Anwendungsentwickler, 50 plus

Job in Gefahr - was nun?

31.07.2008 von Karen Funk
Welche Chancen ein über 50-jähriger Anwendungsentwickler auf dem Arbeitsmarkt hat, das erklärt Cornelia Riechers, Outplacement- und Karriereberaterin im CW-Forum "Ratgeber Karriere".

Noch bis zum 6. August 2008 beantwortet die Karriereberaterin Cornelia Riechers von Quality Outplacement die Fragen unserer Leser rund um Bewerbung und Karriere. Einer unserer Leser, "IT-Dino", der Betriebswirtschaftslehre studiert hat und seit 20 Jahren als als Anwendungssentwickler im Bereich Rechnungswesenstandardsoftware (Client/Server) für seinen Arbeitgeber tätig ist, fürchtet um seinen Job und darum, im Alter von 51 Jahren keine Folgeanstellung mehr zu bekommen. Er schreibt: "Mein Tätigkeitsbereich erstreckt sich über Analyse, Konzeption und Realisierung von neuen Anforderungen bis hin zur Wartung und Qualitätssicherung. Die Entwicklung erfolgt in einer modernen objektorientierten 4GL-Umgebung. Die Arbeit ist interessant und macht mir immer noch Spaß. Ich habe keine Personalverantwortung. Ich fühle mich in der reinen Fachlaufbahn auch am wohlsten." Da sein Arbeitgeber in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckt, scheint ihm eine Insolvenz nicht ausgeschlossen.

IT-Dino fragt:

"Was mache ich, wenn dieser Fall eintritt. Bleibt dann nur noch die Chance auf IT-fremde Jobs, oder sehen Sie noch eine Chance für Entwickler über 50? Würde eine Auffrischung alter COBOL- und Host-Kenntisse eher Sinn machen, als eine Fortbildung in neueren Programmiersprachen beziehungsweise Technologien?"

Cornelia Riechers antwortet:

Die promovierte Karriereberaterin Cornelia Riechers ist Inhaberin von Quality Outplacement.

Guten Tag, IT-Dino!

Ihre Frage ist sehr interessant und bewegt sicherlich viele Herzen. Was tun, wenn man mit über 50 Jahren seinen Job verliert?

In meinen 17 Jahren als Outplacement- und Karriereberaterin habe ich schon sehr viele Kandidaten über 50 wieder in einen neuen Job begleitet. Ich will nicht behaupten, dass das immer einfach war. Aber das Alter allein ist keine Barriere.

Meiner Meinung nach bringen Sie für eine berufliche Neuorientierung die besten Voraussetzungen mit: Sie wissen, was Sie gerne tun. Ihr Job macht Ihnen Spaß. Humor scheinen Sie auch zu haben. Jemandem, der mit Freude an die Arbeit herangeht, traut man auch gute Leistungen zu - unabhängig vom Alter. Sie können auf langjährige Erfolge zurückblicken und haben das erreicht, was Sie erreichen wollten.

Tipp 1: Arbeitszeugnis

Lassen Sie sich ein sehr gutes, sehr aussagefähiges Arbeitszeugnis ausstellen, wenn Sie Ihre Firma verlassen müssen.

Die Suche nach einem branchenfremden Job gestaltet sich in der Regel sehr viel schwieriger als die Suche nach einer Stelle in dem Bereich, in dem man durch umfangreiches Know-how glänzen kann. Warum sonst - als wegen seiner Kenntnisse und Erfahrungen - sollte eine Firma einen älteren Mitarbeiter einstellen?

Tipp 2: berufliches Ziel klären

Klären Sie ausführlich Ihr berufliches Ziel, bevor Sie sich bewerben. Nutzen Sie dazu ruhig professionelle Hilfe. Damit können Sie bereits anfangen, bevor der Rausschmiss droht. Ob das Auffrischen alter Kenntnisse oder das Erlernen neuer Technologien sinnvoller ist, hängt davon ab, für welche Zielposition und für welche Zielunternehmen Sie sich entscheiden.

Ich wünsche Ihnen, dass der drohende Jobverlust nicht eintritt. Aber wenn doch, wer weiß - vielleicht ist es eine Chance auf etwas, das anders niemals möglich gewesen wäre?

Mit den besten Wünschen für Ihre Zukunft!

Cornelia Riechers."

(Lesetipp der Redaktion: "Softwareentwickler: Was im Arbeitszeugnis stehen muss")

Wenn auch Sie Fragen zur Bewerbung und Karriere haben, können Sie sich noch bis zum 6. August 2008 im Online-Karriereforum der COMPUTERWOCHE an Cornelia Riechers wenden.