Sparen durch die Cloud-Migration

Kostenfaktoren in der Cloud

31.05.2012 von John Young
Lassen sich mit einer Cloud-Migration IT-Kosten senken? Die Antwort lautet: In vielen Fällen ja!
Foto: Sergej Khackimullin - Fotolia.com

Die wesentlichen Parameter, die das Kosten-Nutzen-Verhältnis eines Cloud-Konzepts beeinflussen, sind für private und öffentliche Installationen gleichermaßen gültig. Cloud-Umgebungen erhöhen die Auslastung der Hardware und machen sich Skaleneffekte durch gemeinsam verwendete Plattformen zunutze. Außerdem ersetzen sie die Vielfalt in den IT-Umgebungen durch Standards.

Bessere Hardwareauslastung

In Projekten beobachten unsere Beratungspartner immer wieder, dass Server durchschnittlich nur zu 15 Prozent ausgelastet werden. Die teuer erworbene Technik läuft den Großteil der Zeit, ohne einen greifbaren Nutzen zu schaffen. Service-Provider machen es besser. Sie gehen grundsätzlich von einer Auslastung von 70 Prozent oder mehr aus. Realisiert wird dieser hohe Auslastungsgrad durch den breiten Einsatz von (standardisierten) virtualisierten Betriebssystem-Instanzen.

Konsequent vermeiden sie technische Sonderwünsche und Insellösungen, denn sie vermindern den Auslastungsgrad. Angenommen, ein Anwenderunternehmen könnte die Auslastung seiner Systeme auf 30 Prozent verdoppeln, so würde es trotzdem weit abgeschlagen unter dem Niveau eines Providers liegen.

Höhere Skaleneffekte

Mit Ressourcenpools aus Server-Farmen, Storage-Netzen, Anwendungssystemen und geschulten Mitarbeitern schaffen Dienstleister die Grundlage dafür, Services kosteneffektiv anzubieten. Sie erreichen dies durch die konsequente Automatisierung von operativen Vorgängen. Im Vergleich zum Inhouse-Betrieb betreuen die Mitarbeiter eines Service-Providers durchschnittlich zehnmal mehr Server. Der hausinterne Betrieb ist vergleichsweise unwirtschaftlich, fast immer profitieren Unternehmen durch die Auslagerung in ein virtualisiertes Rechenzentrum.

Vorteile der Public Cloud
Vorteile der Public Cloud
Eine Fraunhofer-Studie zu Cloud Computing beschreibt die Vorteile von Public-Cloud-Diensten.
Vorteil 1:
Betrieb und Wartung von IT-Ressourcen entfallen, was zu sinkenden Personalkosten führt.
Vorteil 2:
Keine Investitionskosten für Server-Hardware.
Vorteil 3:
Keine Investition in Überkapazitäten für Lastspitzen.
Vorteil 4:
Die Systeme sind bei schwer kalkulierbarem Nutzungsverhalten flexibel skalierbar. Das ist nicht nur für Start-ups eine Hilfe.
Vorteil 5:
Zahlung auf Basis des tatsächlichen Verbrauchs.
Vorteil 6:
Konzentration auf das Kerngeschäft.
Vorteil 7:
Professionelles Sicherheits-Management durch den Anbieter und die "Weisheit der vielen".
Vorteil 8:
Upgrades werden vom Anbieter installiert.

Bereitschaft zu Standards

Mit der Automatisierung von operativen Aufgaben muss auch die Zahl der Applikationen reduziert und die Anwendungslandschaft standardisiert werden. Erfahrungsgemäß fällt das vielen Unternehmen schwer, denn die Anwender müssen sich auf neue Umgebungen einstellen. Doch die Standardisierung ist eine wichtige Voraussetzung für die Migration in die Wolke.

Am Anfang steht die Analyse

Im Regelfall stehen Unternehmen am Anfang ihres Wegs in die Cloud zunächst vor einer Vielfalt von Anwendungen, Datenbeständen und Geschäftsprozessen, die schwer zu durchdringen ist. Ohne eine strukturierte Vorgehensweise wird eine erste Cloud-Initiative Schiffbruch erleiden, daher empfiehlt sich zunächst eine gründliche Analyse der Ausgangslage. Danach lassen sich folgende zwei Fragen beantworten: Welche Services sind für die Wolke geeignet und leisten somit einen Beitrag zur Kostensenkung durch die Wolke? Welche Cloud-Varianten kommen für welche Services in Frage, um Kosten optimal zu senken? Mit den Ergebnissen dieser Analyse lassen sich Cloud-Projekte zielorientiert ausrichten.

Praxisbeispiel in der Cloud

Das Beispiel eines Konzerns aus der Medienbranche soll das Vorgehen illustrieren. Das Unternehmen betreibt mehr als 15 B2B-Informationsdienste, elektronische Datenbanken und veröffentlicht diverse Publikationen. Es ist in mehreren Geschäftseinheiten organisiert. Sein Alleinstellungsmerkmal ist es, zeitkritische Preis-, Produkt- und Technikinformationen zu liefern.

Die Ausgangslage

Nach zehn Jahren Wachstum, Akquisitionen und Produkterweiterungen hatte sich eine dezentrale, ineffiziente IT-Infrastruktur ausgeprägt. Durch geerbte Serviceverträge sah sich der Konzern nicht in der Lage, Skaleneffekte zu nutzen. Die Situation verschärfte sich dadurch, dass die Anforderungen der Fachbereiche an Flexibilität und Reaktionsschnelligkeit stiegen.

Der Weg in die Cloud erschien vor diesem Hintergrund als probates Mittel, um Kosten zu sparen, die Services zu verbessern und die Reaktionsschnelligkeit zu steigern. Für die Wahl des passenden Konzepts konzentrierte sich das Unternehmen auf die folgenden Fragen:

  1. Welche Anwendungen sind geeignete Kandidaten für die Cloud?

  2. Welche Anbieter kommen in Frage?

  3. Wann soll die Migration beginnen?

Das Vorgehen

Das Projektteam erarbeitete einen detaillierten Migrationsplan, der unter anderem die Übergabe der Betriebsverantwortung an die Provider umfasste. In Workshops mit Vertretern der verschiedenen Geschäftseinheiten wurden die Hosting-Anforderungen der diversen IT-Services untersucht und analysiert. Für jede Anwendung wurde ein Cloud-Risikoprofil mit folgenden Punkten erstellt:

Zusätzlich wurden Transaktionsmengen, Sicherheitsrisiken, Forderungen der zuständigen Aufsicht und Service-Levels berücksichtigt. Das Ergebnis war eine Hosting-Empfehlung sowie eine Kosten- und Risikoeinschätzung für jede Anwendung. Auf Basis der definierten Ziele - vorrangig Kostensenkung, aber auch Zuverlässigkeit, Flexibilität und Skalierbarkeit - wurde folgende Empfehlung ausgesprochen:

Mittels einer strukturierten Ausschreibung wurden zunächst zwei Finalisten ermittelt, in iterativen Preisverhandlungen fiel schließlich die endgültige Auswahl. Ergebnis war eine einheitliche Sourcing-Strategie aus einer Hand für die globalen Anwendungen. Das Unternehmen entschied sich, einen Provider mit dem Betrieb all seiner Infrastrukturdienste in Form von Managed Services zu beauftragen. Der Anbieter entwickelte für das Unternehmen schließlich einen Mix aus Private- und Public-Cloud-Services.

Tools für die Cloud-Daten
Tools für die Cloud-Daten
Für die meisten Anwender ist der Einsatz von Cloud-Speicher wie Dropbox oder die Verwendung von Google Docs bereits ein fester Bestandteil ihrer Arbeit. Wir stellen Tools vor, die diese Arbeit erleichtern und verbessern können.
Die Installation startet sofort:
Wer die Software für Google Cloud Connect verwenden will, bekommt sie nach dem „Abnicken“ der Nutzungsbedingung direkt auf seinem System installiert – eine weitere Auswahl steht leider nicht zur Verfügung.
Augenfällige Veränderung:
Nach der Installation der Google-Software zeigt sich ein Plugin in den Anwendungen von Microsoft Office.
Warnung von der Online-Anwendung:
Die Google Webseite kann nicht verifizieren, dass es sich bei der Anwendung wirklich um Google Cloud Connect handelt.
Eine wenig befriedigende Erläuterung:
Hier wird eine Softwarebibliothek auf das System installiert, die von der Anwendung BoxCryptor benötigt wird. Welchem Zweck sie (erlaubt leichtere Einbindung Dateisystem-Treiber – entspricht der Fuse-Library unter Linux) dient, muss der Anwender selbst herausfinden.
BoxCryptor steht auch auf Android- und iOS zur Verfügung:
Der Hinweis auf ein Backup der Konfigurationsdatei ist gut und kommt zum rechten Zeitpunkt bei Abschluss der Installation.
Die Oberfläche von BoxCryptor:
Sie bietet insgesamt nicht allzu viele Einstellmöglichkeiten, da der Einsatz mehrerer verschlüsselter Container erst in der kostenpflichtigen Version möglich ist.
Gut, wenn der Anwender weiß, was auf seinem PC installiert ist:
Die Software SecretSync benötigt Java, damit sie richtig arbeiten kann.
Ein wichtiger Hinweis:
Im Gegensatz zur Lösung BoxCryptor wird der Ordner von SecretSync nicht immer Dropbox-Ordner angelegt – die Lösung verschlüsselt die Dateien und synchronisiert sie dann in den Ordner hinein.
Eher unauffällig:
Die Anwendung SecretSync benötigt keine aufwändige Oberfläche und ist im Prinzip nur durch die Links im Startmenü und/oder auf dem Desktop sichtbar.
Verschlüsselte Dateien auch über die Plattform-Grenzen hinweg:
Der Client von SecretSync arbeitet auch unter MacOS X in der gleichen unauffälligen Weise wie auf den Windows-Systemen.
Jeden Speicherplatz im Internet direkt im Windows-Explorer einbinden:
Mit dem Gladinet Cloud Desktop ist das ziemlich einfach möglich. So verliert selbst die Einbindung des Windows Live Skydrive ihre Schrecken.
Vielfältige Möglichkeiten:
Fast alle großen Provider von Cloud-Space stehen vorkonfiguriert zur Verfügung, aber auch die Anbindung eigner FTP-Server ist beispielsweise möglich.
Umfangreiche Konfigurationseinstellungen und die zukünftige Anbindung an den eigenen Cloud-Bereich des Herstellers:
Schon die freie Version des Cloud Desktop bietet viele Möglichkeiten.
Wer Linux-Erfahrung und die nötige Geduld besitzt, der kann mit dieser Software seine eigene Cloud-Installation aufbauen:
ownCloud kann sowohl auf gemieteten Web-Space als auch direkt auf einem eigenen Server betrieben werden.
Das können viele andere Cloud-Tools nicht:
Das Projekt „ownCloud“ bietet nicht nur viele Möglichkeiten bei der Konfiguration sondern eine – wenn auch noch nicht komplette – Unterstützung der deutschen Sprache an.
Einfache Oberfläche und schnelle Konfiguration:
Mit der Software BDrive ist ohne viel Umstände möglich, schnell und einfach einen eigenen Cloud-Server aufzusetzen.
Der BDrive-Server auf einem System unter MacOS X Snow Leopard:
Kaum Unterschied zur Windows-Version und genauso einfache Installation und Konfiguration. Das Passwort für den Zugriff sollte man aber auf jedem Fall explizit setzen.
Die eigene „BDrive-Cloud“ von der Client-Seite aus:
Die Software BDrive Classic steht im Android Market kostenlos bereit und kann problemlos sowohl auf den Server auf dem Windows- als auch auf den Server auf dem MacOS zugreifen.
Die Verzeichnisse stehen direkt auf dem Android-System (hier unter Android 2.2) zur Verfügung:
Auch der Zugriff auf die Dateien klappt problemlos.

Das Ergebnis

Unterm Strich wurden die jährlichen Hosting-Kosten halbiert. Zudem kann der Konzern nun auf Basis seiner skalierbaren Cloud-Services schnell und flexibel auf spontane Geschäftsanforderungen reagieren.

Ausblick

Dem breiten Einsatz von Public-Cloud-Lösungen, die die größten Kosteneinsparungen versprechen, stehen neben Datenschutzbedenken auch fehlende Industriestandards im Weg. Die aktuellen Cloud-Angebote sind daher unter Kostenaspekten schwer vergleichbar. Das Cloud Services Measurement Initiative Consortium (CSMIC, http://www.cloudcommons.com/sk/web/csmic/home) versucht hier Abhilfe zu schaffen. Ein Service Measurement Index (SMI) soll Cloud-Dienste vergleichbar machen.

Um die teils signifikanten Sparmöglichkeiten in der Cloud auszuschöpfen, ist zudem ein technisches Umdenken erforderlich. Anwendungen müssen stärker unter Aspekten wie Service-oriented Architecture (SOA), Browser-Frontends und Lauffähigkeit in einer virtuellen Umgebung entwickelt werden.

Fazit

Der Einsatz von Cloud-Computing-Angeboten und verwandten Techniken kann sehr wohl Kosten sparen. Die wesentlichen Hebel dafür sind die erhöhte Auslastung der Hardware, Skaleneffekte und Standardisierung. Voraussetzung ist, die richtigen Services für die Migration in die Cloud auszuwählen, und die Bereitschaft, sich auf Standardisierung in der Anwendungsnutzung sowie auf einen Paradigmenwechsel in der Entwicklung einzulassen. Das größte Potenzial versprechen Public-Cloud-Dienste, doch auch mit Auslagerungsprojekten können Kunden sparen, denn nach Einschätzung der Beratungspartner der ISG werden in Zukunft etwa 50 Prozent der neuen Outsourcing-Verträge Cloud-Komponenten enthalten. (jha)