Transformation der IT

Lernen aus der Private Cloud

04.06.2015 von Dr. Peter Samulat
Nahezu alle Unternehmen stehen heute vor der Herausforderung, IT-Services aus der Cloud nutzen zu wollen - oder zu müssen. Aber wie kann diese Transformation der vielleicht bisher nur intern stehenden IT-Infrastruktur unterstützt werden? Ist es sinnvoll, zunächst an der eigenen, der „Private Cloud“ zu lernen?

"Digitalisierung ist ein Geschäft, das mutige, klare Entscheidungen verlangt. Nie war Schumpeters These der "schöpferischen Zerstörung" so aktuell wie in Zeiten der digitalen Transformation - auch wenn die IT-Branche lieber von "Disruption" spricht.

Erfahrungen aus der Private Cloud können bei einem Umstieg auf ein Hybridmodell oder eine externe Cloud von Nutzen sein.
Foto: Filipe Frazao_shutterstock.com

Diese Transformation wird zunächst getrieben durch einen Hype, der eigentlich schon lange keiner mehr ist, sondern sich zum Stand der Technik entwickelt: die Cloud. Die heute geforderte Mobilität bedingt Cloud-Services und lässt viele bisher im eigenen Rechenzentrum geleistete IT-Dienste "nach außen" wandern. IT-Organisationen müssen schnell lernen, diese "Multi-IT-Provider"-Strukturen zu steuern (Abbildung 1).

IT-Organisationen müssen lernen, diese hybriden, zunehmend von externen IT-Dienstleistern dominierten, Umgebungen zu orchestrieren. Standardisierte Schnittstellen zu internen und externen IT-Providern müssen so durch ein zunehmend kleineres, aber hochspezialisiertes IT-Servicemanagement bedient werden, das in enger Zusammenarbeit mit Business und Unternehmenseinkauf zum "IT-Service-Broker" transformiert.

Grund für das alles ist die Transformation des Business vom "Traditional Mode" zum "Nonlinear Mode". An dieser Stelle wird auch gerne von der langsamen vs. der schnellen IT gesprochen, die die interne IT-Organisation vor neue Herausforderungen stellt. Sie müssen maximale Stabilität mit größter Flexibilität verbinden.

Verstärkt wird diese Tatsache durch das gestiegene Selbstbewusstsein der Fachbereiche. Sie treffen IT-Entscheidungen ohne die eigene IT und beziehen Leistungen von Anbietern außerhalb der Unternehmen. Da sind insbesondere die "Helden" in den Fachabteilungen, die sich in der IT besser auskennen als die IT-Organisation selbst und zu hause mit den neuesten Geräten und Gadgets hantieren. Diese Helden kommen nicht nur in technologielastigen Unternehmen vor, sie gedeihen in allen Branchen und Unternehmen jeder Größenordnung. Sie kennen sich in der IT aus der Pespektive des Konsumenten aus.

Abb. 1: Die Traditionelle IT-Organisation mit eigenem Rechenzentrum und externen Dienstleistern zu Beginn der Transformation.
Foto: Dr. Peter Samulat

Die immer größer werdende Welt der externen Cloud-Anbieter höhlt die Exklusivität für die Leistungserbringung durch die eigene Mannschaft aus und bedient sich am Kuchen "IT-Budget". Obwohl es alles andere als trivial ist, Cloud-basierte Angebote zu offerieren, gelingt es den Dienstleistern immer besser, die Komplexität geschickt "zu verstecken".

Die Erkenntnisse sind für die Beteiligten schmerzhaft: Die IT-Abteilungen in den Unternehmen sind in der heute bekannten Form nicht überlebensfähig und gelten als Auslaufmodell. Ergänzend dazu muss festgestellt werden, dass eine Unternehmens-IT nach aktuellem Verständnis niemals ein zuverlässiger, rentabler und rechenschaftspflichtiger Service Provider sein kann.

Organizational Change

Interne IT-Organisationen werden sich damit abfinden, zunehmend mit den gleichen Maßstäben bewertet und gesteuert zu werden, wie sie auch für externe IT-Provider gelten. Neben einer erhöhten Verbindlichkeit in der Erbringung von IT-Services bedeutet dies Transparenz und ist die Voraussetzung für eine Vergleichbarkeit mit anderen Anbietern. Das offenbart Optimierungspotenziale - schafft aber auch Vertrauen in die Leistung der eigenen IT-Organisation.

Bezahlt wird nach Leistung

Insbesondere Führungskräften wird gerne mitgegeben, dass sie nicht nach der Zeit ihrer Anwesenheit an einem Arbeitsplatz, sondern für die Ergebnisse ihrer Arbeit bezahlt werden, nach ihrem Wertbeitrag. Entsprechend gibt es dann Zielvereinbarungen, die in ihrem Erreichungsgrad messbare Ziele vorgeben und den Erfolg oder Misserfolg monetär bewerten.

Auch IT-Organisationen kennen diese Art von Vorgaben. Hier geht es dann zunächst um Effizienz- und Effektivitätsziele, gemessen in zu erreichenden Kostensenkungen. Und damit werden - mit Blick auf die "Konkurrenz" aus der Cloud - heute sofort die interne IT, genauer gesagt die internen Rechenzentren, in Frage gestellt.

Interne IT-Organisationen haben kaum eine Möglichkeit, die erbrachten Leistungen dynamisch zu verrechnen. Ein großer Schritt dabei ist die Einführung eines service-basierten IT Financial Management - nur es bleibt die Abhängigkeit von den Basiskosten der im eigenen Rechenzentrum laufenden IKT.

Die Verrechnung von IT-Dienstleistungen per Pauschale war gestern, heute soll und muss nutzungsbezogen abgerechnet werden.
Geht das schon in der "private Cloud"?

CIOs und Consultants über Cloud-Marktplätze
Cloud-Marktplätze
Die Deutsche Börse hat im Mai 2015 einen herstellerneutralen Cloud-Marktplatz eröffnet. Der Business Marketplace der Deutschen Telekom ist bereits am Start. Wir haben CIOs und Consultants gefragt, wie sie die Chancen von Cloud-Marktplätzen in Deutschland einschätzen.
Andreas Miehle, CIO bei der Constantia Flexibles Group
Andreas Miehle, CIO bei der Constantia Flexibles Group aus Wien, sagt: "Ich nutze Cloud-Marktplätze und halte das für eine gute Idee, Firmen, Menschen und Ideen zusammen zu bringen. Das ganze Thema steckt noch in den Kinderschuhen und leidet - wie es bei neuen Technologien häufig der Fall ist - an der Verschlossenheit und mangelnder Vision potenzieller Marktteilnehmer." Trotzdem zeigt er sich optimistisch: "Diese Cloud-Marktplätze werden sich bestimmt durchsetzen. In anderer Definition gibt es ja bereits etablierte Lösungen in geschlosseneren Formen. Daher sehe ich hier keine grundsätzliche Neuerung, sondern viel mehr eine Prozessverbesserung dank neuer Technologien."
Constantia Flexibles Group
Über Bedenken in puncto hohem Integrationsaufwand, Datensicherheit oder zu geringem Bedarf sagt Miehle: "Diese Art von Gründen wird immer dann angeführt, wenn man neue Technologien verhindern will und diese Zeiten sollten eigentlich vorbei sein. Fakt ist jedoch, dass man in seiner Applikationslandschaft immer Altsysteme mit sich herumschleppt, die für neue Technologien ungeeignet sind. Wann die Wechselkosten mögliche Vorteile rechtfertigen, muss man natürlich vorab prüfen."
Rolls-Royce Power Systems
Dietmar von Zwehl ist CIO bei Rolls-Royce Power Systems. Er sagt: "Wir nutzen aktuell private Clouds und halten Ausschau (konservativ) nach public Clouds. Security ist ein zentraler Faktor."
Karsten Leclerque, PAC
Für Karsten Leclerque, Principal Consultant Outsourcing & Cloud bei PAC (Pierre Audoin Consultants), sind die verschiedenen Marktplätze kaum vergleichbar, weil sie sehr unterschiedliche Ansätze verfolgen. Was sie eint, ist das Kundenversprechen der einfachen Nutzung von Lösungen ohne Vorabinvestition.
Aufwand für den Anwender
Nach Beobachtung von Leclerque verlangen Cloud-Marktplätze dem Anwender zumindest derzeit noch einiges ab. Das gilt etwa für die Integration. „Oft werden Insel-Lösungen nebeneinander angeboten, ohne dass Kompatibilität der Angebote untereinander gewährleistet ist“, sagt er. „Ebenso unterscheiden sich die Vertragsmodalitäten, etwa bezogen auf die Abrechnung der SaaS- und IaaS-Bestandteile, oder bezüglich der End-to-End-Verantwortung gegenüber dem Kunden.“
Daniel Just, Sopra Steria
Daniel Just, Outsourcing-Experte bei Sopra Steria Consulting, sagt: "Die Digitalisierung des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens benötigt immer flexiblere Infrastrukturleistungen. Getrieben durch disruptive Technologien sowie den Einzug des Internets in immer mehr Produkte, ist eine permanente digitale Innovation erforderlich. Um in diesem dynamischen Umfeld die Übersicht zu behalten und eine möglichst optimale Entscheidung für einen Partner zu treffen, werden Cloud-Marktplätze zunehmend wichtiger werden. Da standardisierte Infrastrukturleistungen bald als reine Commodity wahrgenommen werden, sollte eine solche Plattform für den Kunden einen Mehrwert zum Beispiel in Form von Applikations- bzw. Softwareleistungen bieten."
Voraussetzung für den Erfolg
Weiter sagt Daniel Just von Sopra Steria: "Dazu wird es von großer Bedeutung sein, dass ein nachhaltiger Marktplatzanbieter ein möglichst umfassendes und bedarfsorientiertes Angebot in der geforderten Menge, Zeit und größtmöglichen Nutzen vermitteln kann."
Integrationsprojekte ad absurdum geführt
Sopra Steria-Experte Daniel Just führt aus: "Der Vorteil der schnellen und barrierefreien Implementierung von IaaS, PaaS und auch SaaS Lösungen führt zu einer Vielzahl von Applikationen und Services die sich jeweils in einem Silo befinden und nicht oder nicht nahtlos miteinander kommunizieren können. Bei der Einführung von Cloud-Lösungen muss man sich also bewusst machen, dass eine Verlagerung von Applikationen in die Cloud einer Integration von Unternehmensapplikationen entgegenwirkt, d.h.: Die Integrationsprojekte, die in den letzten 15 Jahren durchgeführt wurden, um Informationssilos aufzubrechen, werden durch die Cloud-Lösung ad absurdum geführt."
Integration jedes Mal neu herstellen
Weiter erklärt Daniel Just von Sopra Steria: "Anwendungsfälle wie zum Beispiel der kurzfristige Zukauf von Rechnerleistung, etwa für eine zeitlich befristete Kampagne, lassen sich durch Cloud-Marktplätze sicher gut abdecken. Allerdings ist dafür die Integration zu den führenden, also datenenthaltenen Systemen jedes Mal neu herzustellen. Ein relativ hoher Aufwand, der angemessen zum Nutzen sein muss."
Matthias Kraus, IDC
Laut Matthias Kraus, Research Analyst bei IDC, sind Cloud-Marktplätze insbesondere für Mittelständler interessant: "Mit der zunehmenden Nutzung unterschiedlicher Cloud-Services adressieren Cloud-Marktplätze den Bedarf der Anwenderunternehmen: Transparenz, einen Vertragspartner und eine zentrale Management-Plattform für unterschiedliche Cloud-Services. Cloud-Marktplätze sind insbesondere für mittelständische Kunden interessant, denn ihnen fehlt es oftmals an Ressourcen, Tools und Erfahrung. Insgesamt befinden sich die Marketplaces aber noch in einer frühen Phase."
Anwender eingelocked
Weiter sagt Matthias Kraus von IDC: "Bei herstellergebunden Markplätzen befürchten die Anwender einen Vendor Lock-In. Der technische Integrationsaufwand stellt die größte Herausforderung dar. Die Cloud-Marketplaces müssen hier erst noch den Beweis antreten, wie sich die herstellerunabhängige Verknüpfung mit der On Premise-Umgebung der Anwenderunternehmen, aber vor allem der schnelle Wechsel zwischen verschiedenen Cloud Services in der Praxis effizient realisieren und managen lässt."
Matthias Wendl, Capgemini
Matthias Wendl ist Senior Consultant, CIO Advisory Services bei Capgemini Consulting. Seine Einschätzung: "Für sogenannte Commodity-Dienstleistungen wie Infrastruktur-Services (IaaS), dazu zählen Storage oder CPU/Rechenpower, sehe ich da durchaus einen Markt. Die großen Vorteile hierbei sind eine kurzfristige Skalierbarkeit und die on-demand Abrechnung (pay-per-use). Anwendungsfälle sind zum Beispiel zusätzliche Test-Server, oder zusätzliche Rechenleistung für einen Webshop zu Spitzenzeiten. Ein weiterer Anwendungsfall sind abgrenzbare Software as a Service Angebote (SaaS) wie z.B. Kommunikationslösungen oder Projektmanagement Software, die nicht aufwändig integriert werden müssen."
Die Standort-Frage
Über die Knackpunkte sagt Wendl: „Für alle Fälle, in denen der Service mit der vorhandenen Anwendungslandschaft interagiert, ist immer ein gewisser Planungs-, Auswahl- und Integrationsaufwand zu berücksichtigen. In Punkto Datensicherheit sind andere Punkte wichtig, wie bestehende Zertifizierungen, der Standort und die Größe des Cloudanbieters sowie seiner Rechenzentren und vor allem die Art der Datenübermittlung.“
Holger Röder, A.T. Kearney
Holger Röder, Partner bei A.T. Kearney, sagt über Cloud-Marktplätze: "Der Cloud-Providermarkt ist sehr intransparent und proprietär, also stellenweise wenig effizient. Auf der anderen Seite wird „Infrastructure as a Service“ (IaaS) erst langsam in Zentraleuropa etabliert, gewinnt aber zunehmend an Größe."
Frage der Definition
Holger Röder von A.T. Kearney nennt jedoch Schwierigkeiten: "Die Integration und Sicherheit von Clouds lassen sich durch geeignete Konzepte in den Griff bekommen. Es stellt sich jedoch die Frage – da es bei der Börse um strukturierte Produkte geht – welcher Anteil des Cloud-Marktes strukturierbar ist (Definition eindeutiger Produkte beziehungsweise Services) und damit handelbar. Gefühlt ist das nur die Spitze des Eisberges, da vieles was unter Cloud (insbesondere der sogenannten „private Cloud“) läuft, sehr unternehmensspezifisch und „Neuverpacktes“ ist. Interessant ist, dass sich Service-Marktplätze rund um typische Cloud-Rechenzentren (zum Beispiel eShelter und Interxion in Frankfurt) sehr gut entwickeln und damit den CIOs viel mehr Flexibilität für die Gestaltung ihres Operating Models geben – insbesondere Zugang zu knappen Know-how-Ressourcen rund um Digitalisierung."
Sebastian Paas, KPMG
Sebastian Paas, Partner CIO Advisory Service bei KPMG, erklärt: „Der Handel mit IaaS-Leistungen wird sicherlich zunehmen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass gerade kleine und mitteständische sowie Unternehmen, die ein hohes Unternehmenswachstum erwarten, interessant ist. Oft sogar Bestandteil deren Wachstumsstrategie. Auf der anderen Seite sind die Anbieter von IaaS-Leistungen häufig hochmoderne Rechenzentren, die es auszulasten gilt."
Peter Wirnsperger, Deloitte
Peter Wirnsperger, Partner Cyber Risk Services bei Deloitte, sagt: "Cloud-Marktplätze werden auf jeden Fall eine wichtige Option darstellen, wo effizient und kostengünstig Ressourcen gesucht und kurzfristig eingesetzt werden sollen. Der Bedarf an schnell verfügbaren und einfach nutzbaren Infrastrukturservices ist groß und wird noch weiter ansteigen, was auch das Wachstum der bestehenden Cloud-Player zeigt."
Detaillierte Bewertung
Peter Wirnsperger von Deloitte schränkt jedoch ein: "Sicherlich sind die Lösungen nicht für alle Bereiche anwendbar. Aber überall, wo Geschwindigkeit, Speichermenge und Verfügbarkeit in der Breite eine Rolle spielen, sind sie eine gute Alternative. Bei kritischen Informationen und komplexen Anwendungen muss man im Detail bewerten, ob und wie die Services nutzbar sein können. Aus Kostengesichtspunkten lohnt es sich auf jeden Fall die Ansätze im Detail zu bewerten."

Das Private Cloud als Software Defined Datacenter (SDC)

Die interne Private Cloud automatisiert betreiben zu können ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum IT-Broker. Hier kann gelernt werden, wie solche Systeme Lastprognosen folgend gesteuert werden und darauf basierende dynamische Verrechnungen etabliert werden können. Auch wenn diese noch auf den Fixkosten der eigenen Infrastruktur basieren.

Interne und und später dann auch externe Cloud-Systeme integrierende Automatisierungsplattformen sind die heute auf dem Markt verfügbaren ITSM-Systeme mit einem hohen Grad an Integration, verbunden mit einem Reporting, das alle prozessbedingten und technischen Ereignisse zusammenfassend darstellen kann.

"Prozessbedingt" steht an dieser Stelle für die im ITSM-Tool geführten Incident-, Request Fulfillment- und Change-Prozesse. Diese Prozesse sind Voraussetzung für einen hohen Automatisierungsgrad und für die Schaffung von Transparenz über die Qualität der Leistung der IT-Organisation insgesamt, also deren Wertbeitrag.

Ein Onlineshop soll die Planung, Bereitstellung und Abrechnung vollständig automatisieren (Abbildung 2).
Warum dies alles nicht schon für die Private Cloud einführen? Kosten? Ja, dies alles ist ein nicht unerheblicher Invest. Aber einer in die Zukunft, in die Skills der eigenen Mitarbeiter und in den Toolsets zur Bereitstellung und dynamischen Verrechnung von IT Infrastruktur Services (IaaS).

Banken und Versicherungen sind an dieser Stelle die Vorreiter. Für die in größeren Zeitabständen zu rechnenden Simulationen müssen die teuren IT-Ressourcen nicht mehr intern vorgehalten werden, sondern werden temporär auch extern abgerufen.

Abb. 2: Ein Beispiel für eine Konfigurationsseite. Quelle: http://www.swisscom-cloud-computing.ch/de/konfigurator
Foto: Swisscom

Eine besondere Herausforderung wird damit für die IT-Organisation lösbar. Mit den aus dem ITSM-Tool verfügbaren Daten können Business-Fragestellungen im Bereich der IT-Ressourcennutzung mit den Kennzahlen zu Kosten, Systemauslastung, Performance und Nutzungsintensität beantwortet und aufgezeigt werden, in welchem Verhältnis diese zueinander stehen.

Die IT-Organisation kann die Potentiale agiler IT darstellen und sich, den Wertbeitrag fördernd, als IT-Broker etablieren. Ohne ein am Best Practice orientiertes IT-Servicemanagement wird es nicht funktionieren.
Best Practice, zum Beispiel nach ITIL, ist wichtige Voraussetzung für die notwendige IT-Fabrik, die Private Cloud Ressourcen dynamisch provisioniert.
Die Automatisierung erfolgt über ITSM-Prozesse als strukturierte Sätze an wiederholbaren Aktivitäten, mit deren Hilfe bestimmte Ziele erreicht werden.

IDC-Studie "Hybrid Cloud in Deutschland 2014"
IDC-Analyse über Cloud Computing
Für die Studie „Hybrid Cloud in Deutschland 2014“ hat der Marktforscher IDC IT-Chefs aus rund 200 Unternehmen befragt.
Kostensenken wird wichtiger
Als eine der wichtigsten Anforderungen an die IT gilt das Senken von Kosten. 48 Prozent der Befragten nennen diesen Punkt, in der Vorjahresstudie waren es mit 38 Prozent deutlich weniger. IDC spricht denn auch vom „zunehmenden Druck auf die IT-Budgets“.
Status Quo der Cloud-Nutzung
Nach den Zahlen der Studie nutzt gut jedes vierte Unternehmen (27 Prozent) Cloud Services, weitere 18 Prozent führen sie im Moment ein. 19 Prozent schließen die Cloud-Nutzung aus oder haben sich mit dem Thema noch nicht beschäftigt.
Externe Herausforderungen
Größte externe Herausforderungen beim Management einer hybriden Cloud sind Fragen der Sicherheit (65 Prozent) und Compliance (41 Prozent).
Interne Herausforderungen
Als größte interne Herausforderungen betrachten die IT-Chefs das Anpassen der Geschäftsprozesse (36 Prozent) und die steigende Komplexität der IT-Umgebungen (35 Prozent) sowie die aufwändige Integration der hauseigenen IT-Umgebung an die Cloud-Services (32 Prozent).
Software-Defined Datacenter
Als Brücke zwischen interner (physischer und virtualisierter) IT-Umgebung und externen Hosted oder Public Cloud Services sieht IDC ein Software-definiertes Datencenter (SDDC). Darin bündeln und automatisieren gekoppelte Software-Komponenten das Rechenzentrums-Provisioning.

IT-Organisation muss sich positionieren

Die IT-Organisation muss sich entscheiden, ob sie Manufaktur oder Industrie sein will - oder muss. Beides gleichzeitig sein zu wollen wird nicht funktionieren. Erfolg kann nur im Nischen- oder Massenmarkt groß sein. Der eigene absolute Marktanteil soll also entweder sehr klein oder sehr groß sein. Der Kompromiss "zwischen den Stühlen" wirkt sich negativ aus. Der Druck auf die IT-Organisation über die Schatten-IT im Unternehmen, die einen benutzergetrieben Innovationscharacter hat, und die Versuchungen durch die alltäglich verfügbaren externen Cloud-Dienste werden noch stärker werden.

Skill Management - Menschen und Kompetenzen

Die Veränderungen, die sich für das ITSM durch das Cloud Computing ergeben, werden besonders bei der Betrachtung von Rollen, Verantwortlichkeiten und Kompetenzen deutlich. So zeigt die betriebswirtschaftliche Perspektive, dass das Cloud Computing den Wandel von der klassischen Eins-zu-eins-Beziehung zwischen Kunde und IT-Dienstleister hin zu einem One-to-many-Modell mit sich bringt. Auch die interne IT-Organisation befindet sich damit mitten in der Entwicklung hin zu einer wertschöpfungskettenorientierten Dienstleistungserbringung.

Das Cloud-Service-Management ist im Gegensatz zu etablierten Ansätzen wie in ITIL nutzerzentriert, da die Serviceerbringung interaktiv mit dem Serviceabnehmer stattfindet. Es beschreibt daher nicht den Lebenszyklus von IT-Services, sondern stellt den Nutzungszyklus aus der Perspektive des Cloud-Service-Nutzers dar.
Es gilt, die für diese Marktplattform geeigneten, agilen Skills zu identifizieren und zu entwickeln. Die Hauptaufgabe wird es dabei sein, Kunden mit Anbietern und Beratern - als qualifizierten Beistand - in Kontakt zu bringen.

IT(SM)-Fabrik

Die IT(SM)-Fabrik muss funktionieren - auch wenn sie, wie viele etablierte IT-Serviceprozesse, selbst zur Commodity werden könnte. Voraussetzungen für das Funktionieren des IT-Bereitstellungsmodells "Cloud" sind Anpassungen beziehungsweise Erweiterungen an den vorherrschenden Methoden und Standards des ITSM.

Lernen aus der Private Cloud heißt Orchestrator der IT-Fabrik sein

Es gilt also, eine zunächste auf die Private Cloud fokussierte IT-Fabrik zu steuern und so zu lernen, wie die diese Steuerungsfähigkeit dann auf eine Cloudnutzung erweitert werden kann (Abbildung 3). Ob das funktioniert, hängt wesentlich vom technischen Reifegrad der IT(SM)-Organisation ab.

Abb. 3: Hybridmodell "on premise - off premise"
Foto: Axel Springer SE

Die Fachbereiche als Kunden der Private Cloud müssen sich an dieser Stelle von der Vorstellung ihrer Hoheit über Technologien und Standardprozesse verabschieden - diese sind schon lange IT-Commodity. KnowHow in Sachen Privacy, Security, Compliance und Betriebsverfassungsgesetz ist aufzubauen, um den konformen Einsatz für das Unternehmen zu gewährleisten.
Der Anspruch an den internen und externen IT-Provider ist dabei gleich: die erbrachte Leistung an geschäftserfolgsbezogenen Parametern transparent zu machen und nutzungsabhängig zu verrechnen. Der interne IT-Broker kann dies am Beispiel der Private Cloud lernen.

Hier kann die eigene IT-Organisation wertvoller, unabhängiger Berater sein oder zumindest werden.
Die konkreten Aufgaben für die IT-Organisation sind:

Wichtige Voraussetzung dazu: Die IT-Strategie ist um Aussagen zur Nutzung von Cloud Services zu erweitern: Die Private Cloud muss strategische Infrastruktur-Plattform sein. (bw)