Zehn Tipps für Bewerber

Jobsuche im verdeckten Stellenmarkt

05.11.2009 von Hans Königes
Weil immer weniger Positionen ausgeschrieben werden, empfehlen die Personalberater Hans Rainer Vogel und Daniel Detambel, auch andere Quellen zu nutzen.
Den richtigen Job zu finden gleicht manchmal der Suche nach der Nadel im Heuhaufen.(Foto: Michael Tieck/Fotolia.com)
Foto: Michael Tieck/Fotolia.com/CW

Nur noch maximal 20 Prozent aller Führungsjobs werden derzeit offen ausgeschrieben, mindestens 80 Prozent hingegen werden verdeckt besetzt. Selbst wenn das Bewerbungsprofil exakt auf die Stelle passt, hat eine Bewerbung im offenen Stellenmarkt etwas mit der Teilnahme an einer Lotterie zu tun", sagen die Inhaber des Wiesbadener Unternehmens Vogel & Detambel JobSearch. Seit mehr als 15 Jahren agieren die beiden Personalberater Daniel Detambel und Hans Rainer Vogel im Markt für die Besetzung von Führungskräftepositionen. Im Folgenden geben sie zehn Tipps, wie Bewerber auf dem verdeckten Stellenmarkt erfolgreich sein können:

1. Nutzen Sie den verdeckten Stellenmarkt!

Warten Sie nicht auf die passende Stellenausschreibung oder den Anruf eines Headhunters. Werden Sie selbst aktiv und finden Sie Jobs, die nicht in Inseraten stehen! 80 Prozent der Stellen werden nicht offen ausgeschrieben. Daher ist es auch in der IT-Branche ratsam, auf dem verdeckten Stellenmarkt nach Positionen zu suchen, anstatt sich auf offen ausgeschriebene Stellenanzeigen zu bewerben. "Konfigurieren" Sie sich selbst Ihren Job!

2. Schauen Sie über den Tellerrand!

Beachten Sie bei Ihrer Jobsuche auch Möglichkeiten im Bereich Lobbying, in der Politik und in IT- und Branchenverbänden. Bringen Sie hier Ihre Erfahrung ein! Ziehen Sie auch eine Selbständigkeit in Betracht. Besuchen Sie ungezwungen Gründungsseminare - so werden Sie schnell erkennen, ob Ihnen diese Möglichkeit zusagt.

3. Erkennen Sie frühzeitig Trends!

Keine andere Branche entwickelt sich so rasant wie die IT. Beobachten Sie Trends, seien Sie neugierig und beflügeln Sie durch frühzeitige Weiterbildung und Qualifizierung Ihre Karriere! Setzen Sie in Ihrer Karriereplanung Themenschwerpunkte und spezialisieren Sie sich darauf. So heben Sie sich von der Konkurrenz ab und machen sich zu einem unersetzlichen Mitarbeiter.

4. Ziehen Sie Startups in Betracht!

Bessere Karrierechancen, Verdienst- und Entwicklungsmöglichkeiten und ein angenehmes Arbeitsklima bieten nicht nur große und bekannte Firmen, sondern auch kleine und mittlere Unternehmen, die im IT-Bereich in Deutschland nicht selten sogar Weltmarktführer und "Hidden Champions" sind. Diese zu finden ist zwar suchintensiver und langwieriger, aber es lohnt sich.

5. Identifizieren Sie systematisch Zielfirmen!

Nutzen Sie, neben der Internet-Recherche, insbesondere Firmenhandbücher, Branchen- und Messeverzeichnisse aus dem IT-Bereich. Diese bieten eine sinnvolle und systematische Auswahl aus der Flut an vorhandenen Informationen.

bewerben in der Krise
1. Wie findet man eine offene Stelle?
<b>Gabriele Eilers, IhrPersonal</b>: "Optimieren Sie Ihre Bewerbungsunterlagen. Identifizieren Sie die für Sie relevanten Stellenmärkte in den Medien und nutzen Sie deren vielfältige Möglichkeiten. Finden Sie die Firmen, für die Sie gerne arbeiten wollen und starten Sie individuell zugeschnittene Initiativbewerbungen."
2. Es gibt mehr als einen Weg zum Job
<b>Cornelia Riechers, Quality Outplacement</b>: "Der erfolgreiche Bewerber kennt mehr als einen Weg zum neuen Job. Er reagiert auf <b>Angebote in Printmedien</b> und durchforstet dazu sowohl regionale und überregionale Tageszeitungen als auch relevante Fachzeitschriften. In den <b>Internet-Jobbörsen und entsprechenden Suchmaschinen</b> kennt er sich aus. Er schaltet auch ein eigenes Stellengesuch und trägt sein Profil in solche <b>Internet-Portale</b> ein, wo potenzielle Arbeitgeber es finden. Die Möglichkeiten der Agentur für Arbeit schöpft er aus, einschließlich der angeschlossenen Institutionen wie ZAV. Er geht von selbst auf Firmen zu, nicht nur per Telefon, Brief und E-Mail, sondern auch persönlich. Außerdem wendet er sich an die <b>Personalberater</b> und Vermittler in seinem Fachbereich. Sein berufliches und privates Kontakt-Netzwerk nutzt er, um seinen Aktionsradius zu erweitern. Und er optimiert seinen Auftritt mit der Unterstützung eines Outplacement- oder Karriereberaters."
3. Und noch ein Tipp zur Jobsuche:
<b>Susanne G. Rausch, act value</b>: "Neben dem offenen Stellenmarkt, sollten Bewerber auch den verdeckten Stellenmarkt ins Visier nehmen. Der "verdeckte Stellenmarkt" zeichnet sich dadurch aus, dass es einen potenziellen Bedarf an qualifizierten Kandidaten gibt, die diesbezüglichen Stellen jedoch zu einem bestimmten Zeitpunkt aus bestimmten Gründen noch nicht beschrieben, geschaffen oder ausgeschrieben wurden."
4. Wie sollte eine Bewerbung aussehen, damit sie Erfolg hat?
<b>Matthias Busold, Kienbaum</b>: "Während in Boomzeiten mangels adäquater Personalangebote Positionen oftmals mit Kandidaten besetzt werden, die nur anteilig das geforderte Profil mitbringen, kann in Krisenzeiten der hundertprozentig passende Kandidat gefunden werden. Um Absagen und damit Frust zu vermeiden, sollten sich Aspiranten auf Positionen bewerben, die ihrem Profil nahezu in Gänze entsprechen, statt wild Bewerbungen auf alle möglichen Positionen zu versenden."
5. Worüber sollten sich Bewerber im Vorfeld informieren?
<b>Gerhard Humbert, HSC Personalmanagement</b>: "Vor allem darüber, ob Firma und Position zu ihm passen und umgekehrt. Dann die Stellenbeschreibung, die Anforderungen und welche Kommunikationsform vorgesehen ist (E-Mail, Online, normale Post, Telefon). Bei der Stellenbeschreibung und den Anforderungen sollte der Bewerber versuchen, sich ein möglichst gutes Bild von der Person zu machen, die das Unternehmen sucht. Nicht nur, um es mit dem Selbstbild zu vergleichen, sondern auch um einzuschätzen, welche der aufgeführten Tätigkeitsmerkmale, Erfahrungen, Kenntnisse und anderen Kriterien die wichtigsten sind, die ein Kandidat unbedingt mitbringen muss."
6. Was muss man im Vorstellungsgespräch beachten?
<b>Thomas Leibfried, Computacenter:</b> "Grundsätzlich sollten Bewerber sich nicht anders verhalten als sonst auch. Empfehlen würde ich jedoch, zusätzliche Fragen zu stellen, die die wirtschaftliche Situation des Unternehmens und die mittelfristigen Aussichten betreffen, um die Gefahren bei einem Arbeitsplatzwechsel besser einschätzen zu können."
7. Und noch ein Tipp zum Vorstellungsgespräch:
<b>Nicole Mamier, Realtech:</b> "In Krisenzeiten ist es wichtig, dass der Bewerber im Vorstellungsgespräch die Ernsthaftigkeit seines Interesses an einem Arbeitgeberwechsel vermittelt. Natürlich muss der Bewerber auch das Unternehmen besonders auf Herz und Nieren prüfen. Wen sucht das Unternehmen und warum, was wird in der Position erwartet und geboten und bin ich tatsächlich bereit, für den beschriebenen Job zu wechseln? Also, eigentlich wie immer - aber auf beiden Seiten aktuell sicher mit einer Extraportion Skepsis gewürzt."
8. Und noch einer:
<b>Daniela Kudell, IhrPersonal:</b> "Bereiten Sie sich auf das Unternehmen, die Gesprächsinhalte, die Rahmenbedingungen und die Gesprächspartner vor. Seien Sie professionell, verstellen Sie sich aber nicht. Nutzen Sie die Gelegenheit zu prüfen, ob Sie, die Aufgabe und das Unternehmen langfristig zueinander passen."

Präsentieren und positionieren

6. Starten Sie Ihr Direkt-Marketing!

Von jeder zu besetzenden Stelle wissen in aller Regel mehrere Personen. Und weil jedes Jahr in der IT-Branche rund 25 Prozent aller Positionen neu besetzt werden, sollten Sie davon ausgehen, dass jeder, wirklich jeder, mit dem Sie in Kontakt kommen, einen guten Tipp für Sie haben könnte.

7. Präsentieren Sie sich als Dienstleister!

Hans Rainer Vogel (links) und Daniel Detambel raten Bewerbern, neue Jobs nicht nur in Inseraten zu suchen.

Arbeiten Sie Ihre Stärken heraus und bieten Sie Ihre Fähigkeiten aktiv bei Unternehmen an. So wie Headhunter die Annahmen darüber treffen, wo die richtigen Kandidaten für einen Firmenauftrag zu suchen sind, treffen Sie die Annahmen darüber, welche Unternehmen Ihre Unterstützung brauchen. Überzeugen Sie dort den entscheidenden Ansprechpartner von Ihren Fähigkeiten, und wecken Sie so Bedarf.

8. Positionieren Sie sich klar!

Die IT-Branche ist ein unüberschaubares Feld an Begriffen, Fachvokabular und Positions- und Jobbezeichnungen, die selbst von Branchenzugehörigen nicht immer verstanden werden. Seien Sie daher in der Lage, Ihren fachlichen und beruflichen Hintergrund und Ihre Ziele in zwei Sätzen prägnant und anschaulich darzustellen.

9. Suchen Sie nicht nur in Großstädten!

Ländliche Regionen werden aufgrund vermeintlich mangelnder Lebensqualität bei der Karriereplanung oft kategorisch ausgeschlossen. Doch gerade im IT-Bereich siedeln sich renommierte Unternehmen und Startups auch in kleineren Städten oder Dörfern an.

10. Besuchen Sie Veranstaltungen!

Kongresse sind eine wichtige Plattform und ein idealer Ort zum Netzwerken und zum Aufbau von Geschäftsbeziehungen, die sich später als einträglich erweisen können. Besuchen Sie IT-Kongresse und -Veranstaltungen und vergessen Sie Ihre Visitenkarten nicht.

was machen Sie beruflich
1. Schritt: Attention
Nehmen wir an, Sie befinden sich auf einer Messe, bei einem Netzwerktreffen oder bei einer gesellschaftlichen Rahmenveranstaltung. Sie lernen einen Teilnehmer kennen, der das Gespräch nach der Vorstellung vielleicht so eröffnet: "Und was machen Sie so, womit verdienen Sie Ihr Geld?" Ihr Gesprächspartner könnte zu einem wertvollen Geschäftskontakt werden, daher gilt es, sich möglichst kurz und interessant zu fassen, gemäß der AIDA-Formel "Attention - Interest - Desire - Action". Hier ein Beispiel für eine gelungene Antwort beziehungsweise Kurzpräsentation:<br/><br/> "Guten Tag, mein Name ist Peter Müller von PC Müller, ich mache PC’s sicher." (Attention)
2. Schritt: Interest
"Sie kennen sicher die großen Probleme, die mit Datenklau, dem Ausspionieren von Geschäftsgeheimnissen bis hin zur Lahmlegung ganzer PC-Netze immer wieder vorkommen." (Interest)
3. Schritt: Desire
"Ich verhindere so etwas und das ist gar nicht so kompliziert, wie es immer erzählt wird - und auch gar nicht so teuer, wenn man weiß, wie es geht." (Desire)
4. Schritt: Action
"Was für ein Sicherungssystem setzen Sie ein?" (Action)