Die wesentlichen Parameter, die das Kosten-Nutzen-Verhältnis eines Cloud-Konzepts beeinflussen, sind für private und öffentliche Installationen gleichermaßen gültig. Cloud-Umgebungen erhöhen die Auslastung der Hardware und machen sich Skaleneffekte durch gemeinsam verwendete Plattformen zunutze. Außerdem ersetzen sie die Vielfalt in den IT-Umgebungen durch Standards.
Bessere Hardwareauslastung
In Projekten beobachten unsere Beratungspartner immer wieder, dass Server durchschnittlich nur zu 15 Prozent ausgelastet werden. Die teuer erworbene Technik läuft den Großteil der Zeit, ohne einen greifbaren Nutzen zu schaffen. Service-Provider machen es besser. Sie gehen grundsätzlich von einer Auslastung von 70 Prozent oder mehr aus. Realisiert wird dieser hohe Auslastungsgrad durch den breiten Einsatz von (standardisierten) virtualisierten Betriebssystem-Instanzen.
Konsequent vermeiden sie technische Sonderwünsche und Insellösungen, denn sie vermindern den Auslastungsgrad. Angenommen, ein Anwenderunternehmen könnte die Auslastung seiner Systeme auf 30 Prozent verdoppeln, so würde es trotzdem weit abgeschlagen unter dem Niveau eines Providers liegen.
Höhere Skaleneffekte
Mit Ressourcenpools aus Server-Farmen, Storage-Netzen, Anwendungssystemen und geschulten Mitarbeitern schaffen Dienstleister die Grundlage dafür, Services kosteneffektiv anzubieten. Sie erreichen dies durch die konsequente Automatisierung von operativen Vorgängen. Im Vergleich zum Inhouse-Betrieb betreuen die Mitarbeiter eines Service-Providers durchschnittlich zehnmal mehr Server. Der hausinterne Betrieb ist vergleichsweise unwirtschaftlich, fast immer profitieren Unternehmen durch die Auslagerung in ein virtualisiertes Rechenzentrum.
Bereitschaft zu Standards
Mit der Automatisierung von operativen Aufgaben muss auch die Zahl der Applikationen reduziert und die Anwendungslandschaft standardisiert werden. Erfahrungsgemäß fällt das vielen Unternehmen schwer, denn die Anwender müssen sich auf neue Umgebungen einstellen. Doch die Standardisierung ist eine wichtige Voraussetzung für die Migration in die Wolke.
Am Anfang steht die Analyse
Im Regelfall stehen Unternehmen am Anfang ihres Wegs in die Cloud zunächst vor einer Vielfalt von Anwendungen, Datenbeständen und Geschäftsprozessen, die schwer zu durchdringen ist. Ohne eine strukturierte Vorgehensweise wird eine erste Cloud-Initiative Schiffbruch erleiden, daher empfiehlt sich zunächst eine gründliche Analyse der Ausgangslage. Danach lassen sich folgende zwei Fragen beantworten: Welche Services sind für die Wolke geeignet und leisten somit einen Beitrag zur Kostensenkung durch die Wolke? Welche Cloud-Varianten kommen für welche Services in Frage, um Kosten optimal zu senken? Mit den Ergebnissen dieser Analyse lassen sich Cloud-Projekte zielorientiert ausrichten.
Praxisbeispiel in der Cloud
Das Beispiel eines Konzerns aus der Medienbranche soll das Vorgehen illustrieren. Das Unternehmen betreibt mehr als 15 B2B-Informationsdienste, elektronische Datenbanken und veröffentlicht diverse Publikationen. Es ist in mehreren Geschäftseinheiten organisiert. Sein Alleinstellungsmerkmal ist es, zeitkritische Preis-, Produkt- und Technikinformationen zu liefern.
Die Ausgangslage
Nach zehn Jahren Wachstum, Akquisitionen und Produkterweiterungen hatte sich eine dezentrale, ineffiziente IT-Infrastruktur ausgeprägt. Durch geerbte Serviceverträge sah sich der Konzern nicht in der Lage, Skaleneffekte zu nutzen. Die Situation verschärfte sich dadurch, dass die Anforderungen der Fachbereiche an Flexibilität und Reaktionsschnelligkeit stiegen.
Der Weg in die Cloud erschien vor diesem Hintergrund als probates Mittel, um Kosten zu sparen, die Services zu verbessern und die Reaktionsschnelligkeit zu steigern. Für die Wahl des passenden Konzepts konzentrierte sich das Unternehmen auf die folgenden Fragen:
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Welche Anwendungen sind geeignete Kandidaten für die Cloud?
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Welche Anbieter kommen in Frage?
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Wann soll die Migration beginnen?
Das Vorgehen
Das Projektteam erarbeitete einen detaillierten Migrationsplan, der unter anderem die Übergabe der Betriebsverantwortung an die Provider umfasste. In Workshops mit Vertretern der verschiedenen Geschäftseinheiten wurden die Hosting-Anforderungen der diversen IT-Services untersucht und analysiert. Für jede Anwendung wurde ein Cloud-Risikoprofil mit folgenden Punkten erstellt:
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Geschäftsrisiken,
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Finanzrisiken,
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Betriebsrisiken,
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Performance-Risiken;
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Technologierisiken.
Zusätzlich wurden Transaktionsmengen, Sicherheitsrisiken, Forderungen der zuständigen Aufsicht und Service-Levels berücksichtigt. Das Ergebnis war eine Hosting-Empfehlung sowie eine Kosten- und Risikoeinschätzung für jede Anwendung. Auf Basis der definierten Ziele - vorrangig Kostensenkung, aber auch Zuverlässigkeit, Flexibilität und Skalierbarkeit - wurde folgende Empfehlung ausgesprochen:
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Migration der ausgewählten Anwendungen zu einem IaaS-Anbieter mit der Option, weitere Anwendungen zu migrieren, sobald sie Cloud-fähig werden.
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Firmenweite Konsolidierung aller Produktionsanwendungen zu einem einzigen Anbieter für jegliche Arten von Hosting-Services (Colocation, Managed Services, Private sowie Public Cloud).
Mittels einer strukturierten Ausschreibung wurden zunächst zwei Finalisten ermittelt, in iterativen Preisverhandlungen fiel schließlich die endgültige Auswahl. Ergebnis war eine einheitliche Sourcing-Strategie aus einer Hand für die globalen Anwendungen. Das Unternehmen entschied sich, einen Provider mit dem Betrieb all seiner Infrastrukturdienste in Form von Managed Services zu beauftragen. Der Anbieter entwickelte für das Unternehmen schließlich einen Mix aus Private- und Public-Cloud-Services.
Das Ergebnis
Unterm Strich wurden die jährlichen Hosting-Kosten halbiert. Zudem kann der Konzern nun auf Basis seiner skalierbaren Cloud-Services schnell und flexibel auf spontane Geschäftsanforderungen reagieren.
Ausblick
Dem breiten Einsatz von Public-Cloud-Lösungen, die die größten Kosteneinsparungen versprechen, stehen neben Datenschutzbedenken auch fehlende Industriestandards im Weg. Die aktuellen Cloud-Angebote sind daher unter Kostenaspekten schwer vergleichbar. Das Cloud Services Measurement Initiative Consortium (CSMIC, http://www.cloudcommons.com/sk/web/csmic/home) versucht hier Abhilfe zu schaffen. Ein Service Measurement Index (SMI) soll Cloud-Dienste vergleichbar machen.
Um die teils signifikanten Sparmöglichkeiten in der Cloud auszuschöpfen, ist zudem ein technisches Umdenken erforderlich. Anwendungen müssen stärker unter Aspekten wie Service-oriented Architecture (SOA), Browser-Frontends und Lauffähigkeit in einer virtuellen Umgebung entwickelt werden.
Fazit
Der Einsatz von Cloud-Computing-Angeboten und verwandten Techniken kann sehr wohl Kosten sparen. Die wesentlichen Hebel dafür sind die erhöhte Auslastung der Hardware, Skaleneffekte und Standardisierung. Voraussetzung ist, die richtigen Services für die Migration in die Cloud auszuwählen, und die Bereitschaft, sich auf Standardisierung in der Anwendungsnutzung sowie auf einen Paradigmenwechsel in der Entwicklung einzulassen. Das größte Potenzial versprechen Public-Cloud-Dienste, doch auch mit Auslagerungsprojekten können Kunden sparen, denn nach Einschätzung der Beratungspartner der ISG werden in Zukunft etwa 50 Prozent der neuen Outsourcing-Verträge Cloud-Komponenten enthalten. (jha)