Heikler Personalmarkt führt zu neuen Management-Lösungen:

Kienbaum propagiert den Chef auf Zeit

04.07.1986

GUMMERSBACH (lo) - Steigende Nachfrage nach Spitzenkräften kann die Personalberatung der Kienbaum Unternehmensgruppe auch für das vergangene Jahr verzeichnen. Gesucht sind besonders Geschäftsführer und Vorstandsmitglieder sowie qualifizierte Techniker. Doch auch bei den traditionellen Tätigkeitsfeldern wie Unternehmensberatung, Entwicklungsländer-Consulting sowie Projekt- und Zeitmanagement sieht sich das Gummersbacher Familienunternehmen im Markttrend.

Zugenommen hat weiterhin die Nachfrage vor allem nach Experten etwa aus den Bereichen Elektronik, Meß- und Regeltechnik sowie Maschinenbau. Besonders gesucht sind Entwicklungsleiter mit speziellem Know-how verbunden mit der Führungserfahrung. Denn, so betonen die Gummersbacher, deren Umsatz im vorigen Jahr von 62 auf 67 Millionen Mark gestiegen ist, einige Marktsegmente - besonders im High-Tech-Feld - seien buchstäblich leergefegt.

Hier regeln Angebot und Nachfrage - "unter schärfsten Bedingungen" - die Preise. Personal-Alternativen, so sei zu beobachten, suche man deshalb häufig im eigenen Unternehmen oder aber es werde auf andere Länder ausgewichen.

Doch auch das Management muß sich mit gewandelten Führungsphilosophien vertraut machen. Gerade junge technische Lösungsmodelle wie das Computer Integrated Manufacturing verlangten Engagement "von oben". Für die kommenden zehn Jahre sieht Kienbaum den Strukturwandel sowohl in der Generation der eingesetzten Technik wie auch der Entscheider als ein herausragendes Problem. Allein auf Erfahrung zu bauen sei auf Dauer nicht ausreichend, besonders da der Management-Nachwuchs modernen Konzepten aufgeschlossen gegenüberstehe. Denn nur mit "Vorwärtsstrategien" sei Zukunftssicherung zu treiben.

Zu diesem Sektor, der den Unternehmensberatungsschwerpunkt bei Kienbaum 1985 ausmachte, zählte zusammen mit strategischer Unternehmensentwicklung, Führungsorganisation und Produktions-Planung und -Steuerung auch das Projekt- und Zeitmanagement. Damit will Kienbaum neben der klassischen Beratung für das Management auch Beratung als Management selbst - befristet, mindestens aber für zwei Jahre - anbieten. Die Zeichen dafür stehen unter der Maxime vieler Unternehmen "Personalkapazitäten abspecken" günstig. Stichworte sind Krisen- sowie Turn-around-Management, aber auch die Promotion von Chancen und Leistungen. Nicht selten drängen auch Banken oder Wirtschaftsprüfer Unternehmen, die Managementergebnisse zeitweilig zu verstärken, wenn Nachfolgeabfragen zu klären seien.

Eine Truppe mit praktischer Führungserfahrung ausgestatteter und in vergleichbaren Aufgabenstellungen gehärteter Manager stellt Kienbaum auch im DV-Sektor in den Einsatz: als Gesellschafter, Controller oder Verwaltungschef. Selbst durch Freisetzungen betroffen, befinden sich in dieser Mannschaft einige "Senioren", die, zwar mit Meriten ausgezeichnet, indes an der "Schallmauer" von 50 Lebensjahren das Ende ihrer Karriere zu finden fürchteten.

Es kamen 600 Millionen Mark zusammen, deutet Kienbaum die Wertigkeit seiner "Call-Manager" an, wenn man das Finanzvolumen der ausschließlich privaten Unternehmungen und vorwiegend mittelständischen Betriebe addierte, in denen diese Funktionsträger Potentiallükken füllen.