Die Steuerprüfungsgesellschaft Ernst & Young, New York, redet mit dem französischen IT-Dienstleister Cap Gemini über die Möglichkeiten einer Allianz oder eines Joint-ventures auf dem Sektor IT-Beratung. Auf diese Aussage läßt sich ein Artikel reduzieren, der am 29. November im Börsenblatt "Financial Times" erschien.
Das Treuhandunternehmen wollte diese Meldung keineswegs dementieren. Bei den Steuer- und Wirtschaftsprüfern gebe es derzeit einen Trend, ihre Consulting-Aktivitäten neu zu ordnen und sie in ein Joint-venture mit einem IT-Spezialisten einzubringen, bestätigt Dag-Stefan Rittmeister, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit bei der Ernst & Young AG, Stuttgart.
In den USA sind es die Vorschriften der Börsenaufsicht, die den Auditing-Spezialisten Knüppel zwischen die Beine werfen, wenn sie in das Geschäft mit der IT-Beratung einsteigen wollen. Die Begründung: Aus der Vermengung beider Business-Bereiche ergeben sich Interessenkonflikte. In der Folge hat sich beispielsweise KPMG entschlossen, für Consulting-Leistungen im Netzbereich ein Joint-venture mit Cisco Systems zu gründen (siehe CW 32/99, Seite 7).
In Deutschland ist es eher das "konservative berufsständische Ethos", so Rittmeister, das Treuhandgesellschaften wie Ernst & Young behindert, wenn sie ihr Consulting-Potential vermarkten wollen. Beispielsweise dürften die Steuer- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften nur eingeschränkt Werbung treiben. Ende der 80er bis Anfang der 90er Jahre hatte Ernst & Young, damals noch mit dem Zusatz "Schitag" im Namen, ein eigenes Software-Unternehmen im Konzernporfolio, das jedoch als eigenständige GmbH agierte.
Wenn die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft heute ihr IT-Know-how in klingende Münze verwandeln will, wäre ein Joint-venture mit Cap Gemini eine gute Alternative zu einer Ausgründung à la Andersen Consulting. Dazu, wie die Kooperation mit dem französischen Software- und Serviceriesen aussehen könnte, wollte sich bis Redaktionsschluß aber niemand vom europäischen Ernst&Young-Management äußern.