Binnen weniger Jahre hat sich die Online-Bewerbung durchgesetzt. Bei großen Unternehmen gehen heute mindestens zwei von drei Bewerbungen auf elektronischem Weg ein. Doch wie benutzerfreundlich sind die Online-Karriereportale der Unternehmen tatsächlich? Dies hat das Beratungsunternehmen Apriori business solutions AG in einer Studie überprüft. In einem ersten Schritt wurden 1100 Online-Nutzer zu Karriereportalen befragt: Im Mittelpunkt standen der Zugang und der Aufbau des Portals sowie die Selbstdarstellung des Unternehmens als Arbeitgeber. Drittes und viertes Kriterium bildeten die Aufbereitung von Stellenanzeigen sowie die angebotenen Bewerbungswege.
Die Ergebnisse dürften manchen Personaler überraschen: Zwei von drei Befragten machen es auch von der Attraktivität und des Informationsgehalts des Karriereportals abhängig, ob sie sich beim Unternehmen bewerben. "Bewerber legen zudem großen Wert auf die Darstellung der weiteren Karrieremöglichkeiten", sagt Michael Knörzer von Apriori. Daneben wollen sie sich ein möglichst vollständiges Bild vom Unternehmen machen und von den Menschen, die dort arbeiten. "Wir hatten nicht erwartet, dass Erfahrungsberichte und virtuelle Rundgänge einen so hohen Stellenwert haben", so Knörzer.
Angelehnt an die Befragungsergebnisse untersuchte Apriori in einem zweiten Schritt die Karriere-Websites von 105 ITK-Firmen: In den vier Hauptkategorien "Access", "Company", "Careers" und "Application" wurden jeweils die besten drei Unternehmen ausgezeichnet:
Sieger nach Kategorien
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Zugang: Hier schnitt die Deutsche Telekom am besten ab. Alle bewerber- und unternehmensrelevanten Informationen sind übersichtlich gegliedert und unmittelbar auf der Startseite des Karriereportals zu finden.
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Unternehmensdarstellung: Hier hatte Datev die Nase vorn. Gleich auf der Hauptseite sind alle relevanten Inhalte - etwa zur Unternehmenskultur oder zur Work-Life-Balance - gut strukturiert präsentiert. So können sich Bewerber früh ein realistisches und umfängliches Bild vom Arbeitgeber Datev machen. " Ein authentischer Unternehmensauftritt ist in Zeiten von Web 2.0 unerlässlich. Interessierte Bewerber können sich auf unterschiedliche Wege über Datev informieren, so bieten wir neben der klassischen Karriereseite auch Informationen über Facebook, Youtube, Twitter und Co." so Jochen Kurz, Leiter Strategische Personalprojekte. Der Erfolg gibt Datev recht, so stieg die Social-Media-Fangemeinde des Unternehmens in jüngster Zeit stetig an.
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Careers: Die Steria Mummert Consulting AG zeigte sich hier am stärksten. Bei der Stellensuche bietet das Unternehmen eine Job-Matrix an, durch welche die Zahl der freien Stellen für die jeweilige Zielgruppe und Beschäftigungsbereiche auf den ersten Blick sichtbar sind. Auch die Personalentwicklungsthemen sind laut Studie beispielhaft dargestellt und werden durch die Präsentation der jeweiligen Ansprechpartner ergänzt. "Uns ist wichtig, unseren Bewerbern einen guten Überblick auf die Karrieremöglichkeiten zu geben. Es freut uns sehr, dass uns das offenbar gelungen ist", erklärt Uta Breiling, Personalverantwortliche bei Steria Mummert Consulting.
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Anwendungen: Die Deutsche Telekom überzeugte hier ein zweites Mal. Das Bewerber-Management-System enthält alle wichtigen Funktionen. Schon beim Registrieren verweist die Telekom auf den Datenschutz. Über den personalisierten Bewerberbereich kann der Nutzer auf sein zuvor angelegtes Profil zugreifen und es ändern oder löschen. Das Anhängen von Dateien mit Angaben zur Größe und Dateiart ist nutzerfreundlich gestaltet. Dem Online-Bewerbungsbogen mit schrittweisem Aufbau und Zwischenspeichermöglichkeiten kann jederzeit entnommen werden, wie weit der Nutzer mit seiner Bewerbung fortgeschritten ist. "Die Karriereseite ist unser wichtigstes Eingangstor für unsere Bewerber und ist damit für unsere Employer Branding Strategie ganz wesentlich. Die Auszeichnung zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir wollen eine transparente Unternehmensdarstellung auf Augenhöhe erzielen und den Blick hinter die Kulissen freigeben", so Marc-Stefan Brodbeck, Leiter Recruiting & Talent Service.
So gut die Bewertungen für die Sieger der Studie ausfallen, so groß ist der Verbesserungsbedarf bei der Mehrheit der untersuchten Portale. Die Nutzerfreundlichkeit sei noch ein gutes Stück vom Ideal entfernt, so ein zentraler Kritikpunkt der Studie. So bieten nur wenige Unternehmen eine Schnellsuch-Funktion an, weshalb die Bewerber viele Klicks benötigen, um zu aktuellen Stellenbeschreibungen zu gelangen. Viele IT-Unternehmen behandeln ihre Karriere-Websites im Vergleich zur Homepage "stiefmütterlich", sagt Sebastian Berblinger von Apriori. Er empfiehlt den Firmen, die Karriereportale aufzuwerten, wenn sie im Wettbewerb um Nachwuchskräfte mitmischen wollen.