Lizenzhändler will gegen schwarze Schafe vorgehen

27.11.2006
Gebrauchtsoftwarehändler Axel Susen sucht eine Kooperation mit der Herstellervereinigung Business Software Alliance (BSA).

Der Aachener Lizenzhändler Susen Software hat die Business Software Alliance aufgefordert, mit den Händlern von Gebrauchtsoftware zusammenzuarbeiten. Hintergrund sei, schwarze Schafe, die unrechtmäßig mit Lizenzen handeln, zu identifizieren. Nur gemeinsam könnten Lizenzgeber und -händler den illegalen Handel mit Programmen eindämmen. "Schwarze Schafe haben auf diesem Markt nichts verloren", stellt Susen klar.

Während sich die Hersteller schon seit Jahren in der BSA organisieren, um gegen illegale Softwarenutzung vorzugehen, gibt es auf Seiten der Händler von Gebrauchtsoftware bislang keine vergleichbare Initiative. Susen appelliert daher an die Lizenzhändler in Deutschland, ebenfalls einen Verband zu gründen. Die Mitglieder sollten sich zertifizieren und damit verpflichten, sich beim Handel mit Gebrauchtsoftware an bestimmte Grundsätze zu halten.

Susen will mit seinem Vorstoß gegen den illegalen Softwarehandel offenbar den Markt für gebrauchte Lizenzen stützen und so auch die eigenen Geschäfte ein Stück sicherer machen. Der unrechtmäßige Handel beeinträchtige das Geschäft mit legaler Gebrauchtsoftware. Nur wenn IT-Einkäufer sicher seien, dass der Erwerb juristisch einwandfrei sei, würden sie einen entsprechenden Kauf auch in Betracht ziehen, beschreibt der Händler die aktuelle Situation. "IT-Leiter befürchten, sich beim Kauf von gebrauchten Lizenzen strafbar zu machen", heißt es in einer Mitteilung von Susen Software. "Woher sollten sie auch die Feinheiten kennen, die stille Software eindeutig von Raubkopien und nicht-lizenzierter Ware unterscheidet?"

Allerdings tut sich die BSA schwer, mit den Lizenzhändlern zu kooperieren, räumt Susen ein. Das Problem sei, dass sich in dem Verband viele Softwarehersteller mit zum Teil unterschiedlichen Interessen zusammengeschlossen hätten. Während sich Anbieter wie zum Beispiel Microsoft bereits länger mit gebrauchter Software beschäftigten, würden andere Hersteller beispielsweise Autodesk das Thema völlig ausblenden. Eine offizielle Antwort der BSA auf den Kooperationsvorschlag Susen steht noch aus.

Dass Händler mit zweifelhaften Methoden dem Gebrauchtmarkt zunehmend schadeten, kann Susen indes nicht an Beispielen festmachen. Darüber gebe es keine gesicherten Angaben. Geschadet haben dürften dem Markt allerdings die juristischen Scharmützel der vergangenen Monate (siehe auch: Gebrauchtsoftware - Pro und Contra). Seit Beginn des Jahres streiten Oracle und der Münchner Lizenzhändler Usedsoft über die Rechtmäßigkeit des Weiterverkaufs von online übertragenen Nutzungsrechten. Aktuell hat Oracle in dem Verfahren die Nase vorn (siehe auch: Oracle punktet gegen Lizenzhändler). Laut den Urteilen des Münchner Landgerichts sowie der Bestätigung des Oberlandesgerichts München darf Usedsoft keine Online-Lizenzen Oracles vertreiben. Allerdings sind in dem Verfahren weitere Berufungsschritte anhängig.

In der Auseinandersetzung zwischen Lizenzgeber und -händler war allerdings zuletzt weniger die Sache an sich das Thema, sondern wie sich die jeweils andere Partei zum Streitpunkt geäußert hat (siehe auch: Oracle vs. Usedsoft: Schlammschlacht um Second-Hand-Software). Diese Auseinandersetzung dürfte kaum zur Sicherheit des Geschäfts mit gebrauchten Softwarelizenzen beitragen. (ba)