Jobwechsel

Länger als drei Jahre im selben Job sind kritisch

15.11.2012 von Maja Skubella
Wann ist es Zeit, den Job zu wechseln? Berater und Coaches, die sich im Netzwerks Karriereexperten.com zusammengeschlossen haben, geben Antworten.
Karriereberaterin Svenja Hofert warnt: "Ein zu langes Verharren in einer Position kann sich gerade im IT-Bereich negativ auf die eigene Karriere auswirken."
Foto: Christine Lutz

Der eine sucht nach einer interessanteren Aufgabe, der andere nach einem netteren Chef. Die Gründe für einen Jobwechsel sind so verschieden wie die Jobs. Vielen Mitarbeitern, die sich nach einem neuen Arbeitgeber umschauen, fehlt die persönliche Anerkennung, sie wollen sich weiterentwickeln. Andere Arbeitnehmer sind auch unzufrieden, trauen sich aber nicht, ihre aktuelle Stelle aufzugeben. HR-Manager und Business-Coach Volker Buhl empfiehlt, sich nach einer gewissen Zeit in einem Unternehmen zu verändern: "Dies beflügelt fachlich wie auch menschlich….." Es sei wichtig, neue Branchen, Führungsstile und Unternehmenskulturen kennen zu lernen und sich einen breiten Erfahrungsradius aufzubauen. "Ein zu langes Verharren in einer Position kann sich gerade im IT-Bereich negativ auf die eigene Karriere auswirken", warnt auch Karriereberaterin Svenja Hofert. "Mehr als drei Jahre in unveränderter Position ohne Zuwachs neuer Themen und Aufgaben sind kritisch".

Arbeitgeber
Wo wollen junge Informatiker gern arbeiten?
Die Beratung Trendence befragten 583 Young Professionals, die ein (Wirtschafts-)Informatikstudium abgeschlossen haben und eine Berufserfahrung von einem bis acht Jahren haben.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt...
...landete auf Platz 25 der attraktivsten Arbeitgeber für Informatiker.
Die Deutsche Bank..
ist hierzulande eines der Anwenderunternehmen mit den größten IT-Abteilungen. Für die Young Professionals auf Platz 24.
Uwe Dumslaff, CTO von Capgemini,..
...hat 400 offene Stellen im Jahr zu besetzen. Der IT-Dienstleister kam auf Platz 22 des Arbeitgeber-Rankings ebenso wie...
die Max Planck Gesellschaft.
Forschen steht bei jungen Informatikern hoch im Kurs.
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik,
kurz BSI ist die einzige Behörde, die es unter die attraktivsten Arbeitgeber geschafft hat. (Platz 19)
Der EADS- Konzern...
, hier im Bild der Airbus A350, landete ebenfalls auf Platz 19.
Daimler...
..stellt Autos her, die Informatiker ansprechen und teilt sich Platz 19 mit dem BSI und EADS.
Die Lufthansa...
gehört schon seit Jahren zu den beliebten Arbeitgebern, dieses Mal auf Platz 18.
Der Volkswagen Konzern,..
...hier im Bild die Autostadt in Wolfsburg, kommt bei Informatikern auf Platz 17.
Die Boston Consulting Group....
schafft es auf Platz 16 und ist einer von drei Unternehmensberatungen unter den Top 20 der attraktiven IT-Arbeitgeber.
Mit McKinsey..
folgt die nächste Unternehmensberatung auf Platz 15.
Die Deutsche Telekom..
..und Deutschlands größter IT-Dienstleister T-Systems kommen auf Platz 14. Aktuell hat der Konzern mehr als 100 offene Stellen zu besetzen.
Claudia Eckert, Leiterin des Fraunhofer Aisec..
...kann sich freuen: Die Fraunhofer Gesellschaft ist auf Platz 13 gelandet und damit die Forschungsinstitution, die am besten platziert ist.
Accenture...
..ist auf Rang 12 die beliebteste IT-Beratung für junge Informatiker.
Der Bosch-Konzern...
nicht nur bekannt für Bohrmaschinen, sondern einer der größten Automobilzulieferer hat es auf Rang 11 geschafft.
Porsche,
...ebenfalls auf Platz 9, ist einer von drei Autobauern unter den Top Ten. Attraktive Produkte strahlen auf das Image als Arbeitgeber ab.
Siemens
war noch vor zehn Jahren der beliebteste Arbeitgeber für Informatiker, heute kommt Deutshclands größter Konzern nur noch auf Rang 7.
Audi..
...auf Platz 6 ist nicht nur unter jungen Informatikern beliebt, sondern auch unter Young Professionals anderer Fachrichtugnen, die den Ingolstädter Konzern sogar auf den zweiten Rang wählten.
SAP..
...hier im Bild Aufsichtsratschef Hasso Plattner und Co-CEO Jim Hagemann Snabe, hat es auf den 5. Platz geschafft.
Apple...
..hat attraktive Produkte und kommt darum auf Rang vier. Mit Informationen zu Bewerbung, offenen Stellen oder Karriere hält sich der Konzern aber zurück.
Mit BMW..
auf Rang 2 schaffte es erstmals ein Autobauer unter die Top 3 der IT-Arbeitgeber. Für Projekte wie Connected Drive suchen die München jede Menge IT-Experten, im ganzen Konzern sind derzeit etwa 130 IT-Positionen zu besetzen.
Und der Sieger ist..
...einmal wieder und mit großem Abstand Google. Im Münchner Büro arbeiten etwa 130 Technikspezialisten für den Internet-Konzern, der seinen Mitarbeiter ...
..kostenloses Essen anbietet.
Davon machen die Googler gern Gebrauch, so dass sie im Schnitt sieben Pfund, manchmal auch sieben Kilo zunehmen.

Wer zu lange festhält, wird öfter mit dem unfreiwilligen Wechsel konfrontiert. Unternehmensbereiche werden ausgegliedert oder geschlossen. "Die erzwungene Kündigung nach langer Zugehörigkeit stürzen viele Angestellte in ein Trauma, da sie dies als Demütigung empfinden", sagt Ina Lange. Die Outplacement-Beraterin muss ihre Kunden immer an die vorhandenen Fähigkeiten erinnern und motivieren, einen Neubeginn zu starten. Letzterer gestaltet sich umso schwieriger, je länger ein Mitarbeiter in einem Unternehmen war und je weniger sich seine Aufgaben verändert haben. "In der IT kommt hinzu, dass Angestellte mit vielen Jahren im selben Betrieb oft sehr spezialisiert oder aber nicht mehr auf der Höhe der technologischen Entwicklung sind", gibt Svenja Hofert zu bedenken.

50plus oder Teilzeit: Schwerer Jobwechsel

Am häufigsten wechseln Fachkräfte freiwillig die Stelle, wenn sie zwischen 20 und 40 Jahre alt sind. Als ungeschriebenes Gesetz gilt, dass mit einem Alter von 50 Jahren die Schallgrenze für einen Jobwechsel erreicht ist. Im Zuge der demografischen Entwicklung ist eine Trendwende abzusehen. Bewerber über 50 sind dann gefragt, wenn sie sehr gute methodische und kommunikative Kompetenzen haben wie erfahrene Projekt-Manager. Ältere Systemadministratoren haben dagegen nur eine geringe Auswahl. Einen Wechsel von erfahrenen Fachkräften behindern zudem die hohen Gehaltserwartungen.

Nicht das Gehalt, sondern das Arbeitszeitmodell erschwert vielen Frauen, die Familie und Beruf vereinbaren wollen, den Jobwechsel: Für sie ist es schwierig, eine (neue) Teilzeitstelle zu finden. "Allerdings werden 80-Prozent-Stellen und Home Office in der IT aufgrund der oft virtuellen Teamarbeit öfter toleriert als in anderen Branchen", sagt Hofert.

Den Wechsel planen, ein Zwischenzeugnis einfordern

Anwältin Anja Gerber-Oehlmann rät: "Kümmern Sie sich rechtzeitig vor dem Stellenwechsel um ein Zwischenzeugnis."
Foto: Privat

In den Augen von Anja Gerber-Oehlmann sollte ein Jobwechsel gut geplant sein. Dazu gehört für die Anwältin, sich rechtzeitig um ein qualifizierte Zeugnis zu kümmern und sich bei dessen Formulierung mit einzubringen. Demnach sollte man sich nach zwei bis drei Jahren oder bei einem internen Jobwechsel ein Zwischenzeugnis erstellen lassen. Mit diesem könne man sich dann bewerben, was aus ungekündigter Position auch besser gelinge als nach einer Kündigung. Oft wüssten Vorgesetzte und Personal-Manager allerdings nicht, welche Tätigkeiten zum Alltagsgeschäft gehörten. Die meisten Chefs seien darum dankbar, wenn ihr Mitarbeiter seine Aufgabengebiete und Erfolge für das Zeugnis vorformuliert. Wichtig sei hierbei, die Verantwortung detailliert zu beschreiben.

jobwechsel
Mehr Mobilität?
Überdenken Sie Ihre Flexibilität. Längere Anfahrtswege oder geringeres Gehalt können trotzdem zielführend sein.
Keine Katastrophe
Ist die Kündigung bereits ausgesprochen, bewahren Sie die Ruhe.
Der Flurfunk
Reagieren Sie möglichst frühzeitig auf die Zeichen des Marktes. Nehmen Sie die Gerüchteküche ernst. Agieren Sie selbst.
Absichern?
Verlassen Sie sich nicht auf vermeintliche Sicherheiten. Manch einer steht schneller auf der Straße, als er meint.
Haltung bewahren
Hängen Sie Ihren Frust nicht an die große Glocke – weder vor noch nach einer Kündigung.
Außen vor
Informieren Sie Kollegen oder gar den Vorgesetzten auf keinen Fall zu früh, denn von da an sind Sie von allen wichtigen Informationen abgeschnitten.
Präsenz zeigen
Stellen Sie Ihr Profil in die relevanten Online-Portale ein. Tun Sie dies frühzeitig. Erste Erfolge zeigen sich frühestens nach vier bis sechs Monaten.
Externe Unterstützung
Nehmen Sie Kontakt mit ausgewählten Personalberatern Ihrer Branche auf. Signalisieren Sie Ihr Interesse an neuen Herausforderungen in allen relevanten Netzwerken, aber werden Sie nicht zu deutlich, ehe die Kündigung tatsächlich ausgesprochen ist.
Profilieren Sie sich
Wenn noch nicht absehbar ist, ob und wann Sie wechseln werden, nutzen Sie bereits die Zeit, um sich zunächst im eigenen Haus zu profilieren. Beteiligen Sie sich an Projekten, die für die Zukunft relevant sind, schlagen Sie sinnvolle Sparmöglichkeiten vor. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Engagement auch extern publik wird. Netzwerke und Arbeitskreise bieten dafür gute Möglichkeiten.
Eine gute Bewerbung
... ist immer noch sehr wichtig. Überarbeiten und vervollständigen Sie Ihre Bewerbungsunterlagen.
Eigenwerbung stinkt?
Das war einmal. Kümmern Sie sich um Ihr Selbstmarketing. Erarbeiten Sie Ihr eigenes Stärkenprofil. Besonders in der Krise geht es um Effizienz. Im Bewerbungsgespräch müssen Sie kurz und knapp darlegen können, worin Ihre Stärken liegen. Unterstützung bieten Karriereberater.
Bereit sein
Besorgen Sie sich ein Zwischenzeugnis.
Ups, zu spät ...
Wenn Sie selbst gehen, bereiten Sie die Trennung sorgfältig vor. Beachten Sie die Fristen.
Viele Wege führen zum neuen Job
Nutzen Sie alle Bewerbungswege: Print, online, persönlich.
Hilfreich: ein langer Atem
Befassen Sie sich mit der Psychologie des Vorstellungsgespräches, und zwar nicht nur in der ersten Runde.
Falsche Kompromisse?
Bei potenziellen Stellenangeboten: Bleiben Sie kritisch, sich selbst und Ihrem Können gegenüber – aber auch dem suchenden Unternehmen.
Im Guten trennen
Ist die Entscheidung zum Wechsel gefallen, nutzen Sie auch Ihren Abgang zur Profilierung.
Es ist soweit
Wenn Sie dann tatsächlich gehen: Hinterlassen Sie einen bestellten Acker.
Neu ankommen
Agieren Sie im neuen Unternehmen besonnen. Lernen Sie, hören Sie gut zu.
Los gehts!
Nehmen Sie die eigenen Gefühle ernst – auch wenn sie negativ sind. Bei Zweifeln: Starten Sie neu!