IT-Managerin fordert

"Männer müssen mutiger werden"

25.01.2012 von Hans Königes
Teilzeit auch für Männer? Warum nicht, sagt Katrin Jenkins. Die Managerin von DB Systel beweist, dass man in der IT auch mit begrenzter Stundenzahl Karriere machen kann.

Katrin Jenkins studierte Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre Mathematik in Bonn. Während ihrer Diplomarbeit musste sie für einen Teil der Aufgaben auch programmieren und fand Gefallen an dieser Art der Tätigkeit. So war es dann ziemlich naheliegend, dass sie 1992, als sie ihren ersten Job antrat, als Entwicklerin einstieg. Peu a peu kam sie zur Geschäftsprozess-Analyse, übernahm auch die ersten kleinen Projekte, wechselte den Arbeitgeber und landete dann 1996 beim Vorgänger ihres heutigen Arbeitgebers - der Bahn-IT-Tochter DB-Systel, wo sie auch heute noch beschäftigt ist.

Nur kurze Babypause

Nach ersten Projektleiterpositionen stieg Jenkins schnell zur Abteilungsleiterin auf und ist nun in dieser Funktion zuständig für Systemdesign und Customizing. Für den ersten Abteilungsleiterjob wurde sie noch vorgeschlagen. Danach mit zunehmender Selbstsicherheit, wie sie bekennt, bewarb sie sich selbst auf die Führungspositionen, die sie für sich geeignet und interessant fand. Die Mathematikerin hat im Durchschnitt alle drei Jahre ein neues Aufgabenfeld übernommen und so schon mit vielen unterschiedlichen Kunden und Kollegen gearbeitet.

Katrin Jenkins, DB Systel: "Junge Mütter sind besonders engagiert, weil sie sich nichts nachsagen lassen wollen."
Foto: DB-Systel

Zwischendurch heiratete sie, ihre Tochter kam zur Welt, die nun zur Schule geht. Sechs Monate nach der Geburt kam sie zurück ins Unternehmen, ihr Mann übernahm das Resthalbjahr Elternzeit. Jenkins beobachtet, dass Frauen in ihrem Unternehmen relativ bald - im Durchschnitt nach etwa einem Jahr nach der Geburt des Kindes - wieder zurückkommen. Sie glaubt, dass dies damit zusammenhängt, dass ihr Arbeitgeber seinen Mitarbeiterinnen attraktive Wiedereinstiegsangebote mache, dass es aber auch daran liege, dass jedem bewusst ist, dass man im schnellebigen IT-Geschäft keine drei Jahre berufliche Pause einlegen kann. DB Systel-Mitarbeiter erwartet nach der Rückkehr ein Arbeitszeitmodell, das ihre Bedürfnisse nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf in "ein ausgewogenes Verhältnis" bringt, wie das Unternehmen betont. Zudem lässt die Vertrauensarbeitszeit ein Höchstmaß an zeitlicher Flexibilität zu. "Die jungen Mütter sind besonders engagiert", beobachtet Jenkins, "weil sie sich nicht nachsagen lassen wollen, dass sie ihre Arbeit nicht hinkriegen."

Gleiche Aufteilung der familiären Pflichten

Auch die Abteilungsleiterin arbeitet seit der Geburt der Tochter in Teilzeit - von Montag bis Donnerstag im Büro und Freitag ein paar Stunden von zu Hause aus. Mit ihrem Mann einigte sie sich darauf, dass jeder einen 85-Prozent-Job ausübt. Zwar würden immer mehr Väter die zwei Monate Elternzeit in Anspruch nehmen, wie sie auch bei DB Systel beobachtet, die Herausforderung bestehe allerdings darin " den Mut zu haben, auch langfristig in Teilzeit zu gehen, um so mit der Partnerin die familiären Pflichten gerecht zu teilen." Gerade dann, wenn auch die Partnerin arbeitet, ermuntert sie Kollegen, beruflich etwas kürzer zu treten, um sich im Haushalt in der Familie zu engagieren.

in Elternzeit gehen viele Männer nur zwei Monate, später hakt es oft mit der gerechten Aufteilung von Haus- und Familienarbeit.
Foto: Monkey Business/Fotolia.de

Sie weiß, dass Frauen wie sie Vorbildcharakter haben, hat sie doch schon auf dem Flur den Satz gehört: "Wenn es ihr gelingt, Job und Familie zu vereinbaren, dann muss es auch bei mir gehen."

Wie es mit ihrer Karriere weiter geht, lotet die IT-Managerin noch aus. Positive Signale sendete vor Weihnachten Personalgeschäftsführer Klaus Rüffler. Er lud für nächste Woche alle weiblichen Führungskräfte zu einem Gedankenaustausch ein, um die Frage zu diskutieren, wie mehr Frauen auch in höhere Positionen zu bekommen sind, denn auf Fachbereichs- und Bereichleiterebene sind höchstens eine Handvoll davon vertreten. Das Ziel des Topmanagements lautet, den Anteil der weiblichen Führungskräfte in den nächsten Jahren ständig weiter zu erhöhen.

Frauen in Führungspositionen
Noch bilden sie eine Minderheit: Frauen in der IT haben in den meisten Firmen Exotenstatus, erst recht im Management.
Ralica Yancheva, Beraterin bei Conargus:
"Die Diskussionen und politischen Debatten zur Frauenquote haben viele Manager für das Thema sensibilisiert."
Inge Hanschke, Geschäftsführerin bei Iteratec:
"Frauen müssen wissen, was sie wollen und gelassen auf das Platzhirschgebaren reagieren."
Rebecca de Souza, Diversity Managerin bei General Electric (GE)
"Zu wenige Frauen in Führungspositionen sind überall in Europa ein Problem, doch besonders in Italien und Deutschland."
Patricia Rezic, verantwortlich für Controlling und Personal bei Projektron
"Das Durchschnittsalter unserer Mitarbeiter liegt bei 32 Jahren; viele haben Kinder."
Eva Faenger, Diversity-Managerin bei Hewlett-Packard:
"Besonders im Service und im Outsourcing-Geschäft gibt es Handlungsbedarf."
Claudia Kedor: Leiterin Marketing bei Projektron:
"Wir sprechen schon vor der Geburt des Kindes mit den Kollegen, wie sie sich den Wiedereinstieg vorstellen."
Edeltraud Leibrock, Vorstand IT bei der KfW Bank:
"Frauen tendieren öfters als Männer dazu, ihre Fähigkeiten kritisch zu bewerten."
Katrin Jenkins, Abteilungsleiterin Systemdesign und Customizing bei DB-Systel:
"Junge Mütter sind besonders engagiert, weil sie sich nichts nachsagen lassen wollen."
Claudia Payer, Projektleiterin Commerz Finanz:
"In über 20 Jahren habe ich mir fundiertes IT-Know-how angeeignet, das heute eine solide Grundlage bildet, um Projekte zu leiten."