Jobbörse CeBIT: Wann Bewerber "anbeißen"

07.02.2008
Es gibt kaum einen besseren Ort als die weltgrößte Computermesse, um seinen künftigen Arbeitgeber kennen zu lernen. Vier IT-Spezialisten erzählen, wie sie auf der CeBIT einen Job fanden.

Andreas S. kann man als Quereinsteiger ins SAP-Umfeld bezeichnen. Er studierte nämlich in Hamburg Bioinformatik, fand aber im Rahmen eines Hochschulprojekts Gefallen an der Beratung. Um sich einen Überblick über dieses weite Feld zu verschaffen, entschied er sich 2007 für einen CeBIT-Besuch. Als Erstes forstete er die Ausstellerliste durch, suchte sich die ihn interessierenden Unternehmensberatungen heraus und besuchte deren Internet-Seiten, um sich gut vorbereitet am Stand präsentieren zu können. Dabei spielten Größe und Image der Consulting-Häuser eine überdurchschnittliche Rolle in der Auswahl. Auf seinen jetzigen Arbeitgeber, das mittelständische SAP-Beratungshaus Itelligence, stieß er eher zufällig. Die Bielefelder hatten ihren Stand im Karrierezentrum der COMPUTERWOCHE, in dem sich große Konzerne, aber auch kleine Firmen tummeln, die auf Bewerbersuche sind.

S. lief mit einem Paket Lebensläufen und Zeugnissen über die CeBIT. Die Gespräche mit den Firmenvertretern liefen "recht formell informativ und professionell freundlich" ab, wie es der Junginformatiker formuliert. Er könne jedem Jobsucher nur empfehlen, das Ganze als "Werbegespräch" zu betrachten, das bedeutet, kurz und knapp Lebenslauf, Motivation und Interesse an der Firma zu artikulieren. Sein Tipp lautet, sich eine Prioritätenliste anzufertigen. Man müsse nämlich bedenken, dass die Konzentration mit jedem Gespräch abnehme. Der Erstkontakt müsse aber "sitzen", denn er kann "entscheidend für den weiteren Verlauf der Bewerbung" sein. Seine Wahl fiel schließlich auf Itelligence, weil ihm die "positive Offenheit" am Stand gefiel, aber auch die Möglichkeit, im Ausland zu arbeiten.

Empfehlungsschreiben machte Eindruck

Philipp Uihlein hat in Karlsruhe Informatik studiert. Schon während seiner Ausbildung kam er in Projekten mit Microsoft in Kontakt, so dass bei ihm der Wunsch entstand, in so einem Umfeld auch beruflich Fuß zu fassen. Als er dann als Student die Chance erhielt, am Microsoft-Stand auf der CeBIT zu jobben, schaute er sich im Karrierezentrum auch bei anderen Arbeitgebern um und kam so ins Gespräch mit einer Mitarbeiterin der Personalabteilung von Avanade. Uihlein sagt, dass er sich schon vor Messebeginn die Online-Auftritte einiger Firmen angesehen hatte, die an der Schnittstelle von Beratung und IT aktiv sind: "Ich war an einer Consulting-Tätigkeit mit technischer Ausrichtung interessiert."

Wie S. hatte auch er Bewerbungsmappen mit Lebenslauf und Zeugnissen dabei, aber auch das Empfehlungsschreiben des Professors, bei dem er seine Praktika absolviert hatte. Uhlein war von Avanade angetan: "Besonders gefallen haben mir die nette Gesprächsumgebung sowie das schnelle und unkomplizierte Vorgehen." Schon kurz nach Messeende fand das telefonische Interview statt, das einen wichtigen Baustein im Avanade-Recruiting bildet. Anfang Mai erhielt er dann sein Vertragsangebot, obwohl er noch Student war.

Uihlein empfiehlt Jobsuchern, auf der Messe den Moment für eine entspannte Gesprächsatmosphäre abzupassen. Das könne man am besten, in dem man vorab einen Termin ausmache oder beispielsweise am frühen Vormittag das Gespräch suche, wenn noch nicht soviel los ist.

Auch Jens Tolkmitt ist via CeBIT bei Avanade gelandet und arbeitet nun dort als Architect Systems Engineering. Selbstbewusst sagt er, dass er auf einem Messestand schon erwarte, dass "man mir auf Fragen Antworten geben kann und dass der Repräsentant des Unternehmens ebenfalls gut vorbereitet und informiert ist". Dass man als Bewerber gut vorbereitet antritt, setzt er voraus und lässt nicht unerwähnt, dass es sich "immer um ein kleines Verkaufsgespräch" handelt.

Termin vorher vereinbaren bringt Pluspunkt

Vertreter mehrerer Firmen äußerten auf der Messe den Wunsch, Tolkmitt kennen zu lernen. Er entschied sich für Avanade, da ihn der professionelle Bewerbungsvorgang beeindruckte und ihm die Aufgabe, die ihn erwartete, gefiel.

Auch Tolkmitt rät, sich im Vorfeld klar zu werden, was man möchte: "Man sollte eine Vorstellung davon haben, was man sucht. Zielloses Umherirren bringt nichts." Als weniger wichtig erachtet er es, vollständige Bewerbungsunterlagen mitzuschleppen. Wie Uhlein ist er überzeugt, dass ein vorher am Telefon vereinbarter Interviewtermin mehr bringe.

Till Heilmann kann man mit seinen 36 Jahren zu den Erfahrenen im IT-Business zählen. Seit vielen Jahren besucht er die CeBIT, um sich über IT-Trends zu informieren. Er beobachtet auch die Äußerlichkeiten genau: "Ein Messestand transportiert durch seine Farben, Logos, die Sprache und die Menschen, die dort stehen, eine Menge Informationen über das betreffende Unternehmen." Deshalb ist er nicht der Typ, der mal schnell ein paar Bewerbungsunterlagen unter die Personaler verteilt. Aufgrund seiner Erfahrungen setzt er auf eine Doppelstrategie, die er auch anderen Jobsuchern empfiehlt. Zum einen führt er Gespräche mit Unternehmen, deren Auftritt und Image ihm gefallen. Im zweiten Schritt informiert er sich nach Messeschluss vor alllem im Web, aber auch direkt per Telefon, ob sein Eindruck mit dem, was er danach an Informationen sammelt, übereinstimmt. "Es ist wichtig, dass die unterschiedlichen Situationen – Messegespräch, Telefonat, Web-Auftritt - zueinanderpassen und man sich als Bewerber wohlfühlt." Er gibt zu, dass er Zeit brauche, "um die gesammelten Eindrücke zu verarbeiten, um daraus eine Aktivität abzuleiten". So sei es ihm auch mit dem aktuellen Arbeitgeber gegangen. Der Messestand habe ihm gefallen, eine Postkarte für Bewerber hinterließ einen bleibenden Eindruck, und als auch noch ein Telefongespräch und der Web-Auftritt gut abschnitten, stand einer Bewerbung nichts mehr im Wege, um bei Itelligence anzuheuern. (hk)