Karriere-Killer: Zehn Fehler auf dem Weg nach oben

27.11.2007
Die Annahme, allein fachliches Wissen und hohes Engagement garantiere den steilen Aufstieg im Unternehmen, ist der erste Fehler in der persönlichen Karriereplanung. Neun weitere Irrtümer sollten ebenfalls vermieden werden.

Die eigene Karriere wird in der Regel nicht von inkompetenten Kollegen oder ahnungslosen Chefs ruiniert. Die meisten Menschen scheitern bei ihrem persönlichen Aufstieg zumeist an den eigenen Fehlern – häufig, ohne diese überhaupt zu bemerken. Fachliche Brillanz, strategischer Weitblick und hohes Engagement sind nützlich, aber sie sind nicht die einzigen Grundpfeiler einer Karriere. Zum Aufstieg gehört mehr, und wenn es nur bedeutet, sich innerhalb der betrieblichen Gemengelage nicht an den Rand zu manövrieren.

1. Die falsche Prämisse

Der Aufstieg auf der Karriereleiter ist kein Grundrecht des Angestellten. Der beste, schnellste und effizienteste Projektmanager bleibt gegebenenfalls am Boden, weil es sich für den Chef nicht auszahlt, den besten, schnellsten und effizientesten Projektmanager im Team zu verlieren und ihn sich als Rivalen heranzuzüchten. Trennen Sie sich von der Überzeugung, Sie hätten jetzt endlich den Aufstieg "verdient" (weil Sie schon zehn Jahre in der gleichen Position erfolgreich arbeiten). Wenn es bei Karrieren überhaupt eine Logik gibt, dann ist es vielleicht die alte Fußballweisheit: "Flach spielen, hoch gewinnen."

2. Die fehlende Planung

Wer keinen Plan im Leben hat, kennt die Richtung nicht, in der er sich bewegen will. Auch wenn die Forderung übertrieben klingen mag, sollte jeder Karrierist einen Business-Plan für sein künftiges Leben entwerfen. Dort müssen drei Aspekte berücksichtigt werden: private Ziele, Karriereziele und finanzielle Ziele. Wenn Sie mit einem schönen Posten in einer erfüllenden Partnerschaft leben, aber die Raten für das Smart-Cabrio nicht mehr zahlen können, ist die Situation alles andere als befriedigend.

Der "Kassensturz" in Sachen Persönlichkeit, Karriere und Geld kostet Überwindung, und er sollte schonungslos sowie schriftlich erfolgen. Dazu gehört eine Analyse der Wettbewerbssituation, der eigenen Fähigkeiten und des "Marktes". Untersuchungen zufolge führen nicht einmal 20 Prozent der Möchtegern-Karrieremacher ihre persönliche Due Diligence schriftlich aus. Der Rest begibt seine Lebensplanung in eine Grauzone beziehungsweise in die Hände anderer Menschen, wo sie mit Sicherheit nicht optimal aufgehoben ist.

3. Die Sackgasse

Dass sich die Anforderungssituation an Mitarbeiter permanent und pausenlos verändert, ist gerade in der IT eine Binse. Zudem ist, trotz des aktuellen Fachkräftemangels, das Angebot an Mitarbeitern immer größer als die Nachfrage. Schließlich können es Unternehmen verkraften, wenn sie eine Stelle längere Zeit nicht besetzen – im Gegensatz zu Angestellten, die vor einem finanziellen Fiasko stehen, wenn sie längere Zeit nicht berücksichtigt werden. Wer seine Skills nicht auf dem neusten Stand hält, läuft Gefahr, dass sie entwertet werden und die Aufgaben von der nachrückenden Generation oder neuen Kollegen in fremden Ländern en passant erledigt werden. Wer an der eigenen Weiterbildung spart, begibt man sich in eine Abhängigkeit, aus der er sich nur schwer wieder befreien kann.

Weiterbildung ist kein Luxus, auf den man leichtfertig verzichten kann.

Die vermeintlich honorige Einstellung, in einem stressigen Arbeitsumfeld auf Weiterbildung zu verzichten und sich somit durch "tolles Engagement" beim Chef zu empfehlen, ist ein Schuss ins eigene Knie. In drei Jahren, wenn Sie ersetzt werden, dankt es Ihnen niemand. Es geht bei der Weiterbildung auch nicht nur um die Aktualisierung technischer Fertigkeiten, sondern zusätzlich um geschäftliche Grundlagen sowie die Stärkung der ominösen Soft Skills. Letztere stehen auch einem männlichen Manager gut zu Gesicht – hier sind Soft Skills ein gutes Alleinstellungsmerkmal.

4. Die Bilanz

Es kommt nicht darauf an, was man kann, sondern auf das, was man bilanzieren kann. Das angelsächsische Schlagwort der "Accountability" als (Ergebnis-)Verantwortlichkeit umschreibt den Punkt ganz gut. Auf der Strecke bleibt, wer wie ein Tier arbeitet, ohne einen messbaren Zugewinn vorweisen zu können. Die Rechnung, allein eine Steigerung der eigenen Effizienz im Umgang mit dem Unternehmensapparat fördere die Effektivität und diene dem Unternehmen, geht nicht auf. Die großen Boni werden nicht für Mitarbeiter ausgeschüttet, die möglichst wenig Kosten und Probleme verursachen, sondern für Manager, die messbar zum Wachstum beitragen. Dessen ungeachtet ist die Steigerung der Effizienz ein Anspruch, der (in den meisten Firmen) ohnehin an jede Führungskraft gerichtet wird. Folglich ist sie definitiv kein Alleinstellungsmerkmal mehr.

Generell ist es entscheidend, die eigene Effizienz nicht mit der Effektivität zu verwechseln. So lässt sich beispielsweise die persönliche Kommunikation nur unzureichend durch E-Mails oder Instant Messaging ersetzen. Zwar steigern die Tools die Effizienz des Mitarbeiters, ein übermäßiger (oder alleiniger) Einsatz kann jedoch die Effektivität reduzieren, weil Sie nicht mehr in der Lage sind, die gesamten (zwischenmenschlichen) Facetten Ihres Jobs abzudecken. Gerade in der heutigen Arbeitswelt mit ihrer automatisierten Kommunikation ist es wichtig, den persönlichen Kontakt aufrecht zu erhalten.

5. Die Diva

Hier finden Diven nur schwer eine ökologische Nische.
Foto: Strato

Eine Diva hat es heute am Arbeitsplatz nicht leicht, es sei denn, sie trägt keine Führungsverantwortung und ist nur lose in die Organisation eingebunden. Wenn Sie sich die Attitüde angewöhnen, Sie allein könnten den Job korrekt erledigen, manövrieren Sie sich schnell aufs Abstellgleis. Dabei arbeitet die Zeit gegen Sie: Wenn ein Mitarbeiter im Laufe der Jahre erfolgreiche Ideen vorgestellt und Projekte absolviert hat, läuft er zwangsläufig Gefahr, sich innerhalb der Organisation für unverzichtbar zu halten. Schließlich erinnert man sich lieber an die eigenen Siege als an die Niederlagen. Das Ausruhen auf den Lorbeeren ist die Folge, und es führt oft dazu, den eigenen Fokus auf die Erhaltung des Arbeitsplatzes zu legen, statt sich weiterhin auf den Erfolg des Unternehmens zu konzentrieren. Gegensteuern lässt sich durch den permanenten Abgleich der Eigenwahrnehmung mit den Einschätzungen von Vorgesetzten, Mentoren und Untergebenen, selbst wenn hierfür keine Prozesse definiert sind.

6. Die Denkblockade

Wissen ist Macht – doch will niemand innerhalb Ihrer Organisation wirklich immer wieder hören, dass Sie es ohnehin schon gewusst haben. Besserwisser denken nicht und nerven ihre Umgebung, Siegertypen zeigen sich hingegen offen für neue Ideen und Ansätze. Stellen Sie Fragen, statt Ideen und Engagement Ihrer Kollegen, Untergebenen oder Geschäftspartner mit vorschneller Kritik ("Kenne ich schon, kann doch gar nicht klappen, hat noch nie geklappt") im Keim zu ersticken. Manager mit dieser Geisteshaltung stehen jedem Wandel im Weg – und ihrer eigenen Karriere.

7. Die Entourage

Verlierer umgeben sich mit Typen, die ihnen stets und wider alle Vernunft das Gefühl vermitteln, sie seien der beste Manager seit Jack Welch. Erfolgreiche Führungskräfte hingegen akzeptieren und fördern die unabhängige Intelligenz und Kreativität bei anderen Menschen, mit denen sie zusammenarbeiten. "Brown-nosers" müssen ihre Vorgesetzten loben, damit etwas vom Glanz des Chefs auf sie zurückstrahlt. Sie gehören ersetzt.

8. Die fremden Federn

Es ist ein klassischer Karriere-Killer, wenn Sie Projekterfolge stets allein auf dem eigenen Konto verbuchen. Ausnahme: Sie sind Einzelkämpfer. Andernfalls gehört es sich, die "Credits" auf alle Mitarbeiter zu verteilen, die zum Erfolg des Vorhabens beigetragen haben. Es geht hierbei nicht darum, den eigenen Anteil am Gelingen zu unterschlagen, sondern darum, sich nicht mit fremden Federn zu schmücken und das Engagement der Mitarbeiter zu honorieren. Ein paar mal kann die Strategie der "fremden Federn" funktionieren, doch jeder Vorgesetzte, der kein Depp ist, wird Ihnen irgendwann auf die Schliche kommen.

9. Die Bescheidenheit

"Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr" - der Grat zwischen Bescheidenheit und Prahlerei ist allerdings schmaler, als man denkt (siehe Punkt 8). Verlierer unterschätzen, wie wichtig es ist, andere vom Erfolg ihrer Projekte zu unterrichten – oder sie wissen es und schießen dabei über das Ziel hinaus. In einer räumlich und zeitlich zerrissenen Arbeitswelt ist es umso wichtiger, den Vorgesetzten auf dem aktuellen Stand zu halten und ihn darüber zu informieren, wie man dem Unternehmen nutzen konnte. Über die adäquate Menge der Informationen entscheidet der Einzelfall – manchmal reicht eine wöchentliche E-Mail, manchmal holt sich der Vorgesetzte den Statusbericht selbst ab. Im Zweifelsfall gilt: Weniger ist mehr.

10. Die falsche Perspektive

Trotz der größten Anstrengungen, der besten Ideen und der passenden Skills kann es passieren, dass Sie an einem bestimmten Punkt mit Ihrem Latein am Ende sind. Hier gilt es, den Ratschlag von Menschen (Freunde, Kollegen, Trainer/Mentoren) einzuholen, die das Problem aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Wer die eigene Unzulänglichkeit verdrängt und statt dessen versucht, die Herausforderung auf Biegen und Brechen aus eigener Kraft zu meistern, wird selbst zur Herausforderung. (ajf)

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