Commerzbank-Studie

Krise fördert Veränderungsbereitschaft

23.04.2010 von Joachim Hackmann
Etwa ein Drittel der mittelständischen Unternehmen hat die Wirtschaftsflaute zur Neuausrichtung der Unternehmensstrategie genutzt.

62 Prozent der mittelständischen Unternehmen sehen in der Krise keinen Anlass, ihre strategische Ausrichtung auf den Prüfstand zu stellen. Für sie ist die derzeit noch andauernde wirtschaftliche Schieflage lediglich konjunkturell bedingt; dass darüber hinaus größere strukturelle Aufgaben zu bewältigen sein könnten, wird nicht erwartet. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie der Commerzbank-Initiative "UnternehmerPerspektiven" mit dem Titel "Mittelstand in der Krise - Umsteuern für den Aufschwung?". Für die Studie befragte TNS Infratest von November 2009 bis Januar 2010 bundesweit über 4.000 mittelständische Unternehmer aus unterschiedlichen Branchen.

Profitabilität vor Wachstum

Kostenmanagement ist das Mittel der Wahl für den kommenden Aufschwung: 41 Prozent aller mittel-ständischen Unternehmen wollen nach der Krise verstärkt auf ihre Profitabilität achten. Dabei werden für knapp die Hälfte der Unternehmen Kostensenkungen bei Zulieferern wichtiger als vorher. Ein zweiter Trend ist, die Geschäfte langfristig auf möglichst gesicherte Grundlagen zu stellen: 40 Prozent der Unternehmen wollen zukünftig enger mit anderen Unternehmen kooperieren; 33 Prozent ihre Umsätze durch langfristige Liefer- und Zulieferverträge absichern. Wachstumsstrategien treten hinter Absicherung und Konsolidierung deutlich zurück.

38 Prozent der befragten Unternehmen geben an, dass sie im Zuge der Wirtschaftskrise ihre strategische Ausrichtung grundlegend oder zumindest in wesentlichen Eckpunkten verändert haben beziehungsweise verändern werden. Diese Veränderungen seien oftmals auf strukturelle Herausforderungen zurückzuführen: 53 Prozent der Unternehmen, die einen Strategiewechsel vollziehen oder vollzogen haben, aber nur 22 Prozent der Unternehmen ohne weit reichende strategische Umstellung haben durch die Wirtschaftskrise Schwachstellen im eigenen Haus entdeckt.

Die strategiebewussten Betriebe setzen in Fragen der Geschäftsausrichtung oder im Personalwesen keine grundsätzlich anderen Schwerpunkte, gehen die anstehenden Aufgaben jedoch wesentlich konsequenter an als Firmen, die nicht umsteuern. Bei der Marktbearbeitung nehmen diese Unternehmen eindeutig Kurs auf Wachstum: Sie setzen auf neue Produkte, Diversifikation ihrer Produkt- und Servicepalette und wollen ihren Vertrieb stärken, um neue Kunden zu gewinnen. Insbesondere Betriebe aus den technologiestarken Branchen Chemie und Pharma, Maschinenbau, IT und Telekommunikation sowie exportierende Unternehmen zeigten sich veränderungsbereit.

Aufschwung durch Innovation und Export

Der Mittelstand kennt seine Stärken und baut auch in Zukunft darauf: Trotz zurückliegender Einbrüche sollen Forschung und Entwicklung sowie das Exportgeschäft weiter vorangetrieben werden. So gibt jedes dritte forschende Unternehmen an, dass die Bedeutung von Forschung und Entwicklung zunehme. Darüber hinaus wollen immerhin neun Prozent der Unternehmen, die bisher gar nicht forschen und entwickeln, nach der Krise erstmals in Forschungsaktivitäten investieren. Auch der Export solle keinesfalls eingeschränkt, sondern vielmehr intensiviert werden. 42 Prozent der exportierenden Unternehmen möchten den Export innerhalb, 32 Prozent außerhalb Europas ausbauen. Jedes fünfte Unternehmen plane den Aufbau eigener Niederlassungen im Ausland. Zudem möchte ein gutes Viertel der exportierenden Unternehmen seine Geschäfte auch im eigenen Land verstärken. (jha)