Arbeitszeit

Keine Viertagewoche für Berater

02.10.2014 von Susanne Köppler
Berater sind viel auf Reisen und müssen für den Kunden ständig erreichbar sein. Ist es möglich, für etwas mehr Freizeit nur vier Tage pro Woche zu arbeiten? Oder sich ein halbes oder ganzes Jahr frei zu nehmen – also ein Sabbatical zu machen? Antworten auf diese Fragen lieferte der Karriere-Ratgeber.

Ein SAP-Berater mit zweijähriger Berufserfahrung hat sehr viel Spaß an seinem Beruf. Allerdings merkt er, dass er aufgrund der typischen Belastungen eines Beratungsjobs sehr, zuweilen vielleicht sogar zu viel, gefordert wird. Er fragt im Karriere Ratgeber, ob es im Hinblick auf die vielzitierten Gesichtspunkte Fachkräftemangel und Generation Y ein realistischer Wunsch ist, anstatt fünf Tagen pro Woche nur noch vier Tage zu arbeiten.

Viertagewoche schwierig durchzusetzen

Ulf Andresen ist als Peronalberater bei HSC für das Geschäft mit IT-Consulting-Unternehmen in Deutschland verantwortlich. Auf die Fragen nach der Viertagewoche hat Andresen folgende Antwort gegeben: "Ein Job in der Beratung fordert inhaltlich mehr als eine Inhouse-Tätigkeit, weil Sie bei wechselnden Kunden aufgrund anderer Rahmenbedingungen vor immer neue Herausforderungen gestellt werden, die entsprechend andere Lösungsideen notwendig machen. Und zeitlich mehr, weil Sie in der Regel beim Kunden vor Ort tätig sind, somit reisen müssen und weil der Kunde an den Berater eine besondere Erwartung bezüglich seiner Bereitschaft hat, Überstunden zu machen.

Insofern vereinbaren viele Beratungsunternehmen mit dem Kunden für Ihre Mitarbeiter eine Viertagewoche. Das heißt der Mitarbeiter ist vier Tage beim Kunden vor Ort und am fünften Tag in der Niederlassung seines Arbeitgebers oder im Home Office tätig.

Ulf Andresen begann als Systemanalytiker und arbeitete später als Bereichs- und Geschäftsleiter. Seit über zehn Jahren arbeitet er jetzt als Personalberater für HSC Personalmanagement. Er ist Autor des Buches „Als Führungskraft starten“ und steht damit auch dem IT-Führungskräftenachwuchs mit Rat und Tat zur Seite.
Foto: Privat

Eine grundsätzliche Option auf eine Viertagewoche bei seinem Arbeitgeber durchzusetzen, halte ich auch in der heutigen Zeit für schwierig. Denn nach wie vor ist es so, dass auch die Generation Y in das Consulting-Geschäft strebt - weil man dort aufgrund der genannten wechselnden Kundensituationen sehr viel Erfahrungen sammeln und sich persönlich sowie fachlich sehr schnell weiterentwickeln kann. Auch hier beeinflusst also die Nachfrage die Rahmenbedingungen.

Darüber hinaus soll und muss sich ein Mitarbeiter in ein Beratungsunternehmen integrieren. Das ist bei regelmäßigen Kundeneinsätzen nicht ganz einfach. Üblicherweise wird hierfür der fünfte Tag genutzt, der nicht beim Kunden verbracht wird. Bei vier Tagen Regelarbeitszeit pro Woche würde der Mitarbeiter nur drei Tage beim Kunden vor Ort sein können.

Aber man hat erkannt, dass nicht alle Tätigkeiten beim Kunden vor Ort durchgeführt werden müssen. Viele Tätigkeiten können auch in der Niederlassung des Beratungsunternehmens erledigt werden - ggf. mit Remote-Unterstützung. Dies ist ein wichtiger Schritt zur Reduzierung der Reisetätigkeit und damit zur Verringerung von Mitarbeiterbelastungen. Auch die Beratungswelt kommt somit einigen Vorstellungen der Generation Y näher, allerdings nicht mit "Sieben-Meilen-Stiefeln".

Sabbatical als gewinnbringende Investition

Ein Münchner SAP BW Berater eines mittelständischen Beratungsunternehmens würde auch gerne weniger arbeiten, da er ein Projekt in einer NGO bearbeiten möchte. Seine Idee ist, sich die Zeit über ein Sabbatical zu nehmen.

Diese Frage beantwortet der auf die IT-Beratungsszene spezialisierte Personalberater so: "Im Gegensatz zur viertägigen Arbeitswoche ist das Sabbatical mittlerweile "hoffähig" geworden. Es wird in Deutschland zwar nur zu 20 Prozent genutzt, aber mit steigender Tendenz. Zumal Forschungen gezeigt haben, dass sowohl Angestellte als auch Unternehmen von der Auszeit profitieren. So verringert sich der Stress nicht nur während der Sabbatzeit, sondern auch nach dem Wiedereinstieg in den Job.

Nur 20 Prozent der Arbeitnehmer nutzt ein Sabbatical, obwohl Angestellte und auch das Unternehmen davon profitieren können.
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Obwohl die Vorteile eines Sabbaticals für das Unternehmen nicht unmittelbar greifbar sind, kann es sich auf lange Sicht als gewinnbringende Investition auszahlen. Neue Erfahrungen, Inspiration sowie erholte und energiegeladene Mitarbeiter steigern deren Motivation und kommen somit auch den Unternehmen zu gute.

Es gibt unterschiedliche Modelle zur Finanzierung und Umsetzung eines Sabbaticals. Der Freistellungsphase sollte eine Anspar- und Arbeitsphase vorausgehen. Beispielsweise ist es möglich, dass man bei gleicher Arbeitszeit ein geringeres Gehalt erhält. Der abgezogene Lohn wird schließlich während des Sabbaticals ausgezahlt. Zudem besteht die Möglichkeit eines Arbeitszeitkontos, auf das Überstunden "eingezahlt" werden können. Im Sabbatjahr kann man die ersparten Stunden aufzehren.

Ganz wichtig: In einem bezahlten Sabbatical wird die Sozialversicherung weiterhin vom Arbeitgeber gezahlt. Schwieriger ist die Finanzierung eines unbezahlten Sabbaticals, denn hier muss sich der Arbeitnehmer eigenverantwortlich um Finanzierung und Versicherung kümmern."

Das verdienen IT-Berater
Berufseinsteiger ...
... verdienen als IT-Berater durchschnittlich 46.540 Euro. Die Daten stammen von Personalmarkt.
Nach drei bis sechs Jahren ...
... steigt das Gehalt auf 54.960 Euro.
Mit mehr als neun Jahren Berufserfahrung ...
... verdienen IT-Berater 73.760 Euro.
Mit 30 Jahren ...
... verdienen IT-Berater ohne Personalverantwortung durchschnittlich 54.950 Euro.
Mit 40 Jahren ...
... liegt das Jahresgehalt im Schnitt bei 70.670 Euro.
Mit 50 Jahren ...
... klettert es auf 79.850 Euro.
Auch die Unternehmensgröße ...
... beeinflusst das Gehalt von IT-Beratern ohne Personalverantwortung. In Unternehmen mit bis zu 100 Mitarbeitern liegt es bei 54.910 Euro.
In mittelgroßen Unternehmen ...
... mit bis zu 1.000 Mitarbeitern liegt es bei 60.240 Euro.
In Konzernen ...
... liegt das Durchschnittgehalt eines IT-Beraters bei 71.780 Euro.
Die Luftfahrt ...
... führt das Ranking nach Branchen an. IT-Berater ohne Personalverantwortung verdienen hier im Schnitt 71.510 Euro jährlich.
Versicherungen ...
... stehen mit einem Jahresverdienst von 71.350 Euro auf Platz 2.
Banken ...
... zahlen IT-Beratern im Durchschnitt 70.990 Euro.
In der Automobilindustrie ...
... liegt das durchschnittliche Gehalt eines IT-Beraters bei 70.980 Euro.
IT-Systemhäuser ...
... zahlen IT-Beratern im Schnitt 66.680 Euro.
In der Telekommunikationsbranche ...
... liegt das durchschnittliche Jahresgehalt von IT-Beratern bei 67.830 Euro.
In der Logistik ...
... liegt es bei 61.720 Euro.
In der Beratung ...
... verdienen IT-Berater im Durchschnitt 61.330 Euro.
Softwareunternehmen ...
... zahlen durchschnittlich 59.050 Euro.
Medien und Presse ...
... zahlen IT-Beratern durchschnittlich 56.610 Euro und bilden damit das Branchen-Schlusslicht.
Im Länderranking ...
.. .gibt es bei IT-Beratern je nach Bundesland Gehaltsunterschiede von mehr als 20.000 Euro.
In Bayern ...
... verdienen IT-Berater ohne Personalverantwortung durchschnittlich 69.840 Euro. Damit steht Bayern im Länderranking auf Platz eins.
In Hamburg ...
... sind es durchschnittlich 68.030 Euro.
In Nordrhein-Westfalen ...
... verdienen IT-Berater durchschnittlich 67.650 Euro.
In Schleswig-Holstein ...
... sind es im Durchschnitt 63.010 Euro.
In Niedersachsen ...
... verdienen IT-Berater durchschnittlich 62.950 Euro.
In Thüringen ...
... bekommen Sie ein durchschnittliches Jahresgehalt von 52.590 Euro.
In Sachsen ...
... sind es 50.980 Euro.
In Mecklenburg-Vorpommern ...
... verdienen IT-Berater im Durchschnitt 49.630 Euro.
Ohne Personalverantwortung ...
... verdient ein IT-Berater im Schnitt 64.360 Euro.
Mit Personalverantwortung ...
... steigt das Durchschnittsgehalt auf 99.960 Euro.
IT-Berater mit ein bis drei Mitarbeitern ...
... verdienen durchschnittlich 80.360 Euro.
Mit 16 bis 30 Mitarbeitern ...
... steigt das Gehalt auf einen sechsstelligen Betrag (107.920 Euro).
Mit mehr als 101 Mitarbeitern ...
... erzielen IT-Berater den Spitzenverdienst im Ranking: 175.850 Euro.

Ein Tag mit Beratern und anderen IT-Experten

Was macht eigentlich ein IT-Berater? Um diese Fragen zu beantworten, haben wir Berater, aber auch Entwickler, Projektleiter oder Softwarearchitekten einen Tag bei ihrer Arbeit begleitet.

Unterwegs mit IT-Experten
Unterwegs mit IT-Experten
Was macht ein Softwareentwickler den ganzen Tag? Wie schaut der Alltag von IT-Beratern, IT-Architekten, Projekt-, Support- und technischen Leitern sowie CIOs aus? Wir haben acht IT-Profis einen Tag begleitet und hinter die Kulissen geblickt.
Clemens Blamauer..
arbeitet als IT-Berater bei Accenture.
Blamauer (Mitte) muss...
reden, zuhören und erklären. Er spricht den ganzen Tag mehr Englisch als Deutsch, obwohl er als Österreicher in einer deutschen Großstadt arbeitet.
Günther Reisner...
arbeitet als Softwareentwickler beim Münchner Systemhaus Pentasys. Begleiten Sie ihn durch seinen Tag.
Entwickler Reisner...
...muss komplexe Strukturen begreifen, durchdenken, verändern oder neu entwerfen, aber manchmal auch zwei Tage nach einem Fehler fahnden.
Claudia Payer
....war einmal Netzwerkadministratorin und hat die IT von der Pike auf gelernt. Heute arbeitet sie als IT-Projektleiterin bei der Commerzfinanz GmbH.
Der Tag von IT-Projektleiterin Payer...
....besteht aus Reden, Verhandeln und Präsentieren.
Steffen Schäfer...
...arbeitet als Softwarearchitekt und verantwortet bei IBM Deutschland die strategische Geschäftsentwicklung für Mobilität und Umwelt im Bereich "Smarter Cities".
Andreas König....
....braucht seinen Schrank voller dunkelblauer Nadelstreifenanzüge nicht mehr, seit er CIO von ProSiebenSat1 ist.
Zwischen Tonstudio und Rechenzentrum...
...verbringt CIO König seinen Tag und ist froh, dass sein iPhone ihn an jeden Termin des Tages erinnert, sonst würde er wahrscheinlich den Überblick verlieren.
Für Tobias Kuhnt,...
Berater für SAP Business Intelligence, gehört Autofahren zu seinem Job. Er ist für das IT-Beratungshaus Itelligence immer vor Ort beim Kunden....
wie bei Bühler Motor in Nürnberg.
Zusammen mit Finanzanalystin Monika Holler entwickelt Kuhnt eine Business-Intelligence-Lösung für die Manager des Antriebstechnikherstellers.
Sandra Köpf...
...ist als Usability-Expertin bei Exact Software dafür verantwortlich, dass die Benutzeroberfläche der Lohnsoftware neu entwickelt und den Bedürfnissen der Kunden entsprechend verbessert wird.
Lohnbuchhalter wie Ulrike Wagner (links)..
.... müssen viele Daten eingeben, sicher und schnell. Usability-Expertin Köpf zeigt der Kundin Abkürzungswege im neuen System.
Thorsten Luft....
...verbringt als technischer Leister des Frankfurter Systemhauses Systrade viel zeit vor dem Bildschirm....
Meetings im Sitzen...
..sind für Thorsten Luft die Ausnahme. Als technischer Leiter ist er Joker und Feuerwehrmann zugleich: Alle Aufgaben, die seine Mitarbeiter nicht lösen können, landen bei ihm.
Janice Kwiatkowski...
.. leitet beim Berliner Softwarehersteller Projektron die Abteilung Technische Beratung & Support.
Jeden Morgen verteilt Teamleiterin Kwiatkowski...
... gemeinsam mit Tobias Feldker die neu angefallene Tickets auf die Kollegen.
Gemeinsame Mittagspause
Wer möchte, kann die Mittagspause mit Kollegen am gedeckten Mittagstisch verbringen. Kwiatkowski sitzt heute neben Projektron-Geschäftsführer Maik Dorl.