielter, die wissen, was sie wollen." Sein Unternehmen werde im naechsten Jahr "mit Sicherheit wieder hier" sein.

Hoechst erfreut ueber den Besucherzuspruch zeigte sich auch Martin Daut, Prokurist bei der Ditec Informationstechnologie GmbH und Co. KG in Muenchen: "Es lief hervorragend." Ditec sei hier "am richtigen Platz". Er sei ein "absoluter Freund der Fachmesse Systems", koenne sich die Veranstaltung jedoch noch zielgruppenorientierter vorstellen. So schlug er vor, Herstellern von Kopierern sowie Schneide- und Falzgeraeten eine eigene Messe zu geben. Gut gelaunt monierte er, es sei "ein echter Nachteil, dass man abends nicht so lange am Stand feiern darf".

Nicht so euphorisch, aber durchweg zufrieden gab sich Georg Heeg, Chef des gleichnamigen Softwarehauses aus Dortmund. Es kaemen "keine Heerscharen mehr, die erfahren wollen, was Objektorientierung ist", sondern Interessenten mit ernsthaften Projektideen.

Mit gemischten Gefuehlen beurteilte Hermann Bense, Geschaeftsfuehrer der Dortmunder Nexus GmbH, die Systems: "Unser Eindruck reicht von total enttaeuscht bis zu ganz toll." Er bemaengelte eine unklare Halleneinteilung, die es dem Publikum schwer gemacht habe, sich zu orientieren. Gleichwohl sei diese Messe ein Pflichttermin: "Sie ist fuer uns wichtig, um die regionalen Kontakte zu pflegen und zu intensivieren."

Einige schwer enttaeuschte Aussteller gab es auch - die allerdings wollten sich nicht mit Namen nennen lassen. So klagte der Geschaeftsfuehrer eines Herstellers von Netzwerkkomponenten ueber das arg regional begrenzte Einzugsgebiet der Systems hinsichtlich der Besucherschaft. Es habe nur wenige Kontakte mit Gaesten aus Oesterreich und der Schweiz gegeben. Sein Unternehmen werde sich nach der im November in Duesseldorf stattfindenden Exponet entscheiden, welche Messe kuenftig exklusiv beschickt werde.

Ein grosser Peripheriehersteller wird auf der naechsten Systems nicht mehr vertreten sein. Zur Begruendung wurde erklaert, das Messekonzept sei unklar, und die Messe habe zuwenig getan, Fachpublikum auf die Ausstellung zu holen. Deshalb habe das Unternehmen weit weniger Kontakte mit Fachbesuchern gehabt als auf der CeBIT.