Dataviz serviert Palm ab

Kein Documents To Go für WebOS

28.04.2010
Bei Palm häufen sich die Hiobs-Botschaften. Nun kündigte Dataviz im Firmen-Blog an, die Entwicklung der Office-Anwendung Documents to Go für WebOS auf Eis zu legen.

Mit dem Smartphone-Hersteller Palm geht es steil bergab. In der vergangenen Woche verlor er seinen Software-Chef an Twitter und andere leitende Angestellte kann er nur noch mit Sonderzahlungen halten. Auch Caitlin Spaan, Vice President für das Netzbetreiber-Marketing, soll demnächst nach ihrer 14-jährigen Karriere bei Palm von Bord gehen und einer der wichtigsten amerikanischen Elektronikhändler, RadioShack, hat gerade alle Palm-Smartphones aus seinem Angebot verbannt.

Palm-Evolution
Palm1000
Der Pilot 1000/5000 besaß die wichtigsten Features des Apple Newton - zu einem deutlich günstigeren Preis.
PalmPilot
Mit ihrer umfangreichen Softwareausstattung waren die PalmPilot-Modelle - für ihre Zeit - revolutionär.
PalmIII
Das Palm III verfügte erstmals über eine Infrarotschnittstelle und stellte zwei Megabyte EDO SD-RAM und zwei MB Flash-ROM zur Verfügung.
PalmV
Der Palm V hatte bereits mit einer Reihe von Mitläufern zu kämpfen. Microsoft und eine Reihe von Palm-Lizenznehmern (etwa Sony mit seiner Clie-Reihe) wollten auf der Erfolgswelle mitreiten.
PalmVII
Der 599 Dollar teure PalmVII, Palms erster PDA mit eingebauter Antenne, floppte.
PalmIIIc
Das erste Farbmodell PalmIIIc riss mit 256 Farben niemanden vom Hocker: Mit Windows CE ausgestattete Konkurrenzmodelle schafften damals bereits 65.000 Farben.
Tungsten und Zire
Mit dem "Tungsten" als Highend-Modell und dem Einstiegsgerät "Zire" wollte Palm(one) jedem Gledbeutel gerecht werden.
Palmphones
Mit dem Treo näherte sich Palm den Vorstellungen der Kundschaft, die eine Kombination aus PDA und Handy mit Quertz-Tastatur gefordert hatte.
Treo 600
Das wegweisende Smartphone Treo 600 entwickelte sich schnell zum Kult-Gadget - zumindest in den USA.
Treo 700w
Das "Treo 700w" war das erste Palm-Gerät, das anstelle von Palms eigenem Betriebssystem mit Windows Mobile ausgestattet war.
Centro
Mit seinem sportlichen Design und dem günstigen Preis sollte das Palm Centro Privatkunden anlocken.
Treo Pro
Das Treo Pro war technisch auf der Höhe der Zeit, mit 550 Dollar jedoch zu teuer.
Palm Pre
Mit dem schicken Slider Palm Pre und einem neu konzipierten Betriebssystem versucht Palm (vergeblich), Marktanteile zurückgewinnen.
Palm Pixi
Das Palm Pixi ist kleiner, leichter, bunter und auch billiger als das Palm Pre.

Nun kommt die nächste Hiobsbotschaft: Der wichtigste Software-Anbieter, DataViz, fällt Palm in den Rücken. Seine erfolgreiche Office-Software "Documents To Go" wurde ursprünglich für Geräte mit dem vorherigen Betriebssystem Palm OS entwickelt, bevor sie auch auf anderen Smartphones zu einem Verkaufsrenner wurde und DataViz weltweit Bekanntheit erlangte. Die Entwicklung für das neue Palm-Betriebssystem, webOS, hat DataViz jetzt aber eingestellt, ohne dass er überhaupt eine Version veröffentlicht hat. Bei der offiziellen Verkündung auf dem Firmen-Blog verpasste die verantwortliche Managerin dem strauchelnden Smartphone-Produzenten dazu noch einen Tiefschlag.

"In Anbetracht der aktuellen Situation bei Palm - und weil man die Zusammenarbeit mit dem Gerätehersteller benötigt, um unsere Software auf webOS zu portieren - wird unser Documents-To-Go-Editor auf Eis gelegt", schrieb Kathleen McAneany. So deutliche Worte hört man selten im Business-Bereich, wo unangenehme Entscheidungen meistens im Stillen getroffen werden, bevor man sie dann in den Pressemitteilungen als Erfolgsmeldungen verkauft oder verschleiert. Besonders bei Palm sind öffentliche Missbilligungen gefährlich, weil sie den Börsenkurs weiter nach unten ziehen.

Dennoch scheint sich kaum noch jemand zurückzuhalten. Als die Tech-Blogger von TechCrunch am Freitag das Gerücht streuten, dass der Palm-CEO Jon Rubinstein bald wegen Unfähigkeit gefeuert wird, hätten sie eigentlich Angst vor der Börsenaufsicht wegen Kursmanipulation haben müssen. Allein nach dieser Meldung fiel die Aktie um 6,2 Prozent. Dennoch geschah nichts, selbst Palm zeigte kaum eine Reaktion zu seiner Verteidigung. John Rubinstein sagte lediglich "Ich bin noch da!" bei einem Entwicklertreffen. Das war eine ziemlich schwache Abwehr gegen all die Tiefschläge der vergangenen Tage.

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