Finanzierungsmodelle

Löcher im IT-Budget stopfen

13.02.2012 von Christoph Lüder
Assets, Personal und Dienstleister strapazieren den IT-Etat oft stärker als geplant. Finanzierungsmodelle können aus der Kostenfalle helfen.
Foto: Andy Dean Photography/Shutterstock

Wohl alle IT-Manager kennen das Problem: Mit dem bewilligten Budget sowie der vorhandenen Personalstärke können nicht unbedingt alle an die IT-Abteilung gestellten Anforderungen befriedigt werden. Aus diesem Grund begegnet man in diesen Organisationen häufig einer soliden Kreativität, wenn es darum geht, für die benötigten Leistungen alternative Finanzquellen für zusätzliche Ressourcen zu finden. Welche Möglichkeiten der Finanzierung es gibt, zeigt folgender Überblick.

Wo das meiste Geld verschwendet wird
Wo das meiste Geld verschwendet wird
Die IT ist in sechs Bereichen ein Fass ohne Boden. Lesen Sie, wie Sie Ihre Finanzen in Sicherheit bringen.
Softwarelizenzen
Unternehmen zahlen Milliarden für Softwarelizenzen. Dabei handelt es sich oft um Programme, die niemals eingesetzt werden oder für Angestellte entwickelt wurden, die schon längst nicht mehr im Unternehmen arbeiten. Die gezahlten Lizenzpreise sind demnach weit höher als das, was nötig wäre.
Papierflut
Wer erinnert sich noch an das papierlose Büro? Niemand, denn es hat es nie gegeben. Untersuchungen des Lawrence Berkeley National Laboratory nach produziert jeder US-Büroarbeiter pro Jahr mehrere Zehntausend Seiten bedrucktes Papier im Gesamtwert von mehr als sechzig Euro - fast die Hälfte davon landet sofort im Mülleimer. Amerikanische Unternehmen geben jährlich 120 Milliarden Dollar nur für Papier aus, wie eine Studie des Druckerherstellers Xerox belegt.
Service Level Agreements
Egal ob Helpdesk, Web-Hosting oder Server-Betriebszeiten: Unternehmen zahlen in vielen outgesourcten Bereichen für Luxus-SLAs (Service Level Agreements), obwohl es die günstige Variante auch täte. IT-Berater und Blogger Matthew Podowitz ("The IT Value Challenge") stellt daher die Frage: "Wie viele Unternehmen brauchen wirklich eine 99,999-prozentige Verfügbarkeit rund um die Uhr und sieben Tage die Woche?" Ob eine Website oder ein System nun 15 Minuten (bei oben genannter Verfügbarkeit) oder zwölf Stunden (bei der deutlich günstigeren 98,5-prozentigen Verfügbarkeit) im Jahr nicht erreichbar sei, mache meist keinen Unterschied, sagt Podowitz.
E-Mail
Dass E-Mail ein Produktivitätskiller weil unberechenbarer Zeitfresser ist, ist allgemein bekannt. Weniger bekannt ist, dass es auch in Sachen Speicherplatz, Wartung, Softwarelizenzen, Server-Unterhalt und Security Unmengen an Geld verschlingt. Wie die Radicati Group ermittelte, verschickten Internet-Anwender 2009 insgesamt 247 Milliarden E-Mails pro Tag, rund ein Viertel davon entfiel auf Unternehmen. In den kommenden zwei Jahren wird sich dieses Volumen noch einmal verdoppeln und zu großen Speicherplatzproblemen im Enterprise führen.
Bandbreite
Bandbreite kann man nie genug haben. Soweit die landläufige Meinung. Die Folge: Unternehmen verpulvern Geld für Bandbreite, die sie gar nicht nutzen und versäumen, die wirklich notwendige Bandbreite besser zu verwalten. Firmen, die beispielsweise 100-MBit-Leitungen im Einsatz haben, nutzten allzu oft nicht einmal ein Prozent davon aus, stellt Andrew Rubin fest, CEO des Netzdienstleisters Cymtec. Die oft pragmatische Reaktion der Unternehmen auf zuviel teure Geschwindigkeit: "Mit dieser Netz-Infrastruktur sind wir auf Jahre hinaus gerüstet." Besser sei es, im mittleren Bandbreiten-Bereich anzufangen, aber in der täglichen Arbeit der IT-Abteilung so zu tun, als sei die Leitung viel langsamer, rät Rubin.
Projekte
Ambitionierte IT-Großprojekte sind vom Start weg fehlerbehaftet. 30 bis 70 Prozent von ihnen gehen schief. Die Branche ist übersät mit schlechten Beispielen (siehe auch die nachfolgende Bilderstrecke). Wie die Standish Group in ihrem letztjährigen CHAOS Report schrieb, wird jedes vierte IT-Projekt gar nicht erst abgeschlossen, weil es nicht mehr zu retten ist - die Kosten gehen in die Milliarden.

Finanzierung von Assets

Am Markt standardisiert erhältliche Lösungen zur Finanzierung von IT-Leistungen betreffen vor allem den Bereich der materiellen und immateriellen Vermögensgegenstände, also Hardware sowie Lizenzen für entsprechende Software. Zunächst sind hier die Instrumente zu nennen, die das Handels- und Steuerrecht Unternehmen an die Hand geben, nämlich die Abschreibungen beziehungsweise Absetzungen für Abnutzungen. Das Modell einer Finanzierung aus dem Unternehmensvermögen bietet sich natürlich vor allem für diejenigen Betriebe an, die über ausreichende Liquidität verfügen. Also Unternehmen, für die

  1. eine Eigenfinanzierung aus steuerlichen Gesichtspunkten sinnvoll ist;

  2. eine Nutzung dieser Assets auch über die steuer- oder handelsrechtliche Lebensdauer hinaus vorgesehen oder anzuraten ist, oder

  3. die Beschaffung aus Eigenmitteln zur festen Philosophie des Unternehmens zählt.

Sollte der zweite Aspekt, das heißt die Nutzung der Assets über die steuer- oder handelsrechtliche Lebensdauer hinaus, der wichtigste sein, wäre alternativ auch eine Beschaffung mit Fremdmitteln denkbar. Das hätte den Vorteil, die Vermögensgegenstände länger als für die Abschreibungsdauer einsetzen zu können, sofern es sich als sinnvoll erweist. Als Finanzierungsquellen könnten Kredite von Banken oder Gesellschaftern in Frage kommen oder die Verwendung von Fördermitteln.

Leasing statt Eigenkapital

Foto: Joachim Wendler - Fotolia.com

Auf der anderen Seite gilt in vielen Unternehmen die finanzstrategische Vorgabe, kein Eigenkapital in IT-Anlagen zu binden. Für diese Firmen sind zwei verschiedene Finanzierungsmodelle üblich. Zunächst ist hier das Leasing zu nennen, welches in den unterschiedlichsten Formen am Markt angeboten wird. Diese fangen bei generischen Angeboten der Hersteller selbst an und reichen über Offerten auf Leasing spezialisierter Unternehmen bis hin zu individuellen Angeboten von verschiedensten Marktteilnehmern (zum Beispiel Sale-and-lease-back-Modelle).

Die beiden erstgenannten Optionen zeichnen sich vor allem durch ihre Standardisierung aus, so dass nicht für jedes Asset langwierig verhandelt werden muss. Das ist vor allem für Betriebe interessant, die kein fachkundiges Personal nur für die Abwicklung von Leasing-Verträgen beschäftigen wollen. Möglicherweise wird der Rahmenvertrag auch gleich so abgeschlossen, dass automatisch nach Ablauf der Nutzungsdauer ein neues Gerät bereitgestellt wird.

Gehaltsreport nach Branchen 2011
Der Gehaltsreport für Projektleiter, Softwareentwickler, IT-Berater und Administratoren
Die Gehaltsstudie 2011 von COMPUTERWOCHE und Personalmarkt, deckt auf, welche Branchen IT-Profis am besten zahlen und wo IT-Experten Abstriche hinnehmen müssen.
<b>Ein IT-Projektleiter</b>
verdient in der Branche ....
<b>...Energie, Wasser, Umwelt, Entsorgung...</b>
85.480 Euro im Jahr. Damit zahlen die Energieversorger mit Abstand am besten.
<b> In Banken und Versicherungen...</b>
verdient ein IT-Projektleiter auch sehr gut, nämlich 73.346 Euro im Jahr.
<b>Die Pharmabranche...</b>
bezahlt einem IT-Projektleiter 67.785 €. Ähnlich gut verdient er ....
<b>in der Beratung.</b>
Dort kommen IT-Projektleiter im Schnitt auf 67.069 €.
<b> Der Handel...</b>
... zahlt traditionell etwas schlechter. Ein IT-Projektleiter erhält 63.457 €.
<b>Die Medienbranche...</b>
...bildet das Schlusslicht, hier verdient ein IT-Projektleiter mit 55.000 Euro im Jahr 30.000 Euro weniger als in der Energiewirtschaft.
<b>Der Softwareentwickler.....</b>
....verdient....
<b>...in der Branche Werbung und PR...</b>
.... nur 39.996 Euro im Jahr. In der Werbebranche sind die Verdienstaussichten für Programmierer am schlechtesten.
<b> Auch die Logistikbranche....</b>
...zahlt unterdurchschnittlich. Hier kommt ein Softwareentwickler auf 41.108 €.
<b> Im Handel...</b>
verdient ein Entwickler mit 45.800 Euro im Jahr nur wenig mehr.
<b>.Die Autoindustrie...</b>
zahlt einem Entwickler im Schnitt 52.982 Euro im Jahr.
<b>In Banken...</b>
verdienen Softwareentwickler 56.502 Euro im Jahr.
<b>Die Medizintechnik...</b>
bietet Entwicklern die besten Gehaltsaussichten: Hier bekommen sie 60.539 Euro im Jahr und damit über 20.000 Euro mehr als in der Werbung.
<b>...Ein IT-Berater...</b>
...verdient am wenigsten in ....
<b>...Softwarehäusern,...</b>
nämlich 52.584 Euro im Jahr. Ähnlich wenig gibts im öffentlichen Dienst oder im....
<b>...Handel.</b>
Dort beträgt das Jahresgehalt eines IT-Beraters im Schnitt 53.790 Euro.
<b> Banken dagegen...</b>
entlohnen ihre IT-Berater deutlich besser, sie können mit durchschnittlich 66.116 Euro rechnen.
<b> In der Chemieindustrie...</b>
verdienen IT-Berater mit Abstand am besten, nämlich 73.185 im Jahr und damit fast 30.000 Euro mehr als in Medienhäusern, in denen IT-Berater nur 45.000 Euro erhalten.
<b>Ein Systemadministrator....</b>
hat die geringsten Verdienstperspektiven in der
<b>...Werbung.</b>
Dort kommt er nur auf 34.948 Euro pro Jahr.
<b>Auch IT-Systemhäuser...</b>
zahlen verhältnismäßig schlecht. Administratoren verdienen hier im Schnitt 35.687 Euro.
<b>In der Autoindustrie...</b>
kommt ein Administrator dagegen schon auf 44.857 Euro im Jahr.
<b> Auch in der Telekommunikation...</b>
ist die Vergütung für Administratoren mit 45.054 Euro im Jahr ordentlich.
<b>Die Immobilienbranche...</b>
ist für Administratoren die erste Adresse in Sachen Gehalt: Hier erhalten Systemadministratoren im Schnitt 65.064 €.

Leasing-Angbote von IT-Dienstleistern

Die zweite Finanzierungsvariante ähnelt dem Leasing, nur dass bei der Finanzierung die Hard- und Software nicht als solche grundständig ausgewiesen werden. Sie sind nur noch ein Teil der gesamten Servicegebühr eines IT-Dienstleisters. Bei diesem Modell beschafft ein externer Dienstleister die benötigte Hard- und Software und reichert diese durch weitere Dienstleistungen, zum Beispiel Aufbau, Erstinstallation, Betrieb, Support und Wartung an.

Das ist besonders bei Unternehmen und deren IT-Abteilungen zu beobachten, die den Gedanken der "IT-Services" verinnerlicht haben und nicht mehr in einzelnen Komponenten denken: Der Provider soll einen Service erbringen, der durch Qualitätsparameter determiniert wird. Ab dem Punkt hat der Dienstleister praktisch freie Hand in der Auswahl der Komponenten, die er hierfür benötigt. Auf der anderen Seite ist zu bedenken, dass unter finanzierungstechnischen Gesichtspunkten die Transparenz in dieser Variante verloren geht.

Refinanzierung der Personalkosten

Foto: Thomas Weissenfels - Fotolia.com

Eine der größten Herausforderungen von IT-Abteilungen ist Personalknappheit. Zwar sollte es für jede Stelle eine detaillierte und hinreichende Beschreibung der Aufgaben geben, und in der Summe sollten alle Aufgaben mit einer ausreichend großen Personaldecke adressiert sein. Die Realität sieht freilich anders aus. Neben den Regelaufgaben nimmt nicht selten Projektarbeit einen großen Teil der Beschäftigung ein - auch für solche Mitarbeiter, die gemäß Aufgabenbeschreibung gar nicht dafür vorgesehen sind.

Liegt der Ursprung der Projekte außerhalb der IT-Abteilung, ist die Frage legitim, wie der Personaleinsatz verrechnet werden soll. In der Praxis werden die Mitarbeiter durch ihre Tätigkeit in Projekten dem Regelbetrieb unweigerlich fehlen. Egal, ob diese Fehlstunden durch Überstunden oder durch Fremdpersonal ausgeglichen werden, sollten für die Leistungen, die das IT-Personal in Projekten erbringt, marktfähige Tages- beziehungsweise Stundensätze bestimmt und den nutznießenden Fachabteilungen in Rechnung gestellt werden.

Die Betonung liegt hierbei auf "marktfähig", denn auf der einen Seite darf ein zu tiefer Satz nicht dazu verleiten, dass immer mehr Projektarbeit zu Lasten des Regelbetriebs ausgeführt wird. Auf der anderen Seite soll ein zu hoher Satz nicht dazu verführen, dass in zukünftigen Projekten der Fachabteilungen die IT links liegen gelassen und an der Strategie der IT vorbei geplant und realisiert wird.

Gehälter 2011 nach Berufen
Eine Frage von Job, Ausbildung und Branche.
Unter IT-Profis sind die Gehaltsspannen groß. Wer wieviel verdient, hängt von Ausbildung, Job, Alter und Branche des Unternehmens ab. Das zeigen einige Beispieldatensätze aus der aktuellen Gehaltsstudie von CW und Personalmarkt.

verdient...
<b>...der IT-Leiter</b>
Alter: 42<br/>Ausbildung: Diplom FH<br/>Branche: Software

verdient...
<b>...ein IT-Gruppenleiter</b>
Alter: 40<br/>Ausbildung: Diplom FH<br/>Branche: Verband

verdient...
<b>...ein IT-Projektleiter</b>
Alter: 40<br/>Ausbildung: kaufmännische Ausbildung <br/>Branche: IT-Systemhaus

verdient...
<b>...der IT-Security-Manager</b>
Alter: 39<br/>Ausbildung: Diplom Uni<br/>Branche: Sonstige Informationstechnologie

verdient...
<b>...ein SAP-Berater</b>
Alter: 32<br/>Ausbildung: (BA) Diplom<br/>Branche: Luftfahrt

verdient...
<b>...Softwareentwickler</b>
Alter: 59<br/>Ausbildung: Diplom-Uni<br/>Branche: Finanzdienstleistungen

verdient...
<b>...der Mitarbeiter System- und Netzwerkadministration</b>
Alter: 40<br/>Ausbildung: Lehre Technik/Handwerk/EDV<br/>Branche: Maschinenbau

<b>...der Mitarbeiter im Anwender-Support</b>
Alter: 39<br/>Ausbildung: Kaufmännische Lehre/Handel<br/>Branche: Banken

verdient...
<b>...ein Softwaretester</b>
Alter: 30<br/>Ausbildung: Mittlere Reife<br/>Branche: Elektrotechnik

verdient...
<b>...der Web-Designer</b>
Alter: 32 <br/>Ausbildung: Diplom-FH<br/>Branche: Werbung und PR

verdient
<b>..ein Web-Entwickler</b>
Alter: 32<br/>Ausbildung: Lehre/Technik/Handwerk/EDV<br/>Branche: Sonstige Dienstleistungen

Migrations- und Transition-Projekte vorfinanzieren

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Finanzierung von Transition- und Migrationsprojekten. Dieses Problem kann für eine IT-Abteilung auftreten, wenn zwar Budget für den Betrieb einer Leistung vorhanden ist, im Falle eines Dienstleisterwechsels oder des Sourcing-Ansatzes aber kein Geld mehr zur Finanzierung der Migration, der Transition oder des Betriebsübergangs verfügbar ist. In diesen Fällen ist einige Kreativität beziehungsweise Flexibilität des zukünftigen Dienstleisters gefordert, wenn die Budgetrestriktionen seitens des Kunden nicht aufgelöst werden können.

In der Regel bieten IT-Dienstleister eine Form des "Financial Engineerings" bei Vertragsabschluss an. Es sieht vor, dass der gesamte Projektaufwand des Providers durch ihn vorfinanziert und auf die Betriebskosten des kommenden Vertrags umgelegt wird. Somit kann das Budget im Jahr des Wechsels eingehalten werden.

Allerdings fallen in den Folgejahren höhere Kosten für die erfolgten Serviceleistungen an, die einkalkuliert werden müssen und den Erwartungen des Finanzbereichs an die IT Rechnung tragen sollten. Wird zum Beispiel von der IT in den kommenden Jahren erwartet, auf Basis der Leistungen, Preise und Mengen des laufenden Jahres jedes weitere Jahr die Kosten um zehn Prozent zu senken, dann wird hier die Luft für einen solchen Deal mit dem IT-Dienstleister schon dünner. So oder so empfiehlt es sich, vor Vertragsabschluss die Kosten hierfür genau zu berechnen, damit es später keine unangenehmen Überraschungen für die IT und den Provider gibt. (pg)