Krise - aber nicht für alle

Mehr Gehalt für IT-Chefs

01.03.2010 von Hans Königes
Um 1,8 Prozent auf 98.980 Euro ist das Durchschnittsgehalt der IT-Führungskräfte in diesem Jahr gestiegen. Das ergab eine Studie von Personalmarkt.

Die IT-Manager gehören zu den Spitzenverdienern, allerdings mit großen Schwankungen. Zum Beispiel verdient der IT-Bereichsleiter in einer Bank in diesem Jahr im Durchschnitt 219.000 Euro, während der Abteilungsleiter auf 104.560 Euro kommt. Neben der Branche und der Hierarchiestufe beeinflusst auch die Firmengröße das Einkommen stark.

Tim Böger, Personalmarkt: 'Die Spreizung der Gesamtgehälter wird weiter zunehmen.'

Der für die Studie verantwortliche Projektleiter Tim Böger, Geschäftsführer von Personalmarkt, ist überzeugt, dass die "Spreizung der Gesamtgehälter weiter zunehmen wird". Ursache sei, dass immer größere Gehaltsanteile variabel, also nach Leistung, ausgezahlt würden. Ingesamt geht Böger davon aus, dass der Markt für Softwareentwicklung, Projektleitung und Systemadministration "relativ ruhig" bleibt. Für die Gehaltsentwicklung heißt das: Abschied nehmen von spektakulären Zuwächsen. "Aber es gibt Nischen, die aus dem ruhigen Fahrwasser ausscheren könnten - und zwar nach oben", macht Böger Mut. In nächster Zeit würden Unternehmen etwa mehr in Suchmaschinenoptimierung investieren. "Hier sind Experten knapp und verdienen schon jetzt sehr gut. Mittelfristig wird auch die steigende Nachfrage nach energieeffizienten Geräten den Hardwareentwicklern eine gute Zeit bescheren", prophezeit der Vergütungsexperte.

Arbeitgeber sitzen am längeren Hebel

Personalberater sprechen im Augenblick von einem Arbeitgebermarkt: Viele Bewerber konkurrieren um wenige Stellen, so dass Firmen am längeren Hebel sitzen und versuchen, die Gehälter zu drücken, unter anderem mit dem Argument, dass Kunden ihrerseits die Preise - etwa für Beratungsleistungen - zum Teil kräftig herunterhandelten.

Diethelm Siebuhr, Easynet: 'Jenseits aller Gehaltsdiskussionen steht die Anerkennung der Leistung an erster Stelle.'

Richtig ist aber auch, dass Arbeitgeber versuchen, ihre Spitzenkräfte zu halten, wie Easynet-Geschäftsführer Diethelm Siebuhr bestätigt. Der Hamburger Manager gibt zu, dass der international tätige Service-Provider zwar gut wachsen konnte, aber relativ wenig Spielraum für breite Gehaltserhöhungen hatte. Dennoch war es Siebuhr stets wichtig, Leistungsträger zu belohnen und Projektboni auszuschütten.

Jenseits aller Gehaltsdiskussionen beobachten vor allem die Manager in IT-Unternehmen, dass ihre Techies in erster Linie über interessante Projekte zu motivieren sind und über die Möglichkeit, begehrte Zertifizierungen wie die von Cisco zu erwerben. Dieser Entwicklung habe man in den letzten Jahren verstärkt Rechnung getragen, sagt Easynet-Chef Siebuhr. Im Vorteil sei ein Unternehmen, das auch internationale Arbeitsaufträge zu vergeben habe, wie es bei Easynet in allen Fachbereichen möglich ist.

Nur: All das Gerede helfe nicht weiter, meint Siebuhr, wenn die Mitarbeiterleistung nicht gebührend anerkannt werde. Noch heute erzählten seine Beschäftigten begeistert folgende Geschichte: Als vor einigen Jahren in Hamburg ein schwerer Sturm wütete und die Stadt mehrere Stunden keinen Strom hatte, zählten die Easynet-Kunden zu den wenigen, die keinen Schaden zu verzeichnen hatten. Die Mitarbeiter hatten es mit großem Engagement geschafft, die Rechenzentren am Laufen zu halten. Gleich am nächsten Morgen kam ein Kunde mit ein paar Flaschen Champagner vorbei und bedankte sich für diesen Einsatz.

Gehälter

IT-Gehälter hängen von vielen Faktoren ab: Ausbildung und Berufserfahrung spielen eine wichtige Rolle ebenso wie Region und Branche, in der die Firma tätig ist. Wir haben aus der Gehaltsstudie fünf Beispieldatensätze herausgenommen, um zu zeigen, was einzelne IT-Fach- und Führungskräfte verdienen. (Foto: Joachim Wendler/Fotolia.com)
Der Systemadministrator
Alter: 52 Jahre<br/> Ausbildung: IT-Systemkaufmann<br/> Unternehmen: Maschinenbauer, Mittelstand<br/> Sitz des Unternehmens: Hessen<br/> Gehalt: 58.000 Euro im Jahr, keine Prämie (Foto: Andrzej<br/> Puchta/Fotolia.com)
Die IT-Beraterin
Alter: 38 Jahre<br/> Ausbildung: Diplom-Ingenieurin (FH)<br/> Unternehmen: IT-Systemhaus<br/> Sitz des Unternehmens: Frankfurt am Main<br/> Gehalt: 68.000 Euro im Jahr, davon 8.000 Euro Prämie<br/>
Der Leiter Softwareentwicklung
Alter: 40 Jahre<br/> Ausbildung: Diplom-Ingenieur (FH)<br/> Unternehmen: IT-Systemhaus<br/> Sitz des Unternehmens: Hamburg<br/> Gehalt: 92.000 Euro im Jahr, davon 11.000 Euro Prämie<br/>
Der IT-Leiter
Alter: 46 Jahre<br/> Ausbildung: Diplom- Informatiker (Universität)<br/> Unternehmen: Automobilzulieferer<br/> Sitz des Unternehmens: Raum Bremen<br/> Gehalt: 106.000 Euro im Jahr, davon 9.000 Euro Prämie<br/>
Der Leiter SAP-Beratung
Alter: 41 Jahre<br/> Ausbildung: Diplom- Informatiker (Universität)<br/> Unternehmen: IT-Systemhaus<br/> Sitz des Unternehmens: Raum Stuttgart<br/> Gehalt: 154.000 Euro im Jahr, davon 28.000 Euro Prämie<br/>Quelle: Personalmarkt<br/>

Wo Manager am besten verdienen

IT-Gehälter hängen von vielen Faktoren ab: Ausbildung und Berufserfahrung spielen eine ebenso wichtige Rolle wie Region und Branche, in der die Firma tätig ist. Wir haben aus der Gehaltsstudie fünf Beispieldatensätze herausgenommen.

1. Der Systemadministrator

Alter: 52 Jahre.

Ausbildung: IT-Systemkaufmann.

Unternehmen: Maschinenbauer, Mittelstand.

Firmensitz: Hessen.

Gehalt: 58.000 Euro im Jahr, keine Prämie.

2. Die IT-Beraterin

Alter: 38 Jahre.

Ausbildung: Diplomingenieurin (FH).

Unternehmen: IT-Systemhaus.

Firmensitz: Frankfurt am Main.

Gehalt: 68.000 Euro im Jahr, davon 8000 Euro Prämie.

3. Der Leiter Softwareentwicklung

Alter: 40 Jahre.

Ausbildung: Diplomingenieur (FH).

Unternehmen: IT-Systemhaus.

Firmensitz: Hamburg.

Gehalt: 92.000 Euro im Jahr, davon 11.000 Euro Prämie.

4. Der IT-Leiter

Alter: 46 Jahre.

Ausbildung: Diplominformatiker (Universität).

Unternehmen: Automobilzulieferer.

Firmensitz: Raum Bremen.

Gehalt: 106.000 Euro im Jahr, davon 9000 Euro Prämie.

5. Der Leiter SAP-Beratung

Alter: 41 Jahre.

Ausbildung: Diplominformatiker (Universität).

Unternehmen: IT-Systemhaus.

Firmensitz: Raum Stuttgart.

Gehalt: 154.000 Euro im Jahr, davon 28.000 Euro Prämie.

Manager
Wie viel IT-Führungskräfte verdienen...
...hängt auch an der Branche, in der ihr Unternehmen tätig ist. Die Gehaltsstudie der COMPUTERWOCHE und von Personalmarkt verrät, wer Projektleiter, Abteilungsleiter und IT-Chefs 2010 am besten bezahlt.
Softwarehäuser....
bezahlen ihre Führungskräfte im Branchenvergleich am schlechtesten. Der Projektleiter kommt im Jahr auf knapp 63.000 Euro, der Abteilungsleiter auf 93.000 Euro und der Bereichsleiter Software auf knapp 153.000 Euro im Jahr, davon sind 35.400 Euro Prämie. (Foto: Surflifes/Fotolia.com)
Führungskräfte in Systemhäusern ....
schneiden schon etwas besser ab als ihre Kollegen in Softwarehäusern: Pro Jahr erhalten Projektleiter 66.000 Euro, Abteilungsleiter knapp 97.000 Euro und Bereichsleiter 155.400 Euro, davon knapp 32.000 Euro Prämie. (Foto: imageteam/Fotolia.com)
In der Telekommunikation....
werden vor allem Projektleiter mit über 76.000 Euro im Jahr überdurchschnittlich bezahlt. Gruppenleiter kommen auf 62.450 Euro, und Abteilungsleiter auf 89.200 Euro. Zu den Topverdienern gehören IT-Bereichsleiter in der TK, die mit 171.546 Euro im Jahr fast doppelt so viel verdienen wie die Abteilungsleiter. (Foto: Chris Hellyar/Fotolia.com)
Auch die Halbleiterhersteller....
bezahlen ihre Projektleiter mit knapp 77.000 Euro im Jahr sehr gut. Gruppenleiter finden sich bei 61.800 Euro und Abteilungsleiter bei knapp 92.000 Euro wieder. (Foto: Sven Hoppe/Fotolia.com)
In der Automobilbranche....
verdienen IT-Führungskräfte gut: Angefangen vom Gruppenleiter (66.380 Euro) über den Projektleiter (knapp 69.000 Euro) bis hin zum Abteilungsleiter (95.420 Euro). Spitzenverdiener ist auch hier der IT-Bereichsleiter mit 172.660 Euro. (Foto: etany/Fotolia.com)
Die Konsumgüterindustrie....
bezahlt ihre IT-Gruppenleiter mit Abstand am besten: Hier bekommen sie 74.220 Eur im Jahr und damit fast 20.000 Euro mehr als in einem Softwarehaus. (Foto: Matty Symons/Fotolia.com)
Banken....
vergüten trotz Finanzkrise ihre IT-Führungskräfte immer noch fürstlich. Das trifft vor allem auf die IT-Bereichsleiter zu, die auf 219.180 Euro im Jahr kommen, davon beträgt das variable Gehalt 49.000 Euro. Das Grundgehalt der IT-Chefs in Banken ist damit so hoch wie die Gesamtbezüge ihrer Kollegen in der Auto- oder TK-Industrie. (Foto: Mundi/Fotolia.com)
Die besten Verdienstaussichten....
bieten Banken aber auch für Projektleiter (85.000 Euro im Jahr) sowie für IT-Abteilungsleiter (104.560 Euro). IT-Gruppenleiter kommen auf 71.260 Euro. Nur die Konsumgüterindustrie bezahlt ihre Gruppenleiter noch 3000 Euro mehr im Jahr. (Foto: F. Fluegl/Fotolia.com)

Zur Methode

Personalmarkt hat Höhe und Struktur der Gehälter von 32 Funktionen ausgewertet. Innerhalb einer Funktion wurde weiterhin nach Anspruchsstufen differenziert: IT-Berater etwa sind vom einfachen Consultant bis hin zum Manager mit Personalverantwortung analysiert worden. Alle Funktionen wurden unterschiedlichen Firmengrößen zugeordnet. Personalmarkt hat das Gesamt- und das Grundgehalt sowie alle Nebenleistungen berechnet.

Die Studie

Die Vergütungsstudie "Führungskräfte und Spezialisten in der IT-Wirtschaft 2010" kann zum Preis von 539 Euro (zuzüglich Mehrwertsteuer und Versandkostenpauschale) per E-Mail an bestellung@personalmarkt.de, telefonisch unter 040/41 34 54 30 oder online über die Personalmarkt-Website bestellt werden. Die Studie richtet sich an Geschäftsführer, Personalleiter und Personalverantwortliche aus der IT-Wirtschaft sowie an Personal- und Unternehmensberater.

Wer hat mitgemacht?

An der Studie haben sich 54 IT-Unternehmen und Anwenderfirmen beteiligt und Gehaltsdaten zu 534 Positionen geliefert. Weitere 13.955 Datensätze stammen aus Direktbefragungen von Fach- und Führungskräften. Jeweils ein Drittel der Daten stammt von Unternehmen mit bis zu 100 Beschäftigten, ein Drittel von Firmen mit 101 bis 1000 und ein Drittel von Betrieben mit über 1000 Mitarbeitern.