Saubere Dienstwagen

Konzerne polieren ihr grünes Image auf

29.01.2010 von pte pte
Die Diskussion um klimaschonende Antriebskonzepte in der Autobranche hat nun auch bei den Flottenmanagern deutscher Großkonzerne zu einem Umdenken geführt.

Bereits mehr als ein Drittel der Einkäufer achten bei Neuanschaffungen von Dienstwagen auf die CO2-Werte. Damit scheint eine imagebezogene Wende in vielen Managementetagen eingetreten zu sein. Einer aktuellen Analyse des Marktforschers Dataforce zufolge ist der ermittelte Wert mehr als doppelt so hoch wie noch vor einigen Jahren. Das setzt heimische Autobauer unter Druck.

"Wenn sich Unternehmen plötzlich mit CO2-sparsameren Autos eindecken, passt dies in die thematische Großwetterlage. Die Frage ist hingegen, ob sich dahinter nur billiges Marketing oder tatsächlich der Anspruch zur Aufwertung der Marke verbirgt", so Thomas Otte, Inhaber des gleichnamigen Beratungsunternehmens, auf Nachfrage von pressetext. Dem Insider nach wären die Großkonzerne gut damit beraten, die Faszination der Marke nicht nur über mehr oder weniger wirksame Werbung als über die Ausrichtung eines klimakonformen Produktportfolios zu steigern. "Denn es geht um Glaubwürdigkeit", so Otte.

Die Befragung von insgesamt rund 400 Flottenmanagern kommt zu dem Ergebnis, dass es in vielen Firmen mittlerweile CO2-Vorgaben für Dienstwagen gibt. Das wird unter anderem an den Beispielen Deutsche Telekom und Siemens deutlich. Der Telekommunikationsriese will bis 2015 den durchschnittlichen Ausstoß seiner 35.500 Dienstwagen auf 110 Gramm drücken. Derzeit liegt dieser von allen Dienstfahrzeugen in der Bundesrepublik gut 40 Prozent höher. Auch Siemens strebt an, den Ausstoß der Firmenflotte im Jahr im Schnitt um zehn Gramm je Kilometer sowie den Referenzwert von heute 180 Gramm auf 120 Gramm 2015 zu drücken.

Firmenwagen
Ford Mondeo
Das obere Management fährt ihn gar nicht, das mittlere Management nimmt ihn auch eher selten. Selbst für die Service Ingenieure ist ein Ford Mondeo nur in 11,5 Prozent der Fälle eine gute Alternative. Das ergab der Gehaltsvergleich der Unternehmensberatung Interconsult, die knapp 12.000 Positionen in 105 Hightech-Firmen auswertete.
VW Passat
Während Kombis im oberen Management eher verpönt sind, sind sie bei Service-Ingenieuren und Kundendienstleitern am häufigsten im Einsatz. Mehr als jeder Vierte von ihnen fährt einen VW Passat oder Golf-Kombi.
Mercedes S-Klasse
Big ist beautiful, but expensive, Teil 1: Bei einem Listenpreis ab 73.007 Euro fahren nur 2,8 Prozent aller Geschäftsführer die größte Mercedes-Limousine.
Audi A8
Big ist beautiful, but expensive, Teil 2: Bei einem Listenpreis ab 63.300 Euro fahren nur 3,6 Prozent aller Geschäftsführer die größte Audi-Limousine.
BMW 3er-Serie
Ob Regionalverkaufsleiter, Vertriebsingenieur oder Field Application Ingenieur, alle schwören auf einen 3er BMW. Während unter diesen Berufsgruppen das 3er-Modell der beliebteste Firmenwagen ist, fahren ihn nur fünf Prozent der Geschäftsführer.
Mercedes C-Klasse
Die deutschen Autohersteller haben die Nase vorn, was das Geschäft mit Firmenwägen betrifft. Auf Platz vier des Rankings findet sich die C-Klasse von Mercedes, die fast acht Prozent der Geschäftsführer fahren. Auch bei Gesamt- und Regionalverkaufsleitern sowie Vertriebsbeauftragten findet sich dieser Mercedes unter den fünf beliebtesten Dienstwägen.
Audi A6
Der Audi A6 ist nicht nur bei Geschäftsführern (12,5 Prozent) und Vertriebschefs (15 Prozent) beliebt, sondern auch bei Regionalverkaufsleitern, die nach dem 3er BMW vor allem den zweitgrößten Audi fahren.
Mercedes E-Klasse
Auf Platz zwei des Firmenwagen-Rankings schaffte es die E-Klasse vom Mercedes, die 27,5 Prozent aller Geschäftsführer und 17,4 Prozent aller Gesamtverkaufsleiter fahren. Ähnlich wie der 5er BMW ist die E-Klasse nur den Bossen vorbehalten. Im mittleren Management oder bei Vertrieblern ohne Leitungsfunktion ist die E-Klasse nicht zu finden.
BMW 5er Serie
Auch für die Hightechindustrie gilt: Je größer der Wagen, desto höher die Stellung. Mit einem 5er BMW fahren die Geschäftsführer und Vertriebsbosse der IT- und Elektronikhersteller am liebsten vor. Jeder Dritte von ihnen bevorzugt dieses BMW-Modell.

"Wenn Siemens 250 leitenden Angestellten seit einem Jahr eine sogenannte Mobilitätszulage von 650 Euro anbietet, wenn sie komplett auf einen Dienstwagen verzichten und stattdessen den öffentlichen Nahverkehr nutzen, dann ist dies eine hübsche Idee mit Vorbildwirkung. Es bleibt aber nur ein öffentlich wirksames Lippenbekenntnis, wenn man nicht auch intern eine klimaschonende Produktion vorantreibt", meint Otte auf Nachfrage von pressetext. Aber auch der Versicherer Allianz bemüht sich um ein klimafreundliches Image. So sind schon schwere Modelle wie Geländewagen von der Dienstwagenliste gestrichen. Über Elektroautos denkt man noch nach. (pte)