Jeder zweite IT-Serviceanbieter will Mitarbeiter einstellen

12.07.2006
Vor allem Experten mit Projekterfahrung und Beratungskompetenz stehen hoch im Kurs.

Die Belebung des IT-Servicemarkts schlägt sich auch im Personalbedarf der Anbieter nieder. Einer Studie von Berlecon Research zufolge will mehr als die Hälfte der deutschen IT-Dienstleister ihre Belegschaft in diesem Jahr aufstocken. Gesucht werden vor allem Experten, die umfangreiche Projekterfahrung, spezifisches technisches Know-how und Beratungskompetenz mitbringen.

Solche Experten sind jedoch rar und teuer. Angesichts der hohen Löhne und Tagessätze für Spitzenkräfte fallen für die Expertensuche erhebliche Kosten an. Die Analysten befürchten daher, dass sich die Belebung des IT-Servicemarkts weniger in den Gewinnen der Anbieter als vielmehr in den Bilanzen von Headhuntern und auf den Gehaltsabrechnungen der Spezialisten widerspiegelt. Dieses Phänomen ist weit verbreitet. Parallelen ziehen die Berater etwa zum Fußballgeschäft, wo die Konzentration auf wenige Spezialisten für stetig steigende Spielergehälter und Transfersummen sorgt - zur Freude der Fußballer und ihrer Trainer. Demgegenüber wächst die Zahl der finanziell angeschlagenen Fußballvereine.

Die Experten empfehlen daher, in der eigenen Belegschaft nach potenziellen Experten zu suchen. Wer Angestellte, deren Arbeitsplätze aus bestimmten Gründen obsolet geworden sind, rechtzeitig für die Erschließung attraktiver Geschäftsfelder weiterbilde, könne Experten gewinnen und dabei gleichzeitig Betriebskapital erhalten und Entlassungskosten einsparen, so das Argument. Eine weitere Möglichkeit besteht laut Berlecon darin, Hochschulabsolventen über Trainee-Programme und Job-Coaching zielgerichtet auszubilden. Solche Maßnahmen seien angesichts der geburtenschwachen Jahrgänge auch ein wichtiger Schritt zur Sicherung des zukünftigen Führungspersonals.

Unternehmen, die sich für diese Alternativen entscheiden, benötigen jedoch einen langen Atem. Das Ausbilden von Mitarbeitern kostet. Zudem ist ein Return on Investment (ROI) - im Gegensatz zur Einstellung "fertiger" Experten - unsicher und nicht in naher Zukunft zu erwarten. Eine auf Dauer erfolgreiche Eigenentwicklung von Experten erfordert aber auch eine langfristige Personalplanung, warnen die Berater. Um eine hohe Fluktuation der Mitarbeiter zu verhindern, gelte es, Strategien zu entwickeln, um die ausgebildeten Fachkräfte dauerhaft ans Unternehmen zu binden. Eine wesentliche Voraussetzung für die Personalplanung sei zudem die Identifikation von IT-Servicethemen, in denen mittel- und langfristig ein Bedarf an Spezialisten besteht und für die überdurchschnittlich hohe Tagessätze zu erwarten sind. (sp)