Jobsuche: Tipps für Ausdauernde

15.12.2004
Wer einen guten Arbeitsplatz finden will, braucht Kompetenz und einen langen Atem.

Die Jobsuche ist durch die Flaute am Arbeitsmarkt zu einem Geduldsspiel geworden. Wer sich wie ein Fischer an Land fühlt, während draußen die Boote vorbeiziehen, dem könnte der Sieben-Punkte-Plan von Bewerberberater Gerhard Winkler weiterhelfen.

1. Arbeiten Sie heraus, was Jobanbieter wirklich brauchen. Dazu gehört beispielsweise eine kritische Prüfung der Online- und Zeitungsofferten. Um genau herauszufinden, was den Bewerber erwartet, hilft der direkte Austausch mit Arbeitgebern und Kollegen mit Berufserfahrung. Deshalb sollten Interessenten gezielt nachfragen und mit Professionals sprechen.

2. Was spricht für Sie? Hier hilft es Bewerbern, die eigenen Fähigkeiten visuell darzustellen. Aber auch eine Beschreibung des eigenen Jobs und der darin geforderten Kompetenzen sind nützlich. Wer allerdings nüchterne Tabellen bevorzugt, kann dort ebenfalls notieren, welche Qualifikationen für ihn sprechen. Tipp: "Visualisieren Sie Ihre Arbeitsabläufe. Man kommt besser in einen Job, wenn man sich zuerst darin sehen kann. Im zweiten Schritt vermittelt man einem Arbeitgeber, was er in einem sehen soll", erläutert Winkler.

3. Anschließend sollten die gewonnenen Kenntnisse in das Bewerbungsschreiben einfließen. Ganz Fleißige entwerfen zunächst eine selbstbewusste und wohldosierte Präsentation der eigenen Person. Mit diesen neu gewonnenen Erkenntnissen sollten Anschreiben und Lebenslauf kritisch überprüft werden. Jetzt gilt es, die eigenen Unterlagen einfacher, funktionaler und schlüssiger aufzubauen. Diese Textarbeit braucht Zeit, denn durch Abschreiben entsteht kein gelungenes Anschreiben.

4. Tipps aus gängigen Ratgebern sollten Jobsuchende nur als Hintergrundinformation berücksichtigen, denn sie skizzieren nur eine grobe Linie; den dort gegebenen Ratschlägen sollte niemand sklavisch folgen. Die meisten Personalverantwortlichen in Wirtschaft und Verwaltung bevorzugen sachliche Unterlagen, originelle oder kreative Bewerbungen sind hier in der Regel fehl am Platz. "Viele Ratgeberautoren, die zu solchen Eskapaden raten, würden eher sterben, als es selber so zu machen", meint Winkler und empfiehlt: "Vermitteln Sie Ihre Kompetenz und Ihre guten Manieren wortgewandt und auf ansprechende Weise."

Gerhard Winkler: "Geben Sie nicht auf. Beharrlichkeit ist die Bewerbertugend schlechthin."

5. Selbstvermarktung: Bewerber sollten prä-sent sein, um von Arbeitgebern wahrgenommen zu werden. Im Verborgenen auf das große Angebot zu warten bringt nach Winklers Erfahrung nichts. Dagegen kommt es darauf an, seine Arbeitsleistung selber anzubieten. Allerdings lässt sich meistens nicht alles planen, denn ein Quäntchen Glück gehört trotzdem dazu, um zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

6. Bleiben Sie dran. Winkler empfiehlt, sich täglich ins Gespräch zu bringen und darüber Buch zu führen. "Geben Sie nicht auf; Beharrlichkeit ist die Bewerbertugend schlechthin. Karriere funktioniert nicht ohne Sturheit, Unbeirrtheit, Unempfindlichkeit."

7. Realitätstest: Wenn sich trotz intensiver Suche nichts finden lässt und sich die Misserfolge häufen, sollten Bewerber ihre Strategie kritisch hinterfragen und anpassen. Diese Phase sollten Jobsuchende nicht dadurch umgehen, dass sie Deckblätter entwerfen, Bewerbungsmappen einkaufen oder eine Homepage basteln, denn das lenkt nur vom eigentlichen Thema ab.

8. Wenn sich nichts tut, bleibt immer noch die Chance, sich auf eigene Faust einen Job als Selbständiger zu schaffen, von einem guten Angebot zu hören und sich dafür selbst zu empfehlen. (iw)

Fazit: Um einen neuen Job zu finden, brauchen Bewerber Beharrlichkeit, Selbstvertrauen und Ausdauer. Wenn es mit der Stellensuche geklappt hat, kommt es darauf an, eine gute Figur zu machen, Bedenken zu zerstreuen, Vertrauen aufzubauen und sich so in die zunächst unbekannte Organisation einzuarbeiten. Und wenn das Engagement am Ende doch vergebens sein sollte, empfiehlt Winkler: "Nicht vergessen: Arbeitgeber wechseln. Jobbeschreibungen ändern sich. Was bleibt, ist der rigorose Anspruch an sich selbst. Und das große Glück, mehr aus sich zu machen."