Mainframe-Line SX-3 erweitertMit neuem Supercomputer will NEC in Cray-Domäne eindringen

05.10.1990

MÜNCHEN (CW) - Mit dem neuen Einstiegsmodell L1 der SX-3-Supercomputerserie will die NEC Corp. Fujitsu und Cray Konkurrenz bei wissenschaftlichen Anwendungen wie etwa Wirtschaftsanalysen, beim LSI-Design oder bei Berechnungen für Wettervorhersagen machen.

Mit dem neuen SX-3-Rechner wolle man dem wachsenden Bedarf für Low-cost-Supercomputer-Power gerecht werden. Das Einprozessor-Modell 1L soll nach Unternehmensangaben eine skalare Rechenleistung erreichen, die der der Modelle 11, 12 und 14 gleichen würde. Die maximale Megaflop-Leistung liegt mit 680 um die Hälfte unter der des Modells 11.

Den Superrechner SX-3 Modell 11 hatte die Universität Köln im August dieses Jahres gekauft. Damit war NEC der Einstieg in den Wissenschaftsbereich europäischer Supercomputer-Anwendungen gelungen. Im Windkanallabor des niederländischen NLR (Nationales Luft- und Raumfahrtinstituts) in der Nähe von Amsterdam, an dem unter anderem das DFVLR (Deutsche Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt) beteiligt ist, steht schon seit etwa drei Jahren ein SX-Rechner. Bislang konnten in desem von Cray dominierten Segment vor allem die von Siemens vermarkteten Fujitsu-Rechner eine gewisse Marktdurch-dringung erzielen.

NEC betonte, daß sich der Einstiegs-Supercomputer im Feld auf alle SX-3-Systeme aufrüsten läßt. Damit stehe der Migrationsweg von den Einzelprozessor-Rechnern 11, 12 und 14 über die Multiprozessor-Maschinen 22 und 24 bis zu den Numbercrunchern 42 und 44 mit vier Prozessoren offen, so daß

dem Anwender eine Leistungserweiterung bis auf 22 Gflops Vektor-Rechnerleistung möglich sei.

Die Hauptspeichergröße beim Einstiegs-Superrechner beträgt 512 MB, das CPM (Control Processor Memory) reicht von 64 bis zu 128 MB. Auf maximal 64 J Kanälen lassen sich Datentransferraten von jeweils bis zu 20 MB pro Sekunde erzielen.

Supercomputer unterstützt Unix-SW

Modell 1L unterstützt "Super-UX", das auf AT&T basierende Unix Betriebssystem. NEC zufolge können Benutzer unter dieser Multiuser-Software Standard-Unix-Applikationen fahren, nähere Angaben hierzu wurden allerdings nicht gemacht. Zudem stünden verschiedene von NEC entwickelte Anwendungen wie das Visual Simulation System "SXView" oder das Molecular Orbit Calculation

System "Amoss" zur Verfügung. Zusammen mit dem neuen Supercomputer stellte NEC auch einen Hochgeschwindigkeitskanal für I/O-Transaktionen vor, der der ANSI-Norm Hippi (High Performance Parallel Interface) entsprechen soll. Der I/O-Kanal wird von allen acht SX-3-Modellen unterstützt und soll eine Transferrate von 100 MB pro Sekunde garantieren. Er sei ferner konform zum Hochgeschwindigkeits-LAN Ultranet.

Eine Grundausstattung des I/O-Kanals soll etwa 200000 Dollar kosten, wobei pro weiteren Kanal jeweils zusätzlich 10000 Dollar anfallen werden. Erhältlich sei er ab Juni 1991.

Der 1L-Supercomputer soll ab Dezember 1990 zu einem Preis von etwa 5,8 Millionen Dollar ausgeliefert werden. Zur Verfügbarkeit in Deutschland und zu Preisen war beim Unternehmen keine Auskunft zu erhalten.