Web-Entwicklung

Lohnt sich der Umstieg von Dreamweaver CS3 auf CS4?

06.08.2008 von Jan Schulze
Die Adobe-Software "Dreamweaver" erscheint bald in einer neuen Version. Ein Wechsel von CS3 auf CS4 wird sich vor allem für Power-User mit großen Projekten lohnen.

Der alte Streit zwischen Web-Designern und Web-Entwicklern ist längst entschieden: Wysiwyg-Editoren haben sich beim Erstellen von Internet-Angeboten gegen den handgeschriebenen Code durchgesetzt. Zu den führenden Werkzeugen unter den Editoren zählt Dreamweaver. Die Software wurde von Macromedia entwickelt. Das Unternehmen gehört seit der Übernahme im Jahr 2005 zu Adobe. Dreamweaver kam Ende 1997 erstmals auf den Markt und ist nun in der Version 9 unter dem Label „Adobe Dreamweaver CS3“ erhältlich. Version 10 alias CS4 steht in den Startlöchern und ist bereits als Betaversion verfügbar. Große Neuerungen sind dabei noch nicht in Sicht, der Fortschritt besteht neben einigen nützlichen Features vielmehr im Entrümpeln des mittlerweile etwas unübersichtlichen Funktionsumfangs.

Dreamweaver CS4 kleidet sich in neues Gewand

Mit Dreamweaver CS3 hat Adobe einen großen Schritt nach vorne getan. Die im vergangenen Jahr eingeführte Version war die erste Dreamweaver-Ausgabe, die nicht mehr das Logo von Macromedia trug. Das Look and Feel wurde in dieser Version kaum an das Adobe-übliche Aussehen angepasst, die Handschrift von Macromedia dominiert noch das Erscheinungsbild. Geübten Dreamweaver-Anwendern kommt dies entgegen, und sie finden sich auch sonst sofort zurecht. Dreamweaver CS4 bricht mit der Tradition: Die Oberfläche wurde rundum erneuert, wirkt jedoch damit auf dem Standard-Windows-Desktop etwas wie ein Fremdkörper. Doch da die Entwickler die Bedienung gegenüber dem Vorgänger nicht verändert haben, fällt dem Anwender der Umstieg leicht. Auch der Datenaustausch zwischen beiden Softwareversionen ist problemlos möglich. Aus diesem Grund können Nutzer mit beiden Softwareversionen an einem Projekt arbeiten.

Prüfstand für Smartphones

Mit Dreamweaver CS4 runderneuert Adobe die Benutzeroberfläche.

Unter der Haube hat sich bereits mit Dreamweaver CS3 einiges verändert. Adobe trägt hier dem heutigen Bedarf der Web-Entwicklung Rechnung. Dabei stechen vor allem die „Device Central“ und die Ajax-Integration (Ajax = „Asynchronous Javascript and XML“) hervor. Device Central erlaubt es dem Entwickler, seine Anwendungen und auch Multimedia-Inhalte auf verschiedenen mobilen Geräten zu testen. Dazu emuliert das Modul die Anzeigeparameter verschiedener Smartphones. Anwender begutachten damit, ob ihr Dreamweaver-Projekt sich für die Zielgeräte eignet. Dies umfasst auch, wie sich die Anwendung auf einem Smartphone bei unterschiedlichen Helligkeitsstufen des Displays präsentiert. Neben den hinterlegten Endgeräteeigenschaften darf der Nutzer weitere Geräteparameter definieren oder importieren. In der zurzeit verfügbaren Betaversion von Dreamweaver CS4 fehlt diese Komponente zwar. Adobe hält sich noch bedeckt, welche Add-ons zusammen mit der kommenden Version ausgeliefert werden sollen. Es ist jedoch zu erwarten, dass die endgültige Verkaufsversion auch eine aktualisierte Fassung von Device Central enthalten wird.

Dreamweaver CS3: Ajax inklusive

Mit der Ajax-Integration machte Dreamweaver CS3 einen großen Schritt nach vorne. Als Basis dient das Adobe-eigene Spry-Framework, das die Ajax-Programmierung erleichtern soll. Mit den Tools lassen sich interaktive Web-2.0-Elemente in Web-Seiten einfügen, die weit mehr bieten als die eher einfachen Javascript-Funktionen früherer Dreamweaver-Versionen. Durch vorgefertigte Bausteine wie zum Beispiel ausklappende Menüleisten zur Navigation oder Formularelemente mit Input-Validierung lassen sich rasch und unkompliziert ansprechende Seiten gestalten ("Eye Candy"). Zu den verfügbaren Effekten zählt "Fadeing" und "Zoom". Allerdings erlauben die Spry-Funktionen weit mehr als nur optische Nettigkeiten. Beispielsweise gestatten sie es dem Dreamweaver-Nutzer, ohne technisches Know-how Eingabemasken zu gestalten, deren Inhalt nach einfachen Regeln überprüft wird - etwa, ob das Feld für die Mail-Adresse auch wirklich mit einer formal korrekten Adresse gefüllt wurde.

Mehr Komfort bei Tabellen

Ein zusätzlicher Nutzen für viele Websites: Spry vermag Daten aus XML-Dateien zu übernehmen und auf einer Website als Tabelle anzuzeigen. Besucher der Web-Seite können tabellarische Übersichten dann selbst nach verschiedenen Kriterien sortieren oder Detailinformationen abrufen, ohne dass die Tabelleninformationen jedesmal neu vom Server geladen werden müssen.
Dreamweaver CS4 bringt diese Möglichkeiten ebenfalls mit. Sichtbare Neuerungen gegenüber der aktuellen Verkaufsversion gibt es kaum. Lediglich das Code-Hinting - Tool-Tipps mit Hilfestellungen zum Programmieren - für Javascript wurde als hilfreiches Merkmal hinzugefügt. Im Hintergrund hat Adobe das Spry-Framework weiterentwickelt, neue Funktionen stehen dadurch jedoch nicht zur Verfügung. Dreamweaver-CS3-Anwendern stellt Adobe das aktualisierte Framework als Update bereit.

Dreamweaver CS3 bringt erweiterte CSS-Vorlagen

Dreamweaver CS3 wird mit einer Reihe von CSS-Vorlagen ausgeliefert.

Als fortschrittlich erweist sich Dreamweaver CS3 auch in Sachen CSS (Cascading Style Sheets). Obwohl CSS Level 2 bereits vor zehn Jahren veröffentlicht wurden, unterscheiden sich die Implementierungen der Browser-Hersteller - und damit das sichtbare Ergebnis - eklatant. Dreamweaver CS3 wirkt diesem Chaos entgegen, indem es eine Sammlung vorgefertigter CSS-Vorlagen für die gängigsten Aufgaben enthält. Im Gegensatz zu den CSS-Templates der Vorversion Dreamweaver 8 wurden diese bei CS3 um einige Optionen erweitert und beinhalten nun auch die notwendigen kleinen Tricks, um das Endergebnis in den unterschiedlichen Browsern auf verschiedenen Plattformen gut aussehen zu lassen.

Eine Funktion prüft bereits beim Web-Design, wie gut die CSS- und HTML-Inhalte von diversen Browsern angezeigt werden. Darüber hinaus erkennt das Tool mögliche Fehler. Die Community-Website CSS-Advisor von Adobe bietet zudem zahlreiche Hilfen für die Entwicklung der Style Sheets.

Dreamweaver CS4: Subversion nun integriert

Neu hinzugekommen ist in der Vorabversion von Dreamweaver CS4 ein CSS-Tab im Eigenschaftenfeld am unteren Fensterrand. Dieser „Property Inspector“ informiert, welche Styles beziehungsweise welche entsprechenden CSS-Regeln genutzt werden. Neue CSS-Regeln lassen sich anlegen und dem Eigenschaftenfeld hinzufügen. Tool-Tipps helfen dem Benutzer, sich im CSS-Dschungel besser zurechtzufinden.

Neben diesen Detailverbesserungen in CS4 ist vor allem ein Versionierungssystem namens „Subversion“ erwähnenswert. Es richtet sich inbesondere an Anwender mit größeren Web-Projekten. Bislang verließ sich das Softwarehaus hier auf Produkte von Drittherstellern. CS4 kann direkt auf Subversion-Repositories zugreifen und erlaubt so beispielsweise Check-in/Check-out sowie ein Rollback, um Änderungen zurückzunehmen. Allerdings beschränkt sich Adobe hier auf grundlegende Versionierungsmerkmale: Der Subversion-Funktionsumfang kann mit denen von Entwicklungsumgebungen wie Eclipse nicht mithalten, ist aber für die meisten Web-Projekte ausreichend. Für die Arbeit an komplexen Anwendungen in großen Teams empfehlen sich jedoch andere Versionierungs-Tools.

Eine weitere Verbesserung gegenüber der CS3-Ausgabe stellt der „Live View“ dar. Diese Funktion erlaubt dem Entwickler eine realitätsnahe Vorschau auf seine Seiten. Dabei ist es auch möglich, einzelne Web-Techniken wie Javascript zu deaktivieren oder Plug-ins auszuschalten. Im Hintergrund arbeitet dabei die von Apple als Open-Source-Software veröffentliche Webkit-Engine.

Fazit

Dreamweaver CS4 bietet gegenüber CS3 einige Verbesserungen und Erweiterungen, die es Web-Entwicklern erleichtern, komplexe Seiten und große Projekte in den Griff zu bekommen. Zwar liefert CS4 keine so weitreichenden Ergänzungen, wie sie CS3 mit der Ajax-Unterstützung hervorgebracht hat. Dafür hat Adobe die Version CS4 um einige Funktionen erleichtert, die nach Ansicht des Softwarekonzerns keiner braucht. Dazu zählen zum Beispiel die Unterstützung von Javabeans, ASP.NET und JSP Server Behaviours. Auch „Flash Buttons“ und „Flash Text“ werden nicht mehr unterstützt. Anwender, die auf diese Funktionen angewiesen sind, sollten also auf alle Fälle besser bei Dreamweaver CS3 bleiben oder sich beizeiten nach alternativen Realisierungsmöglichkeiten umsehen. (fn)