Klägeranwälte: Telekom-Prozess könnte noch 20 Jahre dauern

04.04.2008
Der Schadenersatzprozess um den Börsengang der Deutschen Telekom könnte noch bis zu 20 Jahre dauern. Die Kläger sehen sich durch den Börsenprospekt betrogen, dabei geht es vor allem um die Bewertung von Immobilien und die Übernahme des US-Mobilfunkanbieters Voicestream. Der Streitwert beläuft sich auf insgesamt 80 Millionen Euro.

Der millionenschwere Schadenersatzprozess um den Börsengang der Deutschen Telekom könnte nach Einschätzung der Klägeranwälte noch 10 bis 20 Jahre dauern. Dies sei zu befürchten, wenn das Frankfurter Oberlandesgericht alle 187 strittigen Punkte abarbeitet, so Rechtsanwalt Andreas Tilp. Am kommenden Montag und damit rund sieben Jahre nach den ersten Klagen wird das Frankfurter Oberlandesgericht die mündliche Verhandlung über den dritten Börsengang der Telekom im Jahr 2000 beginnen.

Bei einer so langen Dauer sei zu befürchten, dass viele der derzeit mehr als 16.000 Kläger die Verfahren aufgeben. "Vielleicht wollte man das ja", sagte Tilp mit Blick auf das vor dem Hintergrund solcher Prozesse geschaffene Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz (KapMuG). Es habe sich "in der Praxis als untauglich und höchst problematisch erwiesen", so Rechtsanwalt Stephan Holzinger von der Kanzlei Tilp. Er hoffe auf eine Abschaffung des Gesetzes und eine neue Regelung durch die Europäische Union.

Nach Auffassung der Anwälte hat das Gericht aber auch die Möglichkeit, nur einzelne Punkte zu untersuchen und den damaligen Börsenprospekt als insgesamt fehlerhaft einzustufen. Allerdings würden auch dann noch mehrere Jahre vergehen, bis Schadenersatz gezahlt werden könne.

Das Frankfurter Oberlandesgericht wird von diesem Montag an in einer mündlichen Verhandlung die einzelnen Rechtsfragen prüfen, die das Landgericht als erste Instanz zuvor formuliert hatte. Am 14. April soll auch der frühere Telekom-Chef Ron Sommer als Zeuge gehört werden. Die Kläger sehen sich durch den Börsenprospekt betrogen. Konkret geht es um die Bewertung der Telekom-Immobilien und um die Frage, ob die milliardenteure Übernahme des US-Handybetreibers Voicestream ohne Wissen der Öffentlichkeit damals schon beschlossen war. Die Telekom-Aktien der dritten Tranche waren zum Preis von 63,50 Euro aus dem Bestand der bundeseigenen KfW verkauft worden, derzeit werden die Papiere bei rund 11 Euro gehandelt. Die Kläger fordern insgesamt rund 80 Millionen Euro Schadenersatz.

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