Weihnachten für Denker und Gründer

Lesen Sie sich schlau!

18.12.2008 von Hans Königes und Claudia Heinelt
Was haben Ökonomie, Tee und der FC St. Pauli gemeinsam? Genau, sie sind Teil unserer Buchvorschläge für die Zeit zwischen den Jahren.

Ökonomie und wir

Wirtschaftsforschung und Wirklichkeit - wenn Sie jetzt denken, zwei Welten treffen aufeinander, dann hält ‚Humanomics’ garantiert die eine oder andere spannende neue Erkenntnis für Sie bereit. Denn Uwe Jean Heuser, Volkswirtschaftler und Leiter der Wirtschaftsredaktion der ‚Zeit’ zeigt ausführlich auf, wie die Ökonomie in den letzten Jahren vermehrt den Menschen als Forschungsobjekt wiederentdeckt hat.

Jean Uwe Heuser: Humanomics. Die Entdeckung des Menschen in der Wirtschaft

Herausgekommen ist ein Buch, das in zehn Kapiteln neueste Verknüpfungen zwischen Ökonomie und anderen Forschungsbereichen wie Psychologie, Neurowissenschaften und Politik vorstellt. Erstes Fazit dieser kurzweiligen Entdeckungsreise: das menschliche Ich weist noch sehr viel mehr an faszinierender Vielschichtigkeit auf, als wir uns zu erhoffen wagen.

Jean Uwe Heuser: Humanomics. Die Entdeckung des Menschen in der Wirtschaft. Campus 2008, 276 Seiten, 19,90 Euro

Richtungswechsel

‚Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.’ Wer diesen Aphorismus des französischen Künstlers Francis Picabia schätzt, der wird an dem Buch ‚Kopf schlägt Kapital’ seine Freude haben.

Darin bürstet Günter Faltin viele gängige Klischees zum Thema Selbständig machen munter gegen den Strich und plädiert dabei sehr nachdrücklich für Kreativität und die Kraft der guten Idee statt für erschöpfende 12 bis 14 Stunden Arbeitstage. Der Autor weiss, wovon er spricht, denn er ist nicht nur Professor für Entrepreneurship an der Freien Universität Berlin, sondern auch Gründer der Teekampagne, Deutschlands führendem Teeversandhandel. Wie der bekennende Kaffeetrinker erfolgreich alle bis dato gängigen Markt-Modelle erfolgreich hinterfragt hat, wird klar strukturiert und sehr ermutigend geschildert. Wer nach der Lektüre des Buches tatsächlich ernsthaft mit der Selbständigkeit liebäugelt, dem sei der direkte Kontakt zum Autor empfohlen: Faltin hat bereits vor einigen Jahren auch noch eine Stiftung für Entrepreneurship gegründet.

Günter Faltin: Kopf schlägt Kapital. Die ganz andere Art, ein Unternehmen zu gründen. Hanser 2008, 248 Seiten, 19,90 Euro

Die Lust an der Herausforderung

Montag morgen, neun Uhr. Während Sie in einer Hand Ihre Kaffeetasse balancieren, starten Sie mit der anderen den Rechner an Ihrem Arbeitsplatz. Das Telefon klingelt. Gleichzeitig steht ein Kollege in der Tür und fragt nach den Auswertungen, die Sie ihm doch eigentlich schon Ende letzter Woche geschickt haben wollten. Inzwischen ist Ihr Computer gestartet und Sie starren auf 224 neue Mails… Eine Situation, die Ihnen bekannt vorkommt? Und vielleicht sogar ein aufkommendes Gefühl der Überforderung in Ihnen auslöst?

Torkel Klingberg: Multitasking. Wie man die Informationsflut bewältigt ohne den Verstand zu verlieren

Abhilfe bietet da möglicherweise Torkel Klingberg. Der schwedische Professor für Neurowissenschaft stellt in ‚Multitasking'. Wie man die Informationsflut bewältigt ohne den Verstand zu verlieren’ neueste Ergebnisse der Gehirnforschung und die damit verbundenen Konsequenzen für unsere heutige Arbeitswelt vor. Seine ermutigende Kernaussage: Überforderungsgefühle sind abwendbar, stattdessen ist ein lustvoller Umgang mit mentalen Herausforderungen möglich.

Torkel Klingberg: Multitasking. Wie man die Informationsflut bewältigt ohne den Verstand zu verlieren. C.H. Beck 2008, 192 Seiten, 18,90 Euro

Veränderung ist machbar

Besonders ein Wissenschaftsbereich ist derzeit in aller Munde: die moderne Gehirnforschung. Denn nirgends sonst werden derzeit so viele althergebrachte Paradigmen über Bord geworfen aufgrund der Aufsehen erregenden neuen Forschungsergebnisse der letzten Jahre. Wer sich einen Überblick verschaffen möchte, dem sei wärmstens ‚Neustart im Kopf’ von Norman Doidge empfohlen.

Norman Doidge: Neustart im Kopf

Den amerikanischen Psychiater und Psychoanalytiker Doidge treibt die reine Lust am Erkenntnisgewinn und so bereiste der Autor die derzeit führenden Koryphäen der Neurologie und erhielt faszinierende Einblicke in deren Forschung. So lernen wir zum Beispiel den Neuroplastologen V.S. Ramachandran kennen, dem es mithilfe eines Schuhkartons und einiger bestechend einfacher Ideen gelungen ist, zahlreichen Patienten mit amputierten Gliedmaßen das Leben erheblich zu erleichtern. Oder wir treffen den 90jährigen Dr. Stanley Karansky, dessen Lernverhalten erstaunliche Möglichkeiten für jeden von uns aufzeigt. Insgesamt ein sehr kurzweiliges anregendes Buch, das überraschende Erkenntnisse bietet. Allerdings eine kleine Warnung am Schluss: Sie werden die Möglichkeiten des Lernens nie mehr als abgeschlossen betrachten können!

Norman Doidge: Neustart im Kopf. Wie sich unser Gehirn selbst repariert. Campus 2008, 376 Seiten, 22 Euro

Der ganz normale Projektwahnsinn

Die H.Umor AG setzt ein Projekt auf, bei dem die Filialen neue PCs erhalten sollen. Der Projektleiter stellt sein Team zusammen, holt sich eine nicht-uniforme Beraterin ins Team, schmeißt Leute, die nicht mitmachen, wieder aus dem Projekt raus, und startet so innerhalb kürzester Zeit mit einem ungewöhnlichen Kick-off..

Sabine Niodusch. Das Projekt
Foto: Books on Demand Gmbh

Danach gilt es, dieses Projekt über den Ozean der Widerstände, der nicht eingehaltenen Vereinbarungen, der XXL-Besprechungen, der Konflikte und Versöhnungen, der Missverständnisse und der guten Gelegenheiten bis zum Projektende zu steuern. Dabei menschelt es ganz kräftig: Bedenkenträger sind dabei, Perfektionisten und Überflieger, Betriebsräte und der Vorstand, Männer und Frauen. Der Projektleiter hat so seine Mühe, das Projektschiff immer auf Kurs zu halten. Und bei allem Fachlichen, ist natürlich immer noch Platz für die Liebe.

Sabine Niodusch. Das Projekt. Verlag Books on Demand. ISBN 978-3-8370-6173-4

Alkohol und andere Liebhaber

Sie lieben gute, spannende Unterhaltung und suchen nach einer aufregenden Abwechslung zu den besinnlichen Aspekten des Weihnachtsfestes? Da empfiehlt sich bestens ‚Revolverherz’ von Simone Buchholz.

Simone Buchholz: Revolverherz

Das Erstlingswerk der 1972 geborenen Autorin bietet beste Krimi-Unterhaltung rund um die Hamburger Staatsanwältin Chastity Riley: Ende Dreißig, Dauerkarte für den FC St. Pauli, dem Alkohol eindeutig stärker zugeneigt als den eigenen Gefühlen. Sprich: eine Anti-Heldin par excellence. Ihr Team: der alternde Kommissar Faller, der aussieht wie Robert Mitchum, sein sehr italienischer Kollege Calabretta und Klatsche: Kiezkenner, Ex- Einbrecher und zu junger Möchtegern-Liebhaber. Ihr Fall: ein skalpierender Serientäter. Ein wunderbarer Krimi, dessen Dialoge Spaß machen und der neben der Frage nach dem Täter nur noch eine andere aufwirft: Wann dürfen wir auf ein Wiedersehen mit Chastity Riley und Simone Buchholz hoffen?

Simone Buchholz: Revolverherz . Droemer 2008, 275 Seiten, 14,95 Euro