Leser fragen, Personalexperten antworten

Kenntnisse in agilem Projekt-Management haben Zukunft

13.03.2015 von Hans Königes
Was sind die Unterschiede zwischen Dienstleistung und Consulting? Und wie ist der deutsche Arbeitsmarkt für Java-Experten einzuschätzen? Leser fragen, Experten antworten.

Ein promovierter Berufseinsteiger möchte wissen, welcher Unterschied sich in der täglichen Praxis zwischen Dienstleistung und Consulting ergibt. Außerdem interessiert ihn, was Arbeitgeber von Bewerbern hinsichtlich des akademischen Grades erwarten.

Jasmin Kraetz verantwortet die Personalarbeit des Karlsruher Internet-Dienstleisters Netpioneer. Sie erläutert: "Eine Dienstleistung ist als abgeschlossene Einheit ähnlich wie ein Produkt zu sehen. Sie unterstützt direkt die Geschäftsprozesse des Kunden. In der IT-Branche sind Dienstleistungen oft eine Kombination aus Personen, Prozessen und Technologien. Bei beratenden Tätigkeiten wird dagegen der Kunde durch die Erfahrung und Übersicht des Consultants unterstützt, um idealerweise den besten Lösungsansatz für sein spezifisches Problem zu finden. Dabei kann die Leistung für den Kunden zunächst losgelöst von Technologie und IT-Architektur sein und sich auf Prozessebene befinden. Oft schließt sich an die Beratung eine IT-Dienstleistung an, in der dann beispielsweise die Lösung beim Kunden implementiert wird.

Mein Fokus bei der Bewertung von Bewerbern liegt darauf, ob ein Kandidat über die geforderten Qualifikationen verfügt, adäquate Erfahrung gesammelt hat und im Hinblick auf seine Persönlichkeit ins Unternehmen passt. Der Grad des akademischen Abschlusses beziehungsweise die Details dazu spielen bei dieser Einschätzung in den meisten Fällen nur eine untergeordnete Rolle.

Wir beschäftigen einige Mitarbeiter mit Promotionsabschluss aus Fachrichtungen, die nicht direkt mit der klassischen Informatik verbunden sind, etwa promovierte Physiker. Wie schon erwähnt, lassen sich die entscheidenden fachlichen und persönlichen Fakten nicht anhand eines Abschluss ausmachen. Prinzipiell kann ich aber sagen, dass eine Promotion auf die Fähigkeit, komplexe Probleme zu lösen und selbstverantwortlich zu arbeiten, schließen lassen kann. Das sind wichtige Fähigkeiten in der Projektarbeit, die bei der Bewerbung ins Gewicht fallen."

Jasmin Kraetz ist beim Karlsruher Internet-Dienstleister Netpioneer für die Personalarbeit verantwortlich.
Foto: Netpioneer

Ein Berater aus Österreich mit zwei Jahren Erfahrung in Big Data und der Programmiersprache Java SE möchte wissen, wie der deutsche Arbeitsmarkt für Java-Experten einzuschätzen ist. Er habe von einem Überangebot an solchen Spezialisten erfahren, was offenbar sinkende Gehälter und Honorare zur Folge habe.

HR-Managerin Jasmin Kraetz ist davon nichts bekannt: "Von einer Sättigung des Markts für Java-Entwickler habe ich noch nichts gehört. Allein im Raum Karlsruhe, dem Zentralsitz von Netpioneer, sind aktuell über 500 vakante Positionen in den gängigen Jobbörsen für Java-Entwickler ausgeschrieben. Den einzigen Trend, den ich als Personalerin in einem IT-Dienstleistungsunternehmen, das hauptsächlich die komplette Abwicklung von Projekten verantwortet, wahrnehme, ist, dass Zusatzqualifikationen der Mitarbeiter beziehungsweise Bewerber immer wichtiger werden. Dazu gehören Beratungskompetenz und Kenntnisse in agilem Projekt-Management. Für viele Entwickler bedeutet das, dass sie sich neben den reinen IT-Skills ein zweites Standbein schaffen müssen. Hier sind nicht nur die Mitarbeiter gefordert, die ihre Kompetenzen aufbauen, sondern vor allem auch die Unternehmen, die solche Qualifikationen fördern müssen. Netpioneer hat hierfür ein Karrieremodell entwickelt, in dem diese zusätzlichen Kompetenzfelder abgebildet sind und Mitarbeiter entsprechende Weiterbildungskurse besuchen können." (hk)

Karriere machen
Die Wahl des richtigen Studiums
Studieren Sie, was Sie wollen, und genießen Sie es. Menschen, die sich begeistern können, wirken auf Arbeitgeber attraktiv.
Zusatzqualifikationen
Wenn Sie im Hauptfach Informatik studieren, erwerben Sie eine Zusatzqualifikation, die zeigt, dass Sie gerne mit Menschen zu tun haben und betriebswirtschaftlich denken können.
Interesse zeigen
Von Ihrer ersten Stelle an: Übernehmen Sie bei jeder Gelegenheit Verantwortung. Interessieren Sie sich für das ganze Unternehmen. Vermitteln Sie den Eindruck, Sie würden am liebsten in jeder Abteilung arbeiten.
Zuhören!
In Ihrer ersten Führungsposition: Hören Sie erst einmal zu. In einem guten Unternehmen erwartet man von Ihnen Rezepte und Resultate, aber keine Schnellschüsse.
Kommunizieren!
Kommunikation ist das Wichtigste. Ihre Entscheidungen als (angehender) CIO greifen in das Leben vieler Menschen ein. Wenn Sie mit denen nicht reden, lasten sie alles, was nicht klappt, Ihnen an. Von jedem, mit dem Sie sprechen, können Sie lernen.
Eigenmarketing
Ohne Selbst-Marketing geht es nicht. Erklären Sie Ihren Vorgesetzten, Kollegen und Mitarbeitern, was Ihre Arbeit ihnen bringt. Erwähnen Sie immer Ihre Helfer.
Aufgaben abgeben
Delegieren Sie. Ihre Mitarbeiter können vieles ohne Sie. Wenn Sie ihnen das nicht zutrauen, gelten Sie als ineffizient.
Networking
Pflegen Sie möglichst viele Kontakte. Verlässlichkeit braucht manchmal keinen großen Aufwand. Auch die anderen haben oft nur Zeit für eine Mail.
Schmerzgrenzen ausloten
Überlegen Sie, ob Sie den Ärger und das Unverständnis verkraften werden, die mit einer möglichen neuen Position verbunden sind. IT ist zuständig für komplizierte Abläufe, Reibungslosigkeit, Rationalisierung und unerfüllbare Forderungen.
Strategisch vorgehen
Denken Sie strategisch. Es gibt erfolgreiche CIOs, die vorher Geschäftsführer in einem größeren Unternehmen waren. Auf lange Sicht kann ein kleiner Abstieg genau richtig sein.
Einstellungssache
Seien Sie umzugsbereit - oder zufrieden mit den beruflichen Möglichkeiten, die sich vor Ort bieten.
Work-Life-Balance
Kämpfen Sie um ein Leben außerhalb der Arbeit . Es gibt einiges, das wichtiger ist als die Karriere!