Hays und PAC-Studie

Jedes zweite Unternehmen setzt auf Freiberufler

17.09.2014 von Bettina Dobe
Vor allem in IT-Abteilungen von Unternehmen kommen Freiberufler häufig zum Einsatz, so eine aktuelle Studie. Grund dafür sind der schwankende Personalbedarf und der Mangel an Fachkräften.

Der Expertenmangel wird sich noch verschärfen: Jeder vierte Verantwortliche in Bereichen, in denen besonders viele Wissensarbeiter eingesetzt sind, erwartet, dass er in Zukunft mehr Spezialisten als bisher braucht, so die Studie "Personalbedarfsplanung und -beschaffung in Unternehmen" des Personaldienstleister Hays in Zusammenarbeit mit der Unternehmensberatung Pierre Audoin Consultants (PAC). Für die Untersuchung wurden 358 Fachbereichs-, Personal- und Einkaufsleiter befragt.

Immer weniger Bewerber

Düstere Zeiten kommen auf die Personaler Deutschlands zu: "Während auf der einen Seite der Bedarf an Spezialwissen steigt, sinkt andererseits die Zahl an geeigneten Bewerbern", heißt es in der Studie. Diese Schwierigkeiten betreffen vor allem die IT. So mangelt es zum Beispiel an SAP-Experten oder Softwarearchitekten. Laut der Hays-Untersuchung seien sogar zwei Drittel der befragten Fachbereichsleiter unzufrieden mit der Personalsituation - in der IT dürften es sogar noch mehr sein.

Hürden für Personaler bei der Personalplanung -
Vor welchen Hürden stehen Personaler?
Einige Faktoren verhindern, dass Unternehmen tatsächlich die Mitarbeiter einstellen können, die sie brauchen, so die Studie "Personalbedarfsplanung und -beschaffung in Unternehmen" des Personaldienstleisters Hays zusammen mit der Unternehmensbertaung PAC.
1. Zunehmender Bedarf an Spezialwissen
43 Prozent der befragten Personaler geben an, dass sie den zunehmenden Bedarf an Spezialwissen als starke Beeinträchtigung der Personalplanung empfinden.
2. Keine Bewerber
40 Prozent sagen laut Studie, dass sich zu wenige geeignete Bewerber bei ihnen melden.
3. Fachkräftemangel
34 Prozent sehen den Mangel an qualifizierten Fachkräften generell als starke Beeinträchtigung an.
4. Generation der Silver Worker
Als sehr problematisch gilt für immerhin noch 30 Prozent der befragten Personaler die alternde Belegschaft für die Zukunftsplanung.
5. Kurzfristige Denke
Fast genauso viele, 29 Prozent, betrachten die immer kürzer werdenden Planungszeiträume als großes Problem.
6. Viel zu unsicher
In die gleiche Kerbe schlägt das Problem von 24 Prozent der von Hays befragten Personaler: Sie empfinden die zunehmende Planungsunsicherheit als sehr starke Beeinträchtigung.
7. Kein Verlass mehr
Auch die schwankende Auftragslage sehen 23 Prozent der Personaler als Problem.
8. Hektik
22 Prozent der Befragten geben an, dass die Beschleunigung von Abläufen ein großes Problem bei der Personalplanung ist.
9. Wenig Geld
Für 16 Prozent der Befragten sind die geringen Ressourcen für Planung und Steuerung eine große Hürde, die sie bewältigen müssen.
10. Rechtsprobleme
Nur neun Prozent der Befragten geben an, dass rechtliche Unsicherheit ein Problem bei der Personalplanung darstellet.

Die Sorgen der Personaler sind vielfältig: 43 Prozent der befragten HR-Manager sehen im zunehmenden Bedarf an Spezialwissen eine Hürde darin, ihren Personalbedarf zu decken. Immerhin noch 40 Prozent geben an, dass sich zu wenig Experten bewerben würden. Darüber hinaus rechnen die Personalfachleute mit Hürden wie etwa einen Mangel an qualifizierten Fachkräften generell, alternde Belegschaft, kürzere Planungszeiträume und hohe Planungsunsicherheit.

Keiner denkt in die Zukunft

Notwendig wäre eine in die Zukunft gerichtete, fundierte Personalstrategie. "Viele Unternehmen müssen heute darüber nachdenken, wie sie den künftigen Personalbedarf in Geschäftsfeldern sicherstellen, in denen sie bis dato noch gar nicht präsent sind", heißt es in der Studie. Davon sind viele Firmen noch weit entfernt. Um zumindest temporär den Mangel zu beheben, setzt vor allem die IT auf Selbständige. 48 Prozent der befragten IT-Fachbereichsleiter gaben an, in ihrem Team Freiberufler einzusetzen. Im Bereich Research & Development sind es dagegen nur 38 Prozent und bei Finance & Accounting nur 25 Prozent. Für die hohe Zahl an Freiberuflern in den IT-Abteilungen liefert Hays eine Erklärung: "So ist der Einsatz von Freiberuflern in der IT aufgrund des ausgeprägten Projektcharakters überporportional stark verbreitet", heißt es. Zu diesem Ergebnis kommen auch andere Untersuchungen.

Zeitarbeiter in der IT?

Immerhin noch fast jedes dritte Unternehmen (32 Prozent) setzt auf IT-Zeitarbeiter - die geringere Zahl lässt sich wohl damit erklären, dass kaum ein ITler zu den niedrigen Stundensätzen von Zeitarbeitsfirmen arbeitet. Dafür ist die Zahl sogar noch überraschend hoch, wenn man bedenkt, welche Einstiegsgehälter in der IT heute gängig sind.

Auf IT-Freiberufler kommen glückliche Zeiten zu.
Foto: Mila Supynska - Fotolia.com

Ein Trost für IT-Leiter dürfte die hohe Zahl an Freiberuflern sein. Der schwankende Bedarf an Spezialisten in Projektzeiten ist ein Argument, das für freie Mitarbeiter spricht. Andererseits werden IT-Experten bald nur noch gegen sehr hohe Honorare zu haben sein. Ein Ausweg aus der Misere könnte sein, die Experten schon jetzt an die Firma zu binden, in Weiterbildungen zu investieren und den Mitarbeitern Freiräume zu bieten. Aus einem externen Mitarbeiter kann schnell ein Festangestellter werden, wenn ihm die Arbeitsbedingungen in der Firma gefallen. Das setzt jedoch voraus, dass der IT-Leiter Einfluss auf die Personalplanung hat.

Das Problem in der Personalplanung ist hausgemacht. Zwar haben 82 Prozent der befragten Unternehmen eine Personalstrategie, so die Studie. Auf der anderen Seite bezögen 80 Prozent der Personalleiter die Fachbereiche nicht in die Strategieentwicklung ein. Einkauf, Personalabteilung und Fachbereichsleiter stimmen sich bei Einstellung noch zu selten ab und verfolgen jeweils eine eigene Strategie. Eine firmenweite Planung wäre hier sinnvoll. "Die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen hängt mehr denn je davon ab, inwieweit es Unternehmen gelingt, neue Geschäftsfelder und Themen mit dem passenden Personal zu erschließen", heißt es in der Studie. Teuere Selbständige können langfristig keine Lösung sein.

Lünendonk-Studie: Top Ten der Freiberufler-Vermittler
Gute Aussichten für IT-Freelancer
Wer als einer von derzeit etwa 87.500 IT-Freien auf dem deutschen Markt agiert, hat gut Lachen. Das zeigen zwei Studien von Lünendonk: "Der Markt für Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung freiberuflicher IT-Experten in Deutschland" und "Führende Zeitarbeits- und Personaldienstleistungsunternehmen in Deutschland".
Gefragte Informatiker
Ein Blick in Lünendonks Studie über führende Zeitarbeitsfirmen und Personaldienstleister 2014 bestätigt den hohen Bedarf an Informatikern. Gerade die Top-Ten-Personaldienstleister suchen IT-Fachkräfte.
Führende Vermittler von IT-Freien: Platz 22 bis 11
Insgesamt hat Lünendonk 22 Firmen untersucht, die Rekrutierung, Vermittlung und Steuerung von IT-Freien in Deutschland anbieten. Die Zahlen in der Liste sind teilweise geschätzt.
Platz 10: emagine
Die GFT-Tochter emagine, im Bild emagine Geschäftsführer Stefan Frohnhoff, machte 2013 mit der Freiberuflervermittlung einen Umsatz von 43 Millionen Euro (Vorjahr: 61,1 Mio), der Gesamtumsatz von emagine betrug 93,4 Millionen Euro (Vorjahr 113,8 Mio).
Platz 9. Quest
erwirtschaftete 2013 44 Mio. Euro Umsatz mit Freiberuflervermittlung (Vorjahr:49 Mio). Der Dienstleister beschäftigte 2013 46 Mitarbeiter, zwei mehr als 2012.
Platz 8: Etengo
Etengo-Vorstandschef Nikolaus Reuter kann sich über 45 Millionen Euro Umsatz und damit sieben Millionen mehr als in 2012 freuen. Die Mitarbeiterzahl der Mannheimer wuchs von 39 im Jahr 2012 auf 51 im Jahr 2013.
Platz 7. 1st Solution
Mit 46,6 Millionen Euro Umsatz durch die Freiberuflervermittlung im Jahrt 2013 hat 1st Solution fast den Wert des Vorjahres erreicht (46,8 Mio). Der Gesamtumsatz ging in dem Zeitraum um drei Millionen auf 59 Millionen zurück. 1st solution beschäftigte 2013 68 Mitarbeiter.
Platz 6: Westhouse Consulting
..ist unter anderem spezialisiert auf die Vermittlung von SAP-Freiberufler. 2013 liefen die Geschäfte bestens: Der Umsatz der Freiberuflervermittlung stieg um 23 Millionen auf 62,1 Millionen Euro an, der Gesamtumsatz stieg von 47 auf 71 Millionen Euro, die Mitarbeiterzahl von 65 auf 87 Euro.
Platz 5. SThree
... und ihre IT-Personalvermittlung Computer Futures haben 2013 mit IT-Staffing 62,7 Millionen Euro umgesetzt, 2,9 Millionen Euro mehr als 2012. Auch der Gesamtumsatz stieg von 137 Millionen auf 141 Millionen Euro. SThree beschäftigt 505 Mitarbeiter.
Platz 4. Solcom
Die Solcom-Geschäftsführer (von links) Martin Schäfer, Ansgar Nagel, Thomas Müller und Andreas Müller können zufrieden sein: Die IT-Freiberuflervermittlung brachte 2013 einen Umsatz von 67 Millionen Euro ( Vorjahr: 57,8 Millionen) ein. Die Mitarbeiterzahl wuchs um 23 auf 110.
Platz 3. Allgeier
Mit einem Gesamtumsatz von 239,4 Millionen Euro in 2013 hebt sich Allgeier auf Platz 3 deutlich von den Wettbewerbern ab. 161,2 Millionen Euro ( Vorjahr: 172,1 Mio. Euro) entfielen davon auf die IT-Freiberuflervermittlung. Die Mitarbeiterzahl stieg von 411 auf 437 an.
Platz 2. Gulp
... macht mit IT-Freiberuflervermittlung gut 100 Millionen mehr Umsatz als Allgeier Experts und liegt unangefochten auf Platz 2 des Rankings. Von 2012 auf 2013 erhöhte sich der Gesamtumsatz um mehr als 32 Millionen Euro auf 278,4 Millionen Euro, davon 268,3 Millionen Euro Umsatz durch IT-Freiberuflervermittlung (2012: 236,1 Mio. Euro). Gulp ist schlank aufgestellt und beschäftigt 180 Mitarbeiter ( 2012: 165 Mitarbeiter).
Platz 1. Hays
... und Vorstandschef Klaus Breitschopf sind die unangefochtenen Platzhirsche in der IT-Freiberuflervermittlung: Von 2012 auf 2013 stieg der Umsatz im IT-Staffing um 223 Millionen auf 759 Millionen Euro. Damit ist allein das Umsatzplus von Hays größer als der Freiberufler-Umsatz des Drittplatzierten Allgeier Experts. Hays erwirtschaftete mit 1380 Mitarbeiter 2013 einen Gesamtumsatz von 1,1 Milliarden Euro. Im Vorjahr waren es noch 819 Millionen Euro mit 1100 Mitarbeitern.
Auftraggeber in den Unternehmen
Nicht immer geht der Wunsch nach der Zusammenarbeit mit IT-Freelancern von der IT-Abteilung innerhalb der Unternehmen aus. Dies ist in 42 Prozent der Fälle so. Fast ebenso oft werden sie von der Einkaufsabteilung angefordert. Ein weiteres Ergebnis der Studie: in neun von zehn Fällen kommt der Freelancer zum Kunden.
Honorarerwartung nach Kenntnissen
Die Vermittler erwarten, dass insbesondere die Honorare für SAP-Spezialisten steigen. Denn diese sind besonders gesucht.