Schutz vor Stuxnet & Co.

Kaspersky entwickelt Industrie-Betriebssystem

16.10.2012
Der russische Sicherheitssoftwarespezialist Kaspersky Labs arbeitet an einem Betriebssystem für Industrieanlagen, das Cyberattacken besser standhalten soll.

Gründer Eugene Kaspersky bestätigte das Projekt am Dienstag, nannte zunächst aber keinen Erscheinungstermin. Spätestens seit der Computervirus Stuxnet seit 2009 das iranische Atomprogramm sabotierte, ist erwiesen, dass Industriesysteme mit Computerangriffen außer Gefecht gesetzt werden können. Allerdings wurden bisher keine solchen Attacken im Westen bekannt.

Kaspersky erläuterte in einem Blogeintrag, wie er das Betriebssystem sicher machen will. Erstens solle es nur sehr eng auf bestimmte Aufgaben zugeschnitten werden, so dass niemand damit Computergames spielen, Ferienvideos schneiden oder Online-Netzwerke nutzen könne. "Zweitens arbeiten wir an einer Software, die so aufgebaut ist, dass sie Aktivitäten im Hintergrund gar nicht erst zulässt." Das sei der entscheidende Baustein, betonte Kaspersky.

Viren
1986: Brain
Brain (auch "Pakistany Brain") ist der erste PC-Virus für MS-DOS, der sich selbst weiterverbreiten kann, indem er seinen Code im Bootsektor von Floppy-Disketten ablegt.
1988: Morris
Der Morris-Wurm infiziert rund zehn Prozent aller 6000 Computer, die zu dieser Zeit bereits mit dem Internet verbunden sind.
1989: Datacrime
Datacrime vernichet gnadenlos Daten von MS-DOS-Benutzern, indem er .COM und .EXE-Dateien infiziert. Nur Dateien mit einem "D" an der siebten Stelle des Dateinamens werden verschont.
1992: Michelangelo
Michelangelo ist der erste Virus, der eine große mediale Aufmerksamkeit erfährt.
1995: Concept
Concept ist der erste Makrovirus.
1999: Melissa
Melissa kann dank aufkommender Massenmailings weltweite Schäden richten.
2000: Loveletter
Loveletter, im Volksmund als "I love you"-Virus bezeichnet, verbreitet sich innerhalb weniger Tage explosionsartig und verursacht rund 10 Milliarden Dollar wirtschaftlichen Schaden.
2003: SQL Slammer
Slammer respektive SQL Slammer, ein Wurm ohne feste Trägerdatei, verursacht weltweiten Schaden - er infiziert Datenbankserver mit Microsoft SQL Server 2000.
2004: Cabir
Cabir ist der erste funktionale Wurm für Symbian-Geräte und damit der erste echte Handy-Virus - er wird via Bluetooth übertragen.
2004: Sasser
Sasser und seine Variatonen befallen in wenigen Tagen Millionen von Windows-Rechnern - die größte Epidemie seit Loveletter.
2006: Leap
Leap nimmt als erster Virus Mac OSX-Betriebssysteme ins Visier.
2007: Storm
Der "Storm Worm" (auch als Sturm-Trojaner oder Zhelatin bekannt) setzt als erste Malware auf distribuierte Command and Control (C&C)-Server, um sich weiter zu verbreiten.
2008: Koobface
Koobface nimmt als erster Facebook ins Visier.
2008: Conficker
Conficker sorgt für eine der größten Virenepidemien der Geschichte und infiziert Unternehmensnetze, Privatrechner und Regierungsbehörden in über 200 Ländern. Auch vier Jahre später ist er immer noch nicht endgültig ausgerottet.
2010: FakePlayer
FakePlayer, ein SMS-Trojaner für Android, kommt auf.
2011: Duqu
Duqu basiert auf dem Stuxnet-Framework und sammelt reichhaltige Informationen über seine Ziele.
2012: Flashback
Flashback ist der erste wirklich gemeingefährlicher Mac-Virus, der weltweit Systeme angreift.

Stuxnet hatte die IT-Sicherheitsbranche aufgeschreckt. Das höchstwahrscheinlich von westlichen Geheimdiensten mit viel Aufwand geschriebene Programm nutzte eine Schwachstelle in der weitverbreiteten Industrie-Steuerungssoftware von Siemens aus, um gezielt Plutonium-Zentrifugen durcheinanderzubringen. Experten wie Kaspersky warnen schon seit Jahren, auch lebenswichtige Infrastruktur wie Kraftwerke oder Systeme zur Verkehrssteuerung könnten Ziel von Cyberangriffen werden. (dpa/mb)