LG bestellt Handy-Chips bei Infineon

17.07.2006
Der Halbleiterhersteller Infineon hat den koreanischen Elektronikkonzern LG Electronics als Kunden für seine Handy-Chips gewonnen.

Damit reduziert der Konzern seine Abhängigkeit vom taiwanischen Anbieter BenQ Mobile, der vor kurzem das Handy-Geschäft von der ehemaligen Infineon-Mutter Siemens übernommen hatte. Die im DAX notierte Infineon-Aktie startete am Montag nach Bekanntwerden des Auftrags als eine der wenigen Titel des Leitindex im Plus, drehte aber bis zum Mittag ebenfalls ins Minus.

"Die kürzlich von LG Electronics, dem viertgrößten Mobiltelefonhersteller der Welt, vorgestellten neuen Modelle sind die ersten einer neuen Reihe von EDGE-Mobiltelefonen, die auf der MP-E-Plattform von Infineon basieren", hieß es in der Mitteilung. Zur Größenordnung machte Infineon keine exakten Angaben. Es sei ein größerer und langfristiger Auftrag, sagte ein Sprecher auf Anfrage.

Sparte zuletzt im Minus

Die Infineon-Sparte Communication Solutions hatte zuletzt mit sinkendem Umsatz sowie roten Zahlen zu kämpfen. Ein Grund dafür war der schwindende Marktanteil des wichtigsten Handy-Kunden BenQ Mobile. Weltmarktführer unter den Chipausrüstern für Handys ist Texas Instruments.

"Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens Strategy Analytics ist LG Electronics ein schnell wachsender Mobiltelefonhersteller, der im ersten Quartal 2006 einen weltweiten Marktanteil von 6,9 Prozent erreicht hat und im Vergleich zum Vorjahr 40,5 Prozent mehr Geräte auslieferte", hieß es in der Infineon-Mitteilung. Nach Prognosen von Strategy Analytics wird der Markt für EDGE-Mobiltelefone von 77 Millionen Einheiten im Jahr 2005 auf mehr als 500 Millionen im Jahr 2009 wachsen.

Innerhalb der nächsten drei Jahre entscheidet sich demnach beinahe jeder zweite Benutzer für ein so genanntes EDGE-fähiges (EDGE = Enhanced Data Rates for GSM Evolution) Mobiltelefon. EDGE-Geräte erreichen Datenübertragungsraten, die im Vergleich zu den derzeit als Stand der Technik geltenden GPRS-Geräten um bis zu drei Mal höher sind.

Verhaltene Reaktionen

Am Aktienmarkt wurde die Nachricht eher verhalten aufgenommen. Ein Händler sagte: "Die Nachricht kommt nicht ganz unerwartet - Infineon hat bereits über neue Kunden gesprochen und auch der Name LG Electronics war im Gespräch", sagte ein Händler. Es sei aber wichtig, dass Infineon einen langfristigen Kunden gewonnen habe. Ein anderer zeigte sich ebenfalls zurückhaltend. "Es sind keine finanziellen Details bekannt, daher ist der Auftrag auch schwer einzuordnen."

Der Markt warte zudem zunächst auf die am Freitag anstehenden Zahlen und auf neue Informationen zu dem Börsengang der Tochterfirma. Zudem schwebe weiterhin die Klage gegen Chiphersteller des New Yorker Staatsanwalts Eliot Spitzer über der Aktie. Neben zahlreichen führenden Unternehmen ist auch Infineon betroffen - es drohen wegen illegaler Preisabsprachen erneut Strafzahlungen in Millionenhöhe. (dpa/tc)