ERP-Software

Lösungen für bessere SAP-Datenqualität

17.11.2009 von Frank Niemann
Mit Tools und Diensten von Spezialisten können SAP-Anwender ihre ERP-Daten auf Vordermann bringen.

"Gut gepflegte Stammdaten sind die Grundlage für ein aussagefähiges Reporting und darauf basierende Unternehmensentscheidungen", so Frank Fäth, Bereichsleiter Datenqualität bei der ISO Software Systeme aus Nürnberg. Ihm zufolge stehen Verschmelzungs- und Migrationsprojekte im SAP-Umfeld meist unter hohem Zeit- und Erfolgsdruck, so dass dabei das Thema Datenqualität oft zu wenig beachtet wird. Zudem seien viele SAP-Systeme in die Jahre gekommen. Über die Zeit sei trotz organisatorischer Maßnahmen die Qualität der Daten gesunken. Sie wieder zu verbessern sei keine rein technische Aufgabe.

Nach Überzeugung von Johannes Reichel, Prokurist bei der ISO, können Firmen durch bessere Datenqualität ihre Prozesskosten senken. "Ein Fertigungsunternehmen etwa könnte heute gigantische Summen einsparen, wenn es nur zwei Prozent seiner Materialstämme bereinigen und aussortieren würde."

SAP-Transaktionen benötigen hochwertige Daten

"Täglich werden in Unternehmen Tausende komplexe Transaktionen mit SAP-Systemen abgewickelt, doch deren Erfolg hängt vor allem von konsistenten und hochwertigen Daten ab", heißt es bei der Firma Dataflux, einer Tochter des Business-Intelligence-Spezialisten SAS. Ein schlecht organisierter oder sogar fehlerhafter Datenbestand wirke sich negativ auf das operative Geschäft, die Entscheidungsfindung, das Leistungs-Management und die Einhaltung der Unternehmensrichtlinien aus. Zudem hemme das Fehlen von zuverlässigen Informationen die Fähigkeit der Firmen, auf geschäftliche Veränderungen zu reagieren. "Der Bedarf an Datenqualität und Datenintegration lässt sich zwar nicht per se im SAP-System lösen, die ideale Grundlage für ein professionelles Daten-Management liegt damit jedoch bereits vor."

Mehr Datenqualität führt aus Sicht von DataFlux neben den bereits genannten Vorteilen auch dazu, die Gesamtkosten für das SAP-System zu senken, bei Beschaffungen zu sparen sowie Ausgaben besser im Griff zu haben.

Im Folgenden werden unterschiedliche Lösungen vorgestellt, die helfen sollen, bestehende Daten in SAP-Software zu verbessern beziehungsweise Daten aus Altsystemen von Fehlern zu bereinigen, bevor sie in SAP-Systeme übertragen werden.

Data Quality Suite für SAP von ISO Software Systeme

ISO Software Systeme bietet Tools, die SAP-Anwender dabei unterstützen sollen, die Qualität der ERP-Daten zu steigern. Laut Anbieter können Firmen mit den Werkzeugen herausfinden, wo Stammdaten verwendet werden und welche Belege wie voneinander abhängen. Das SAP-Partnerunternehmen ISO hat hierzu die "Data Quality Suite für SAP" im Programm und kooperiert mit Partnern wie Omikron Data Quality, die über Technikkompetenz verfügen. Ferner arbeitet der Hersteller mit dem Unternehmen AddressDoctor zusammen. Letzteres steuert Informationen und Business-Content bei. Dies ermöglicht nach Angaben von ISO eine Adressvalidierung in SAP-Systemen, die selbst mit chinesischen Adressen klarkommt. Ferner gestattet das Tool eine fehlertolerante Suche im Materialstamm über den Langtext, eine Dublettenprüfung von Geschäftspartnerstammdaten sowie die Anreicherung von Marketing-Merkmalen oder Konzernstrukturen.

Eigenen Angaben zufolge identifiziert ISO während eines Projekts im Rahmen einer Vorab-Datenanalyse die Schwachstellen der Stammdaten. Im anschließenden Datenbereinigungsprojekt werden die Stammdaten strukturiert, reorganisiert und angereichert.

Die Dublettenprüfung erkennt doppelte Stammdaten und fügt sie zu Dublettengruppen zusammen, so der Hersteller. In einem "Clearingmonitor" werden die Stammdaten mit allen entscheidungsrelevanten Informationen angezeigt, ohne dass der Anwender einzelne Datensätze anklicken müsse. Zudem stelle die Software abhängige Bewegungsdaten und gefüllte Feldinhalte dar.

Um die so gewonnene Datenqualität zu erhalten, gleiche das Werkzeug bei der Anlage von Stammdaten eine Adresse mit Adressinformationen aus 240 Ländern ab. Ein neuer Datensatz werde zudem mit dem Bestand verglichen. Nach Herstellerangaben unterstützt die fehlertolerante Suche den Anlageprozess und führt den Anwender vor allem bei Materialstammdaten zum richtigen Datensatz.

Der "Master Data Server" (MDS) ist die jüngste Entwicklung der Data Quality Suite. Nach ISO-Angaben können Stammdaten damit über mehrere SAP-Systeme dezentral über eine Vorschalttransaktion angefordert, zentral auf dem MDS geprüft, freigegeben und über die SAP-Applikationen hinweg verteilt werden.

"DataFlux Connect" von Dataflux

Auch Dataflux beschäftigt sich mit Lösungen, die das Daten-Management in SAP-Systemen verbessern sollen. Die Firma hat sich auf Lösungen zur Sicherstellung der Datenqualität und -integrität spezialisiert und bietet mit "DataFlux Connect" ein spezielles Konzept für SAP-Anwender an; es handelt sich um eine "Powered-by-SAP-Netweaver"-Anwendung. Nach Herstellerangaben ermöglicht die Lösung es Netweaver-Anwendern, über einen Web-Zugriff die DataFlux-Datenservices in Echtzeit zu nutzen. DataFlux Connect verfüge speziell für Daten in SAP-Systemen über vorgefertigte Prozesse, die in die SAP-Benutzeroberfläche integriert sind. Der User könne die Datenqualitätsservices somit direkt aus seiner ERP-Umgebung remote aufrufen. Laut DataFlux beinhalten die verfügbaren Services eine Reihe wichtiger Einzelfunktionen, darunter:

Geo-Codierung, Adressvalidierung oder das Standardisieren von Daten gehören laut DataFlux ebenfalls zum Leistungsportfolio. Ferner umfasse DataFlux Connect Funktionen für die Watchlist-Konformität: Die Software prüfe automatisch, ob genannte Namen oder Produkte zum Beispiel als gefährlich einzustufen seien.

DataFlux Connect richtet sich laut Anbieter an SAP-Kunden, die Daten anreichern und verbessern wollen. Dabei liege der Fokus auf Datentypen und -transaktionen, die häufig von SAP-Anwendern genutzt werden.

q.address von ACS Informatik

Die in München beheimatete ACS Informatik offeriert mit "q.address" ein Adressbereinigungs-Tool. Kernstück ist der "q.address Quality Server", der in zahlreichen Varianten angeboten wird. Er ist die Basis aller Add-ons und APIs für die SAP-Integration. q.address unterstützt Vorgänge wie:

Laut ACS Informatik erfolgen alle Prüfungen fehlertolerant. Besonders nützlich sei die fehlertolerante Adresssuche, deren praktischer Nutzen oft erst in der täglichen Arbeit richtig erkannt werde. Jeder Praktiker wisse, wie mühselig es sein kann, eine Firma oder Person in der Datenbank wiederzufinden, weil die Schreibweise des in der Datenbank hinterlegten Namens unbekannt ist. Der Hersteller verdeutlicht das an einem Beispiel: Gespeichert wurde der Name "Immobilienbüro Mayr", doch der SAP-Nutzer sucht nach "Meier Immobilien". Findet er das "Immobilienbüro Mayr" nicht, legt er schließlich "Meier Immobilien" als neue Adresse an, und schon entsteht eine neue Dublette.

Anzeige der vom q.address DublettenCheck gefundenen Adressen, die der neue erfassten Adresse ähnlich sind und somit als Dubletten verdächtig sind.

Die q.address-Anschriften- und Dublettenprüfung soll in kniffligen Fällen zuverlässige Resultate liefern. Phonetische Fehler wie Sibylle/Sybille, Meier/Meyer/Mayr oder Cerni/Tscherny sind dabei die einfachen Anforderungen, meint der Anbieter. Tippfehler wie falsche Buchstaben und Buchstabendreher oder Fehler in den Anschriften (falsche Postleitzahlen oder falsch geschriebene Orts- und Straßennamen) werden von dem Programm berichtigt. Auch Abkürzungen, Wortumstellungen und Akronyme, wie sie gerade in Geschäftsadressen häufig auftreten, vermag q.address dem Hersteller zufolge in der Regel ohne Mühe als Dublette zu identifizieren: so etwa die unter dem Namen "Gesellschaft für Konsumforschung" eingetragene "GfK".

Die Prüfungen erfolgen laut ACS Informatik interaktiv bei jeder Adressneuanlage und -änderung. So würden Fehler entdeckt, noch bevor sie sich in die Datenbank einschleichen. Die Prüfung importierter Adresslisten oder gelegentlich des Gesamtbestands kann auch per Stapelverarbeitung (Batch-Verarbeitung) geschehen. Das empfiehlt sich, um geänderte Postleitzahlen oder Straßennamen nachzuhalten oder etwa die Einhaltung der Richtlinien zur Behandlung von Adressdubletten zu überwachen.

Das Produkt "q.address Add-on" für SAP basiert auf den "Business Address Services" (BAS). Nach der Installation des q.address-Packages, die laut Anbieter in einer halben Stunde erledigt ist, stehen die q.address-Funktionen in allen SAP-Anwendungen zur Verfügung, die BAS unterstützen. Dazu zählen die SAP-Module FI, CO, SD sowie SAP CRM.

ACS Informatik zufolge können Anwender ihre eigene Applikation über APIs mit dem "q.address Quality Server" koppeln. An erster Stelle ist der "q.address Abap-Server" zu nennen, der via RFC aus jeder Abap-Anwendung aufgerufen werden kann. Für die Integration in Java-Anwendungen gibt es ein Java-Interface, und zur Integration in Service-orientierte Architekturen (SOA) dient ein Web-Service-Interface, das auf dem offenen Standard Soap (HTTP, XML, WSDL, IIS beziehungsweise Apache) basiert.

"PowerCenter" von Informatica

Der international agierende Anbieter von Datenintegrationssoftware Informatica verfügt über Funktionen für eine effiziente Migration von Daten in SAP-Systeme. Mit der Plattform "PowerCenter" können Firmen nach Herstellerangaben folgende Aufgaben bewältigen:

PowerCenter verfügt über eine zertifizierte Konnektivität zu SAP-Lösungen. Damit können Unternehmen die Daten vorbereiten und in die SAP-Software importieren. Laut Informatica ermöglicht die Plattform ein Daten-Profiling, mit dem sich Quelldaten identifizieren und analysieren lassen. Darüber hinaus hilft die Software, Qualitätsprobleme bei Informationen aus älteren Systemen zu beheben.

Nach den Worten des Herstellers können Firmen mit "Informatica Data Quality for SAP" verhindern, dass Daten von ungenügender Qualität in das System gelangen. Die Geschäftsinformationen werden vor der Integration ins SAP-System validiert. Die Lösung umfasst die folgenden Hauptfunktionen:

ABeam und BackOffice: Datenmigration mit Gewährleistung

Wesentliche Kriterien für den Erfolg einer Datenmigration sind die Qualität der Daten im neuen System und ein unterbrechungsfreier Geschäftsbetrieb. Die Firmen ABeam Consulting und BackOffice Associates (BOA) haben eine Kooperation geschlossen und bieten eine Kombination aus Datenmigrationsdiensten und -Tools im SAP-Umfeld an. Zusätzlich werben sie damit, die Datenqualität bei Migrationsprojekten zu gewährleisten: ABeam Consulting und BackOffice Associates garantieren einen den vereinbarten Zielvorgaben entsprechenden Erfolg. Sie versprechen, dass Probleme, die aufgrund ihrer Arbeit entstanden sind, komplett beseitigt werden. Nach Angaben der Firmen sorgen viele andere Anbieter zwar für eine Datenmigration, sind aber nicht bereit, die Datenqualität zu gewährleisten.

Die Firma BackOffice Associates migriert SAP-Stammdaten nach dem selbst entwickelten Ansatz "Boring Go Live". Er soll für technisch korrekte und für den Geschäftsbetrieb taugliche Daten sorgen.

Eine hohe Datenqualität wird laut den beiden Firmen durch frühzeitiges und wiederholtes Testen des kompletten Extraktions- und Transformationsprozesses sowie das Laden in das Zielsystem möglich. Dabei durchliefen alle Geschäftsinformationen und nicht nur ein Ausschnitt davon die Testverfahren.

Wie beide Firmen mitteilen, ist der Zeit- und Arbeitsaufwand für diese Vorgehensweise trotzdem nicht größer als bei herkömmlichen Prozessen. Je nach Datenstruktur und -umfang seien die ersten Tests bereits nach sechs bis acht Wochen möglich.

Das hierbei genutzte "BOA Data Migration Tool" bietet unter anderem Funktionen für die Fehlerbeseitigung. Zunächst richtet das Projektteam das Tool ein, bindet die Alt- und Zielsysteme ein und stellt die Migrationsregeln auf. Zur Datenmigration werden zuerst sämtliche Quellsysteme an die von BOA entwickelte "Data Garage" angebunden. Die benötigten Tabellen aus den Quellsystemen werden komplett in die Data Garage übernommen, damit jederzeitiger Zugriff ohne Beeinträchtigung der Quellsysteme möglich ist.

Aufbauend auf der Data Garage wird dann im "Data Staging Warehouse" der eigentliche Transformationsprozess eingerichtet. Hierzu werden einzelne SQL-Anweisungen linear in einer Web-Oberfläche angeordnet. Die Transformationen folgen strikten Regeln, um die Übersichtlichkeit und Nachverfolgbarkeit zu gewähren. Somit ist immer sofort ersichtlich, aus welchem Grund eine Transformation fehlschlägt.

Die Segmentierung der Prozesse in kleinste Einzelschritte stellt zudem eine gute Wiederverwertbarkeit in zukünftigen ähnlichen Transformationen sicher, beispielsweise bei der Anbindung weiterer Länder. Der endgültige Ladeprozess wird dann wie gewohnt mit den von den Systemen zur Verfügung gestellten Werkzeugen vorgenommen.

Das Data Migration Toolset von BackOffice Associates ist von SAP zertifiziert worden ("Powered by SAP NetWeaver"). Die Lösung bietet über klassische ETL-Aufgaben (Extract, Transform, Load) hinaus Tools und Reports für Data Governance. Letztere erlaubt Qualitätsaussagen über die Stammdaten und soll helfen, die Qualität der Daten auch im Tagesgeschäft zu erhalten.

Neben der Datenmigration offerieren ABeam Consulting und BackOffice Associates "Data Audits". Nach Firmenangaben untersuchen Experten im Rahmen dieser Audits die Regeln in der betreffenden Datenbank, die in einem festgelegten Zeitraum angewendet wurden. In diesem Zusammenhang konsolidieren die Spezialisten mehrfach vorhandene Datensätze. Hierdurch ergibt sich ein klares Bild, welche Datensätze sowie Regeln noch relevant und deshalb weiter zu pflegen sind. (fn)