Gartner-Umfrage

Mehrheit investiert mehr in SaaS

06.07.2010 von Katharina Friedmann
Im Email- und Finanzmanagement und durch die computergestützte Kundenberatung auch im Vertrieb nutzt weltweit inzwischen jedes Dritte Unternehmen Software as a Service (SaaS)-Lösungen. Das ergab eine Befragung des Marktforschungsunternehmens Gartner. Über 70 Prozent der Unternehmen planen künftig, mehr als zuvor für entsprechende Lösungen auszugeben.
Für Sharon Mertz, Analystin bei Gartner, ist SaaS längst im Unternehmensalltag angekommen.

"SaaS-Anwendungen werden eindeutig nicht mehr als Novum unter den Bezugsmodellen betrachtet", nennt Sharon Mertz, Research Director bei Gartner, ein zentrales Ergebnis der Anwenderbefragung. Demnach gab nahezu die Hälfte der interviewten Unternehmen an, schon seit mehr als drei Jahren Mietsoftware zu nutzen. Gartner hat die branchenübergreifende Umfrage im Zeitraum von Dezember 2009 bis Januar 2010 unter 270 IT-Verantwortlichen und Geschäftsführern in Europa, Nordamerika und dem asiatisch-pazifischen Raum vorgenommen. Dabei handelte es sich jeweils um Personen, die in die Implementierung und/oder Budgetentscheidungen zur Anschaffung von Unternehmenssoftware involviert waren.

Das Mietmodell erobert die Anwendungslandschaft

In punkto Funktionalität hat sich das Spektrum der SaaS-Anwendungen laut Gartner in den vergangenen Jahren merklich erweitert. Mittlerweile am weitesten verbreitet ist das Mietmodell für E-Mail und das Finanz-Management (Buchhaltung) sowie für die Bereiche Sales Force Automation und Kundenservice - mehr als 30 Prozent der befragten Unternehmen nutzen diese Art von Anwendungen nach dem SaaS-Prinzip anstelle von eigener, Inhouse betriebener Software.

In den kommenden zwei Jahren wollen durchschnittlich 53 Prozent der Organisationen ihr momentanes finanzielles Engagement im Bereich SaaS-Lösungen leicht verstärken und 19 Prozent sogar deutlich mehr Geld dafür ausgeben. Allerdings nicht alle SaaS-Nutzer wollen zulegen: Knapp ein Viertel der Befragten plant hierfür gleichbleibende Budgets, während vier Prozent vorhaben, die für Miet-Applikationen angesetzten Mittel leicht zu reduzieren.

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SaaS-Investitionen - Tendenz steigend

Was Investitionen in künftige Mietsoftware beziehungsweise Inhouse-Anwendungen betrifft, gehen 72 Prozent der Organisationen von steigenden SaaS-Investitionen aus, während 45 Prozent wachsende Budgets für Applikationen im Eigenbetrieb antizipieren. Hier gibt es laut Studie durchaus regionale Unterschiede: So äußerten in Nordamerika und dem asiatisch-pazifischen Raum ansässige Unternehmen stärkeres Interesse an dem Bezug von Lösungen im SaaS-Modell als ihre europäischen Kollegen. Entsprechend höher auch deren Zuversicht, dass ihre Organisationen die Investitionen in Produkte, die im SaaS- oder Abonnement-Modell angeboten werden, bis Ende 2010 erhöhen werden.

Zur Miete: nicht für alle die Lösung

Woran es dem Gros der Organisationen jedoch offenbar nach wie vor mangelt, sind Richtlinien zur Steuerung der SaaS-Evaluierung und -Nutzung: Laut Gartner-Studie haben lediglich 39 Prozent der Untersuchungsteilnehmer eine solche Policy oder einen derartigen Prozess etabliert - das sind nur ein Prozent mehr als im Jahr 2008.

Des Weiteren ergab die Studie aber auch, dass SaaS offenbar nicht für alle Organisationen optimal ist: Demnach sind immerhin 16 Prozent der Unternehmen im Begriff, von SaaS- auf Inhouse-Lösungen umzusatteln. Zwar wurde kein einzelner konkreter Grund für die Kehrtwendung genannt, den Gartner-Experten zufolge handelte es sich dabei jedoch meist um Betriebe, die sich mit hohen Integrationsanforderungen konfrontiert sahen oder angesichts einer zu hohen Total Cost of Ownership (TCO) unzufrieden waren.

Bei aller weltweit wachsenden SaaS-Akzeptanz - immerhin gut ein Drittel der Befragten berichtete von Problemen mit ihren bestehenden Mietlösungen. Laut Studie ist das Gros dieser Unternehmen im asiatisch-pazifischen Raum ansässig, wo hochverfügbare Hochgeschwindigkeitsnetze nicht in dem Maß verfügbar seien wie etwa in Nordamerika. Als primäre Schwachstellen führten die Organisationen vor allem Schwierigkeiten bei der Integration sowie Probleme im Hinblick auf die firmenspezifische Anpassung auf.

SaaS-Verhandlungskünstler

"Ungeachtet dieser Probleme werden Organisationen schlauer, was das Nachverhandeln ihrer SaaS-Verträge angeht", weiß Gartner-Analystin Mertz zu berichten. Ihren Angaben zufolge geht es dabei vor allem um Erweiterungen des Funktionsumfangs, zusätzliche Nutzer sowie bessere finanzielle Konditionen. "30 Prozent der Teilnehmer gaben an, hier noch vor Vertragsende nachverhandelt zu haben."