Stimmen zur Pleite

Maxdata-Insolvenz überrascht Beobachter kaum

27.06.2008
Gestern musste der Computerhersteller Maxdata AG Insolvenz anmelden. Überrascht sind die Systempartner des Unternehmens darüber nicht.

Die Insolvenzmeldung des Computerhersteller Maxdata wegen drohender Zahlungsunfähigkeit haben Systemhaus-Partner der Marler überwiegend als wenig überraschend erlebt. Es habe "sich abgezeichnet", "es lag in der Luft", "die Schwierigkeiten waren ja bekannt", "das konnte man vor eineinhalb Jahren kommen sehen" und "wir haben gesehen, dass nichts weitergeht" - so lautet der Tenor der zumeist kleineren Systemhäuser, die mit Maxdata Geschäfte machen.

Ab Montag, so wurden Partner informiert, nimmt Maxdata die Produktion wieder auf.

Allerdings: Den Antrag auf Insolvenzeröffnung beim Amtsgericht Essen billigen viele Partner. Er sei "rechtzeitig erfolgt", "jetzt kann man die Substanz retten", es sei "die beste Maßnahme"- so äußerten sich die befragten, durch die Bank anonym bleiben wollenden Systemhäuser.

Der Hintergrund: Der Hersteller, der seit Jahren restrukturierte, um die kontinuierlich sinkenden Erlöse und gravierenden Verluste in den Griff zu bekommen, ist bei kleinen Partnern beliebt. Denn anders als bei großen Anbietern sind sie bei Maxdata bekannt und können "kurze und unbürokratische Wege nutzen" - kurz, sie haben in Marl ein Gesicht.

Klar aber ist auch: Diese Nähe zum Anbieter macht die Systemhäuser zu aufmerksamen Beobachtern des Anbieters. Und so ist die Kritik, die die Partner an Maxdata üben, eindeutig.

"Fehler über Fehler"

Da werden zuerst Managementfehler genannt. Vor allem "das Kommen und Gehen von Strategien", das "Hin und Her von Konzepten" und nicht zuletzt der "Verschleiß an Leuten" auf Managementebene fiel Partnern auf.

Zum zweiten kritisieren sie die zunehmende "Schieflage der Preise" bei Hardware - PCs, Server und Notebooks - gegenüber denen der Konkurrenz. Man habe den Kunden nicht begründen können, warum etwa gewöhnliche x86-Server aus Marl um "bis zu 1.000 Euro teurer" waren als vergleichbare Produkte der Konkurrenten. Der durchgehende Tenor lautet: "Im vergangenen Jahr haben die Preise nicht mehr gestimmt", "nur Kisten verkaufen können andere besser", und "man kann bei verbindlichen Angeboten nicht einfach mehr verlangen". Die Konsequenz: "Im letzten Jahr sprangen viele Systemhäuser ab."

Maxdata Belinea o.book 4 Subnotebook: Gelobt, aber nicht lieferbar.

Zum dritten mussten Partner mit einer "sich ständig ändernden Modellpolitik" und "einer "stetigen Nichtverfügbarkeit von Produkten" zurechtkommen. Beispielsweise habe Maxdata Notebooks vorgestellt, aber ein halbes Jahr gebraucht, um sie in den Markt zu bringen. Oder es seien Notebooks "einfach wieder verschwunden", Blade-Server "von heute auf morgen abgekündigt" worden, und PCs und Monitore, die mit der Zertifizierung wie "Energy Star" hätten verkauft werden sollen, nicht ausgeliefert worden.

Die Bilanz: Das Unternehmen habe "sich verzettelt", die "Umsetzung des Vorgestellten war schlecht", "die Zyklen von der Produktvorstellung bis zur Markteinführung stimmten nicht" und "die Verfügbarkeit war dieses Jahr ultraschlecht":

Dennoch erklärten nahezu alle befragtenSystemhäuser, dass sie Maxdata treu bleiben wollten. Nur: Die Rettung müsse "zügig voran gehen", damit "jetzt schon sich bemerkbar machende Kundenvorbehalte" ausgeräumt werden können. "Wir halten Maxdata die Stange", sagte stellvertretend ein Systemhaus gegenüber ChannelPartner. Ein anderes gibt den Marlern auf den Weg, sie sollten die Insolvenz "als Chance nutzen, vernünftige Strukturen zu schaffen".

Von Wolfgang Leierseder, Leitender Redakteur bei der CW-Schwesterpublikation ChannelPartner