Maihiro

Maihiro: Aus Fehlern lernen

28.06.2001 von Helga Ballauf
Auf der eingezäunten Wiese picken Hühner nach Futter. Ein großes Schild weist darauf hin, dass der Bauer seine Produkte direkt ab Hof verkauft. Diese Szenerie hat das Maihiro-Team im Büroneubau gegenüber ständig vor Augen. Maihiro - eine Firma, die auf ihre Weise die Kundenbeziehungen pflegt.

Der Spezialist für Customer-Relationship- Management (CRM) in Ismaning bei München berät vor allem Unternehmen der Konsumgüter-, der Investitionsgüter- und der Hightech-Industrie bei der Ausrichtung aller Geschäftsprozesse auf den Kunden. Im März 2000 gründeten die Diplomkaufleute Uwe May, Bernd Hesse und Marc Roes - jeder war um die 30 Jahre alt - die Firma.

Kai Blanke

Quelle: Maihiro

Sie ließen sich von den ersten Buchstaben ihrer Nachnamen inspirieren und bastelten daraus das Kunstwort "Maihiro". Alle drei brachten mehrjährige Beratungserfahrung mit, die sie beim CRM-Anbieter Kiefer & Veitinger, bei SAP und Oracle gewonnen hatten.

Zwei Dinge gaben den Ausschlag für den Start des eigenen Unternehmens, berichten Hesse und May: Sie hatten als Berufseinsteiger von der direkten Kommunikation in noch kleinen, aufstrebenden Firmen profitiert. Und sie hatten danach erlebt, wie mit dem Wachsen der jeweiligen Unternehmen die Spielräume kleiner wurden. Hesse: "Große Einheiten sind schwerfälliger. Viel Energie muss darauf verwendet werden, die einzelnen Teilbereiche zusammenzuhalten. Das schränkt die gestalterische Freiheit ein."

Maihiro plant, seine Belegschaft von derzeit 15 Mitarbeitern bis zum Jahresende zu verdoppeln. Für später gilt: "Wir wollen bei der Größe eine Grenze ziehen. Mehr als 100 Beschäftigte sind schwer vorstellbar, wenn ein dialogorientiertes und fehlertolerantes Umfeld erhalten bleiben soll", folgert May.

Die ersten Mitarbeiter der Firma brachten mehr als fünf Jahre Berufserfahrung mit. In der zweiten Welle stellte Maihiro Studienabsolventen ein, die bereits ein wenig Praxis hatten. Jetzt führt der CRM-Berater die ersten Praktikanten ins Arbeitsfeld ein und baut Kontakte zu Universitäten auf.

Kai Blanke gehört seit Anfang dieses Jahres zum Team. Der Diplominformatiker arbeitete zuvor zwei Jahre lang bei Oracle. Bei Maihiro gefallen ihm "die schnellen Absprachen". Er brachte Vorkenntnisse darüber mit, wie man CRM-Prozesse analysiert. Das SAP-Umfeld bei der Umsetzung kundenorientierter Geschäftsabläufe ist dagegen neu für ihn. Mit Hilfe von Demoversionen arbeitet sich der Newcomer betriebsintern ein.

Bei der Planung einer Kundenschulung hat Blanke gelernt, dass in seinem neuen Wirkungsfeld die Informationstechnik erst ganz zum Schluss gefragt ist: "Zunächst muss ich dem Auftraggeber verständlich machen können, dass es ihm am Ende des Prozesses Gewinn bringt, wenn er seine Geschäftsabläufe am Kunden und nicht mehr am Produkt orientiert." Ohne betriebswirtschaftlich-organisatorische Kenntnisse und ohne Sozialkompetenz geht das nicht - für den jungen Informatiker eine spannende Herausforderung: "Man kann Projekte an die Wand fahren, wenn man zu technisch orientiert ist. Spätestens dann überlegt man, wie sinnvoll die eigene Arbeit war."

Betriebswirtschaftliche Grundlagen eignete sich Blanke während des Studiums an. Die sozialen Fähigkeiten, so glaubt er, kann man erst im Arbeitsprozess am praktischen Beispiel erwerben, "wenn ich beispielsweise eine Projektpräsentation beim Kunden mache und anschließend von den Kollegen ein Feedback bekomme”.

Das sieht Maihiro-Gründer Hesse ähnlich: "Den Umgang mit Menschen kann man nicht lehren. Das richtige Gespür muss in den ersten Jahren im Job heranreifen. Praktika während des Studiums sind hilfreich. Am besten sind Erfahrungen in verschiedenen Kulturen. Da entwickeln sich Weitblick und Verständnis." Deshalb haben bei Maihiro nicht nur Wirtschaftsinformatiker, Betriebswirte und Naturwissenschaftler eine Beschäftigungschance, sondern auch Quereinsteiger.

Die Firma setzt bei der Qualifizierung der Young Professionals zu strategischen und technischen CRM-Beratern auf Training-on-the-Job und Mentoring. Zunächst sammeln Berufseinsteiger branchenübergreifene Kenntnisse. Später ist Spezialisierung angesagt. Branchenwissen ist bei CRM-Prozessen nützlich. Denn es ist ein Unterschied, ob sich ein Pharmaunternehmen, eine Versicherung, eine Hotelkette oder ein Elektronikhersteller der Aufgabe stellt, was geschehen muss, damit nicht mehr jede Abteilung - Vertrieb, Marketing und Service - eigene Datenbestände pflegt, sondern sie für eine gemeinsame, am Kunden orientierte Arbeitsweise zur Verfügung stellt.

Projekte können scheitern, das wissen die Maihiro-Gründer nur zu gut. Sie wollen deshalb die Arbeit bei Maihiro so organisieren, dass Fehler möglichst schnell erkannt werden und behebbar sind. "Es ist nicht so schlimm, wenn etwas schief geht, weil man daraus lernen kann", sagt May. Unter der Voraussetzung, ergänzt Hesse, "dass die Unternehmensorganisation das vorsieht und zulässt”. Noch ist Young Professional Blanke kein Ausrutscher passiert. Und er hofft, dass im Fall des Falls der Erfolgsdruck nicht zu groß ist: ”Ich habe schon erlebt, dass Leute völlig überfordert wurden, weil sie in brenzligen Situationen niemand unterstützt hat”.

Im Mai dieses Jahres beginnt bei Maihiro die erste CRM-Beraterin mit der Arbeit. Bisher bewarben sich immer nur junge Männer. Den Chefs ist klar geworden, dass sie schon bei ihren Hochschulkontakten gezielt auf Studentinnen zugehen müssen, wenn sie die Männerdominanz in der Firma abbauen wollen. May: "Das ist kein Selbstläufer."