Hauptversammlung Easy Software

Keine Entlastung für Vorstand und Aufsichtsrat

27.07.2012 von Joachim Hackmann
Die Aktionäre der Easy Software AG haben sowohl dem Aufsichtsrat als auch dem Vorstand die Entlastung verweigert.
Foto: Easy Software

Auf der streng abgeschirmten Hauptversammlung der Easy Software AG am gestrigen Donnerstag in der Stadthalle Mülheim haben die Anteilseigner der Easy Software AG sowohl dem Vorstand als auch dem Aufsichtsrat die Entlastung für das abgelaufene Geschäftsjahr verweigert. Das berichtet die Tageszeitung "WAZ" (siehe Aktionäre verweigern Chefetage von Easy Software die Entlastung). Inzwischen hat Easy Software das Protokoll zur Hauptversammlung auf der Web-Site veröffentlicht und die Darstellung damit bestätigt.

Der ECM-Anbieter geriet bereits vor einem Jahr in die Schlagzeilen, als der damalige Vorstandschef Gereon Neuhaus zurücktreten musste. Im Juni 2011 nahm die Staatsanwaltschaft Essen Ermittlungen gegen ihn wegen des Verdachts auf Untreue auf, im Juni 2012 reichte sie offizielle Anklage ein.

Neue Vorwürfe gegen weitere Manager wurde Anfang Juli 2012 bekannt, als Easy-Software-Anteilseigner der Lupus-Alpha-Gruppe ihren Verdacht gegen Aufsichtsratsmitglied Manfred A. Wagner öffentlich machten. Sie werfen dem Manager vor, sich mit Hilfe eines Geflechts an Firmenbeteiligungen bei Easy Software bereichert zu haben. Die Lupus-Alpha-Investoren wollten auf der Hauptversammlung durchsetzen, dass entsprechende Untersuchungen eingeleitet werden.

Das ist dem Protokoll der Hauptversammlung zufolge auch gelungen. Die Vesammlung hat beschlossen, die Geschäftsbeziehungen zwischen Easy Software und diversen Gesellschaften des Wagner-Firmengeflechts zu durchleuchten und gegebenenfalls Ersatzansprüche geltend zu machen.

Siehe auch Neue Betrugsvorwürfe bei Easy Software

Turbulenzen bei Easy
Was ist los bei Easy Software?
Auf den folgenden Seiten finden Sie einige Hintergrundinformationen zu aktuellen Entwicklungen bei Easy Software, insbesondere zu den Aufsichtsratsmitgliedern und Partnerfirmen.
Das Firmengeflecht von Manfred A. Wagner
Im Zentrum der aktuellen Entwicklung steht Manfred A. Wagner. Ihm wird von den Easy-Anteilseignern der Lupus-Alpha-Gruppe vorgeworfen, seine Firmenbeteiligungen hätten Easy Software überhöhte Rechnungen ausgestellt. Laut Easy-Homepage steht Wagner einem Unternehmen mit 5000 Mitarbeitern vor. Dabei handelt es sich ….
Die Dachgesellschaft IPM
...vermutlich um die Firma IPM (hier ein Screenshot des Online-Verzeichnisdienstes www.firma-24.de). Weitere Informationen über die Firma sind nicht öffentlich, eine Web-Site gibt es nicht. Zu den Beteiligungen von IPM sollen laut Easy-Investor Lupus Alpha unter anderem folgende Firmen gehören...
Die Cleaners GmbH
Die Reinigungsfirma Cleaners GmbH soll für Easy Software gearbeitet haben. Ihr Geschäftssitz ist identisch mit dem von IPM.
Das Beratungshaus GFU
Die GFU Gesellschaft für Unternehmensberatung, Planung und Organisation mbH gehört ebenfalls zum Wagner-Verbund. Auch sie wird von Lupus Alpha verdächtigt. Adresse und Telefonnummer sind, abgesehen von der Durchwahl, mit der IPM-Anschrift identisch.
Baumann Technologie
Die von den Lupus-Alpha-Investoren angestrebten Ersatzansprüche richten sich auch gegen Uwe Rücker. Er ist vertretungsberechtigter Geschäftsführer der Baumann Technologie GmbH. Der Anbieter von IT-Lösungen für Unternehmen steht im Verdacht, aus der Insolvenzmasse von sbr health it die von Easy Software bezahlte Software kostenlos bekommen zu haben. Auch Baumann Technologie soll zum Beteiligungsnetz von Wagner gehören und ist ebenfalls ansässig in der Essener Str. 2-24 in Oberhausen. Eine E-Mail-Anfrage bei Rücker zu seinen Geschäftsbeziehungen mit Easy Software blieb unbeantwortet.
Wolfgang Glücks, Aufsichtsratsmitglied bei Easy Software
Wolfgang Glücks ist ein weiteres Mitglied im Easy-Aufsichtsrat. Er wurde als Ansprechpartner für Presseanfragen zu den Vorgängen rund um Wagner genannt. Seine Büroräume befinden sich im Gebäude, in dem auch Baumann Technologie seinen Verwaltungssitz hat.
Deufol verklagt Wagner und Glücks
Die Deufol AG, Verpackungsspezialist auf Hofheim, hat ehemalige Manager des Unternehmens auf Schadenersatz in Höhe von rund 26,4 Millionen Euro verklagt und ist zuversichtlich, die Ansprüche geltend machen zu können. Zu der Gruppe der Beschuldigten gehören Manfred Wagner, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Deufol AG, und Wolfgang Glücks, ehemaliger Chefsyndikus des Unternehmens. Ihnen wird vorgeworfen, der Deufol Gruppe über ein komplexes Geflecht von Firmen und Firmenbeteiligungen erheblichen wirtschaftlichen Schaden zugefügt zu haben.