Schwerpunkt Lizenz-Management

Kosten sparen und vor Strafen schützen

09.04.2008
Ein effizientes Lizenz-Management kann Kosten sparen und verhindert Strafen im Zuge von Fehllizenzierungen. Doch trotz dieser offensichtlichen Vorteile tun sich viele Unternehmen nach wie vor schwer, ihren Softwarebestand zu ordnen.

"Wer die Lizenz-Thematik falsch einschätzt, muss finanzielle Einbußen befürchten", warnt Axel Oppermann, Analyst der Experton Group. Bis zu 42 Prozent ihres IT-Budgets investierten Unternehmen im Durchschnitt in den Kauf von Software. Dazu kämen noch Aufwendungen für Wartung, Service und interne Personalkosten. Obwohl der Softwareposten den Löwenanteil der IT-Kosten ausmacht, könne kaum ein Unternehmen auf Anhieb sagen, wie viel Software es genau im Einsatz hat, kritisiert der Lizenzexperte.

Während Hardware, Fuhrpark und Mobiliar oft peinlich genau inventarisiert würden, fehle in Sachen Software oft der Durchblick. Die Gründe dafür sind nach Einschätzung Oppermanns vielfältig: Oft fehlten durchgängige Prozesse, um eine effiziente Softwareverwaltung einzuführen. Denn mit der Installation eines Vermessungs-Tools allein ist es nicht getan, warnt der Analyst. Der Abgleich mit den Verträgen sowie die Organisation der Softwarebeschaffung gehörten genauso zum Lizenz-Management. Doch dabei müssten neben der IT-Abteilung auch die Fachabteilungen und der Einkauf mitspielen. Dazu kämen die oft komplexen und häufig wechselnden Lizenzbestimmungen der Softwarehersteller sowie die Furcht vor einer Unterlizenzierung, die die IT-Verantwortlichen davon abhielten, ein Projekt für das Lizenz-Management in Angriff zu nehmen.

Geld verschwenden durch fehlende Transparenz

Die Verwaltung von Softwarelizenzen sei in der Vergangenheit oft Nebensache gewesen, bestätigt Arturo Merlo, Head of License Management bei Swisscom IT Service. Wurde eine Software benötigt, hat das Unternehmen diese einfach beschafft, berichtet der Manager, ohne zu prüfen, ob Lizenzen eventuell an anderer Stelle noch ungenutzt herumliegen. Darüber hinaus seien Wartungs- und Supportverträge oft länger bezahlt worden, als eigentlich nötig. Transparenz über Investitionen, Kosten und Vermögen habe beinahe vollständig gefehlt.

Um diese Missstände zu beheben, legte das Unternehmen ein Lizenz-Management-Projekt auf. Die Ergebnisse können sich Merlo zufolge sehen lassen. Bereits nach einer ersten Inventur und dem daraus resultierenden Abschalten nicht mehr benötigter Software sei ein zweistelliger Millionenbetrag eingespart worden. Allerdings dürften die Verantwortlichen den damit verbundenen Aufwand nicht unterschätzen. Statt der veranschlagten drei Monate habe man ein ganzes Jahr gebraucht, um den Bestand in den Lizenzverträgen in den Griff zu bekommen. "Jedes größere Unternehmen sollte sich von dem verbreiteten Glauben verabschieden, dass es nur Software von fünf Herstellern einsetzt", sagt Merlo. "Die Illusion ist schön. Die Realität aber eine ganz andere."

Hersteller zeigen sich bei Lizenzregeln kreativ

An den Problemen sind die Softwareanbieter nicht ganz unschuldig, meint Helmut Franz, Lizenzexperte und Inhaber des Lizenzcenter Softwareberatung und Lizenz-Management. "Die Kreativität der großen Softwarehersteller ist eine Last für die IT-Budgets geworden", so sein Resümee. Die Hersteller sorgten durch ständige Veränderungen ihrer Lizenzmetriken, gewandelte Produktstrategien, aber auch durch die Abkündigung von Supportleistungen schon nach relativ kurzer Zeit dafür, dass Bestandskunden ständig nach oder neu lizenzieren müssen beziehungsweise in Rechtsunsicherheit geraten. Das seit Jahren erfolgreiche Vertriebsmodell "Lizenz und Wartung" ist für die Softwareanbieter zu einem Selbstläufer geworden, der ihnen beständig und planbar Geld in die Kassen spült.

Um nicht zum Spielball der Softwarehersteller zu werden, sollten Anwenderunternehmen aktives Lizenz-Management betreiben, raten die Experten. Anregungen und Tipps, was Sie bei einem solchen Projekt beachten sollten, lesen Sie im Schwerpunkt Lizenz-Management der COMPUTERWOCHE: